Hämorrhoiden-Salben im Test: So schneiden sie im Vergleich zu Zäpfchen ab

Jahrbuch für 2015 | | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 10.10.2014

Hämorrhoiden-Salben im Test: Wir haben insgesamt 17 Mittel gegen Hämorrhoiden überprüft, darunter auch Hämorrhoiden-Zäpfchen.
Foto: jaojormami/Shutterstock

Hämorrhoiden bereiten jedem zweiten Erwachsenen irgendwann einmal Beschwerden. Sind diese nicht so stark, behandeln sich Betroffene häufig selbst mit Hämorrhoiden-Salben oder Zäpfchen. Doch sind die Mittel empfehlenswert?

Obgleich Hämorrhoidenleiden zu den häufigsten gutartigen Erkrankungen des Enddarmbereichs zählen, mag doch kaum jemand darüber sprechen. Hämorrhoiden können aus verschiedenen Gründen anschwellen. Zu langes Sitzen und Übergewicht kommen als Ursachen ebenso in Betracht wie starkes und langes Pressen während des Stuhlgangs, wozu insbesondere Menschen mit Verstopfung neigen.

Auch das Gegenteil ist schlecht: ein zu weicher Stuhl oder Durchfall können die empfindliche Analschleimhaut reizen und gelten daher als Risikofaktoren.

Hämorrhoiden-Salben und Hämorrhoiden-Zäpfen überprüft 

Hämorrhoiden ersten Grades sind äußerlich nicht sichtbar, das geschwollene Gefäßpolster fällt nur bei einer proktologischen Untersuchung auf. Tritt das Gefäßpolster während des Stuhlgangs nach außen und zieht es sich anschließend spontan wieder zurück, ist der zweite Grad erreicht.

Lässt sich das Gefäßpolster nur manuell wieder zurückschieben, wird von Hämorrhoiden dritten Grades gesprochen. Im schlimmsten Fall (vierter Grad) kommt es zu einem dauerhaften Vorfall des Gefäßpolsters in Form wulstiger Knoten.

Bei Hämorrhoiden ersten und zweiten Grades geht es vor allem darum, die Beschwerden zu lindern und den Juckreiz zu stillen. Für die Selbstmedikation bieten die pharmazeutischen Unternehmen eine Reihe von Hämorrhoiden-Salben und Hämorrhoiden-Zäpfchen an. In unserem Test: 17 rezeptfreie Arzneimittel und Medizinprodukte. Wir haben die Studien zu den Mitteln gegen Hämorrhoiden begutachtet und sie auf bedenkliche und umstrittene Inhaltsstoffe untersuchen lassen.

Ein Mittel gegen Hämorrhoiden ist "sehr gut" 

Das Ergebnis: Keines der Präparate in unserem Test bringt die Hämorrhoiden wieder zum Verschwinden, bestenfalls lindern sie die Symptome. Die Datenlage ist insgesamt dürftig. Viele der Mittel gegen Hämorrhoiden im Test schneiden mit "ausreichend" ab, ein Produkt bewerten wir allerdings auch mit "sehr gut". Wegen fehlender Studienbelege zur Wirksamkeit gibt es für mehrere Hämorrhoiden-Mittel nur ein "mangelhaft".

Zwei getestete Arzneimittel sollen Schmerzen im Analbereich lindern. Sie enthalten als Wirkstoff Lidocain. Dieser wirkt lokal betäubend und damit schmerzlindernd, die Anwendung gilt als sicher. Daher stufen wir die Wirksamkeit durch Studien der beiden Präparate als belegt ein.

Hämorrhoiden: Über den Inhalt von Arzneimitteln 

Andere Arzneimittel im Test enthalten Zubereitungen aus Hamamelis virginiana, der vor allem in Nordamerika heimischen Zaubernuss. In der dortigen Volksmedizin wurde sie bei Hautläsionen verwendet. Hamamelisrinde und -blätter enthalten Gerbstoffe, die Brennen und Juckreiz lindern sollen, indem sie zusammenziehend (adstringierend) und blutstillend wirken. Allerdings ist die Datenlage für Hamamelis bei entzündlichen Hauterkrankungen und Hämorrhoiden eher dürftig, weshalb wir die Wirksamkeit der Präparate für nur "wenig überzeugend durch Studien" belegt halten.

