12 Tapetenkleister im Test

Ich kleb dir eine

Ratgeber Bauen und Wohnen 2014 mit CD | | Kategorie: Bauen und Wohnen | 09.05.2014

12 Tapetenkleister im Test

Auch Tapezieren will gelernt sein. Für tatkräftige Heimwerker haben wir Tapetenkleister auf problematische Inhaltsstoffe und ihre praktischen Eigenschaften untersuchen lassen. Das Ergebnis: Sie kleben gut, aber es gibt auch einiges auszusetzen.

Endlich ist der Mietvertrag unterschrieben. Eine bezahlbare Altbauwohnung, das war der Traum von Lena und Patrick. Dass sie renovierungsbedürftig ist, nehmen sie gerne in Kauf. Verschlissene Blümchentapeten an den Wänden, ein in die Jahre gekommener Teppichboden ... Das junge Paar ist froh, dass sie die erste gemeinsame Wohnung nach ihren Wünschen gestalten können. Doch ganz so einfach ist es für die Do-it-yourselfer dann doch nicht.

Schnell tut sich die erste Hürde auf: Die alten Tapeten gehen schwer runter, das treibt sie fast zum Wahnsinn. Und dann bröckelt da noch an einigen Stellen der Putz. Zum Glück ist Papa erreichbar, mit jahrzehntelanger Erfahrung als Heimwerker, der Bescheid weiß: Der Untergrund muss glatt sein, bevor sie mit dem Tapezieren loslegen können, also müssen alle Löcher geschlossen und die Unebenheiten glatt gespachtelt werden.

Die Wahl fällt auf Raufaser, die ist preiswert und praktisch. Über Farben kann man später noch entscheiden. Patrick fährt nach der Arbeit in den Baumarkt. Zusammen mit anderen Hobbyhandwerkern hastet er an endlosen Regalfluchten vorbei auf der Suche nach Tapeten, Kleister, Tapezierbürste und den anderen notwendigen Utensilien. Das kostet Zeit, da er sich nicht auskennt. Endlich: das Kleisterregal. Er greift hastig ein Markenprodukt, ein Universalkleister - da kann eigentlich nichts schiefgehen. Auf jeden Fall ist der Kleister für Raufaser geeignet, das ist die Hauptsache. Uff, die zweite Hürde ist genommen.

Die nächste folgt: Zu Hause angekommen, prüft Lena die Einkäufe und liest die Anleitung: Stark saugende Untergründe mit Tiefengrund vorbereiten oder vorkleistern? Die Fragezeichen auf Patricks Gesicht sprechen Bände. Soll er am nächsten Morgen noch mal zum Baumarkt fahren und eine Grundierung besorgen? Aber die muss trocknen, sagt ihm der gesunde Menschenverstand. Dann müssten sie das Tapezieren noch einmal verschieben. Das wirft den ganzen Zeitplan durcheinander. Also entscheiden sich die beiden ganz pragmatisch, die Wand vorzukleistern. Die Menge an Kleister müsste dafür ja wohl reichen.

Am nächsten Morgen geht's los: Tapeziertisch aufgebaut, alle Hilfsmittel bereitgelegt. Nun kann der Kleister angerührt werden, in zwei Eimern, denn der Kleister für das Vorkleistern muss stärker verdünnt werden. Patrick, der schnell zur Sache kommen will, kippt den Inhalt der Schachtel in einem Rutsch in den ersten Eimer Wasser. Er rührt. Doch die Klumpen, die sich gebildet haben, lösen sich nicht auf.

An der vierten Hürde wäre das Projekt fast gescheitert. Durch den erneuten Notruf an Papa kann es jedoch erfolgreich fortgesetzt werden: Er kommt und hilft den beiden. Neuer Kleister muss angerührt und der misslungene Versuch in einem Behältnis im Hausmüll entsorgt werden. So einfach, wie manche glauben, ist Tapezieren also nicht.

