22 Vegetarische Fertiggerichte im Test

Fleisch oder Pflanzerl?

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2012 | | Kategorie: Essen und Trinken | 14.10.2011

22 Vegetarische Fertiggerichte im Test

Wenn es schnell gehen muss, sind Fertiggerichte eine praktische Sache. Nicht nur Vegetarier bevorzugen dabei gern fleischlose Varianten. Schade, dass wir nicht alle empfehlen können.

Wäre ein frischer Salat doch besser gewesen? Es ist schon komisch, wie schnell man zu einem Fertiggericht greift und doch skeptisch beäugt, was da wohl in der Verpackung steckt.

In unserem Test von 22 Fertiggerichten ohne Fleisch ging es vorrangig um das "Innenleben" von Dosen, Beuteln und Schachteln, sprich um Schadstoffe, den Salzgehalt oder Zusätze. Außerdem ließen wir den Geschmack untersuchen und prüften, ob der Inhalt hält, was die Verpackung verspricht.

Das Testergebnis

Die vegetarische Lasagne von Bio-Hersteller Demeter-Felderzeugnisse schneidet als einziges Produkt mit einem "sehr guten" Gesamturteil ab. Weitere vier fallen immerhin "gut" aus, die meisten Marken sind jedoch "befriedigend" oder "ausreichend".

Durchgefallen sind dagegen das Nudelgericht von Iglo - es erhielt ein "mangelhaft" - und die Penne-Gorgonzola-Gerichte von Edeka und Lidl - die beide mit "ungenügend" abschnitten.

Auch in vegetarischen Fertigmahlzeiten steckt viel Salz, allerdings weniger als beispielsweise in Tiefkühl-Salamipizzen. Reichlich Salz, nämlich mehr als sechs Gramm pro Teller, liefern die Bio-Kartoffeltöpfe von Eden und Naba. Das ist mehr, als man täglich maximal insgesamt zu sich nehmen sollte.

In vielen Produkten stecken überflüssige Zusätze, nämlich glutamathaltige Geschmacksverstärker. Die geschmacksverstärkende Substanz Glutamat wird dabei meist als Bestandteil von Hefeextrakt oder Würze in das Produkt eingebracht. Synthetisch gewonnenes Mononatriumglutamat findet sich nur in den Gemüse Ravioli von Maggi und der Lasagne Spinato von Popp-Feinkost. Glutamat gilt als umstritten, da Empfindliche darauf mit Schläfendruck, Kopfschmerzen oder einem steifen Nacken reagieren können.

Fünfmal werten wir ab, weil die beauftragten Labore Schadstoffe in erhöhter Menge entdeckten. Bei den Pastagerichten Frenzel Gemüse auf Penne und Combino Penne Gorgonzola handelt es sich um den Fettschadstoff 3-MCPD-Ester und bei der Eismann Kartoffelpfanne "Kreta" um den möglicherweise noch problematischeren Stoff Glycidyl-Ester. Beide Substanzen entstehen bei der Raffination von Ölen und Fetten.

Im Iglo Viva Italia! Penne Creme Spinaci und Gut & Günstig Penne Gorgonzola, mit Blattspinat stecken erhöhte Werte des Schwermetalls Cadmium. Dass zwei Spinat-Nudel-Gerichte betroffen sind, ist übrigens kein Zufall. Denn das Schwermetall reichert sich besonders in Weizen, Spinat, Salat und einigen Wildpilzen an.

Drei Essen sind mit Schmelzkäse zubereitet, in den Gut & Günstig Penne Gorgonzola stecken sogar zwei Schmelzkäsezubereitungen. Wir meinen, dass man die Gerichte besser mit "echten" Zutaten wie Käse, Sahne, Milch, eventuell einem guten Pflanzenöl und einem natürlichen Dickungsmittel wie Stärke oder Mehl zubereiten sollte. Schmelzkäse wird zudem oft mit vielen Zusatzstoffen wie Citraten oder Phosphaten hergestellt. Und wenn diese Schmelzsalze nicht zugesetzt wurden, dann...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Manchmal muss es eben schnell gehen. Dann sind Fertiggerichte eine prima Sache. Nicht nur überzeugte Vegetarier bevorzugen dabei gerne fleischlose Varianten. Damit es aber wirklich vegetarisch ist, muss man im Laden ganz schön aufpassen: In so mancher Gemüse-Minestrone steckt Hühnerbrühe, im Kartoffelgratin Gelatine und in den Ravioli Schweinefleisch. Unsere Einkäufer haben also in die Auswahl der Gerichte zum Teil mehr Zeit investiert, als ihre Zubereitung benötigt. Im Einkaufswagen landeten schließlich sowohl Konserveneintöpfe, Nudelgerichte aus der Tiefkühltruhe sowie einige Kartoffelmahlzeiten. Angebote, die es sowohl in Bio-Qualität als auch aus konventioneller Produktion gibt.

Die Inhaltsstoffe

So unterschiedlich die Produkte, so unterschiedlich war auch das Prüfprogramm: Produkte mit einem hohen Gemüseanteil wurden auf mehr als 500 Pestizide hin überprüft. Steckt viel pflanzliches Öl im Fertiggericht, haben die Labore auf gesundheitsgefährdende Fettschadstoffe untersucht. Mahlzeiten aus der Tiefkühltruhe oder dem Kühlregal mussten eine Keimprüfung über sich ergehen lassen. Gerichte, die direkt in ihren Verpackungen zubereitet werden, wurden auf mögliche Übergänge von Weichmachern gecheckt. Der Salzgehalt interessierte uns wiederum bei allen Produkten, und auch, ob Schwermetalle die Lebensmittel belasten oder die Gerichte mit geschmacksverstärkenden Stoffen aufgepeppt werden.

Die Sensorik

Mit fünf Prozent Zucchini - wer solch detaillierte Angaben in seiner Zutatenliste macht, der muss sie auch einhalten. Wir ließen im Labor nicht nur auswiegen, ob der deklarierte Gehalt an Käse, Gemüse oder Nudeln tatsächlich stimmt. Vielmehr wollten wir auch wissen, wie es denn nun schmeckt. Eine solche Prüfung hat nichts mit einer Versuchsküche zu tun - es gibt ganz strenge Vorgaben, die dabei eingehalten werden müssen. Selbst wenn an der Sensorik nichts auszusetzen war - manchmal wunderten sich die professionellen Verkoster schon darüber, wie das auf der Verpackung so appetitlich anmutende Gericht dann schließlich auf dem Teller aussieht.

Die Bewertung

Schmeckt lecker! Ob das an den Zutaten oder am Aromazusatz liegt? Klar ist, dass ein Fertiggericht nur dann "sehr gut" sein kann, wenn die Zutaten stimmen und sich keine Schadstoffe nachweisen lassen. Daher legen wir den Schwerpunkt der Bewertung auf die Inhaltsstoffe, die Sensorik fließt zu 40 Prozent noch ins Gesamturteil ein. Doch wer meint, mit vollmundigen Ankündigungen auf der Verpackung den Appetit der Verbraucher schüren zu können, der muss seine Versprechen auch einhalten. Sonst gibt es Punktabzug unter Weitere Mängel. Summiert sich hier einiges, kann auch das die Gesamtnote noch mal drücken.

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