Damit Sie nicht wahllos einen Tapetenkleister aus dem Regal greifen, hat ÖKO-TEST zwölf verschiedene, für ...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Unsere Einkäufer waren vor allem in Bau-, aber auch einigen Fachmärkten unterwegs, um 12 verschiedene Tapetenkleister zum Anrühren einzukaufen. Sie sollten für Raufaser geeignet sein. Darunter finden sich zwei Produkte aus dem Naturbaumarkt. Ein Kleister von Henkel ist kein Pulver, sondern ein Granulat, das im Fünf-Kilo-Eimer verkauft wird.

Die Inhaltsstoffe

Die Hauptbestandteile der Tapetenkleister sind natürlichen Ursprungs. Meist handelt es sich um aufbereitete Zellulose, aber auch modifizierte Stärke, zum Beispiel Kartoffelstärke, wird eingesetzt - oder beides. Vielfach wird die Klebkraft durch synthetische Kunstharze verstärkt, was aber nicht immer auf der Verpackung angegeben ist. Diese synthetischen Stoffe sind aber schneller verderblich. Deshalb sind sie meist vorkonserviert. Damit der Kleister in der Packung nicht verdirbt und im angerührten Zustand nicht gammelig wird, setzen die Hersteller zum Teil weitere Konservierungsmittel/Fungizide ein. Deklariert sind diese Stoffe nicht, ob und was eingesetzt wird, bleibt im Dunkeln. ÖKO-TEST ließ die beauftragten Labore deshalb mit mehreren Methoden nach verschiedenen Stoffen fahnden, zum Beispiel nach Isothiazolinonen, nach Benzalkoniumchlorid und anderen quartären Ammoniumverbindungen, nach zinnorganischen Verbindungen sowie nach weiteren Bioziden, die im Baubereich eine Rolle spielen.

Der Praxistest und die Deklaration

Die Frage, ob die Produkte als Kleister taugen, ließen wir von einem erfahrenen Malermeister an der August-Bebel-Schule in Offenbach testen, einer Berufsschule, die auch in Farbtechnik und Raumgestaltung ausbildet. Dazu wurden 240 Quadratmeter Untergrund vorbereitet, sauber, glatt und weiß gestrichen, alles tipptopp, um mit einer handelsüblichen, mittelkörnigen Raufaser beklebt zu werden. Die Kleister wurden nach Angaben der Hersteller angerührt, die Tapeten gleichmäßig eingestrichen und nach der erforderlichen Quellzeit fachgerecht an die Wände geklebt. Der Fachmann beurteilte die Konsistenz des Kleisters und das Klebeergebnis, und er begutachtete die Anleitung auf der Verpackung. Sind alle wichtigen Angaben für den Hobbyhandwerker drauf? So zum Beispiel Informationen zu den Inhaltsstoffen, zur Vorbereitung des Untergrunds, zum Vorkleistern, zum Entfernen von Kleisterflecken, zur Haltbarkeit des angerührten Kleisters, zur Resteentsorgung.

Die Bewertung

Zweifelsohne soll ein Tapetenkleister kleben. Dennoch sind ÖKO-TEST die Inhaltsstoffe so wichtig, dass das Gesamturteil nicht besser sein kann als das Testergebnis Inhaltsstoffe. Außer den nicht chlorierten Isothiazolinonen werten wir die eingesetzten Konservierungsmittel je nach Konzentration ab, weil diese Substanzen mit gesundheitlichen Risiken verbunden sind. Sie können vor allem Haut und Schleimhäute reizen. Kunstharze bekommen im Gegensatz zu früheren Tests nicht automatisch einen Minuspunkt, weil es heute auch hochwertige Kunstharze gibt, die wir nicht allein aus Umweltgründen kritisieren wollen. Aber wir achten sehr genau darauf, ob diese mit bedenklichen oder umstrittenen Stoffen einhergehen. Das Urteil des Praxistests setzt sich zu gleichen Teilen aus den Bewertungen für Anleitung, Kleister und Klebeeigenschaften zusammen und wird wie die Inhaltsstoffe gewichtet. Auch die reinen Deklarationsmängel fließen in die Gesamtnote ein.