Das Komitee pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der europäischen Arzneimittelagentur EMA verweist darauf, dass weniger moderne klinische Studien, sondern vor allem die traditionelle Anwendung positive Effekte von Hamamelis stützt. Wenn überhaupt - darauf wird auch in den Beipackzetteln hingewiesen - kommen die Mittel zur Linderung von Juckreiz, Brennen und Nässen in den Anfangsstadien der Erkrankung infrage.

So bewerten wir die Medizinprodukte im Test 

Von den Medizinprodukten ist keine große Hilfe zu erwarten. Allenfalls vermögen sie den Stuhlgang zu erleichtern, indem sie wie ein Gleitmittel wirken. Ein entsprechendes Anwendungsgebiet wird bei zwei Präparaten im Test genannt. Trotzdem bewerten wir deren Wirksamkeit als nur "teilweise durch Studien belegt", da es für die gemachten weitergehenden Ausführungen ("schützt die Schleimhaut vor Einreißen und Juckreiz", "Schutz der schmerzempfindlichen Bereiche vor Reizungen") an Belegen mangelt.

Für die anderen Medizinprodukte haben wir keine handfesten Untersuchungen gefunden, die deren Wirksamkeit - unter anderem Förderung der Wundheilung, Minderung von akuten und chronischen Entzündungssymptomen der Analschleimhaut - belegen. Als maßgebliche Inhaltsstoffe werden eingesetzt: basisches Bismutgallat und Tannin, die adstringierend wirken sollen, eine zink- und eisenhaltige Spurenelementlösung unbekannter Konzentration (SOS Hämorrhoiden-Salbe) und ein als "Hautschutzkomplex" bezeichnetes Gemisch aus Jojoba- und Bienenwachs sowie Cetylstearylisononanoat (Posterisan Protect).

Hämorrhoiden-Salbe mit vier Konservierungsmitteln 

Bei der Mehrzahl der getesteten Hämorrhoiden-Salben besteht die Grundlage nicht aus hochwertigen Pflanzenfetten, sondern aus Paraffin, also einem Erdölprodukt. Für die Zäpfchen hingegen wird Hartfett verwendet, ein Mono-, Di- und Triglyceridgemisch natürlichen Ursprungs.

Laut Deklaration enthalten drei Zäpfchen neben Hartfett auch mikrokristalline Kohlenwasserstoffe, ein hochschmelzendes Paraffingemisch. In der chemischen Analyse bewegten sich deren Mengen unterhalb der Bestimmungsgrenze, sodass wir in diesen Fällen nicht abwerten. Eine Hämorrhoiden-Salbe im Test wird mit gleich vier Konservierungsmitteln haltbar gemacht, darunter Propylparaben, das unter Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Was haben Apotheken und Drogerien gegen die von Hämorrhoiden verursachten Symptome Blutungen, Juckreiz und Brennen zu bieten? Wir fanden zehn rezeptfreie Arzneimittel und sieben Medizinprodukte, alle zur Anwendung bei Hämorrhoidenleiden, je nach Wirkstoff mal zur Besserung der Beschwerden in den Anfangsstadien, mal gezielt zur Behandlung von Schmerzen, mal zur Erleichterung des Stuhlgangs.

Die Pharmakologische Begutachtung: Was ist von den verschiedenen Wirkstoffen zu halten? Wurde die Wirksamkeit für die deklarierten Anwendungsgebiete in klinischen Studien nachgewiesen? Um diese Fragen zu klären, haben wir unseren wissenschaftlichen Berater, Professor Manfred Schubert-Zsilavecz, mit einem Gutachten beauftragt. Er forscht und lehrt am Institut für Pharmazeutische Chemie an der Universität Frankfurt/Main.

Die Inhaltsstoffe: Die Gebrauchsinformationen von Arzneimitteln und Medizinprodukten lassen oft keine Rückschlüsse darauf zu, in welchen Mengen die aufgeführten Inhalts-/Hilfsstoffe enthalten sind. Daher haben wir den Paraffingehalt immer dann analysieren lassen, wenn zum Beispiel Vaseline oder mikrokristalline Kohlenwasserstoffe deklariert waren. Alle Präparate haben wir auf halogenorganische Verbindungen untersuchen lassen, Produkte mit Parfümöl zudem auf allergieauslösende Duftstoffe.

Die Bewertung: In das Testergebnis Pharmakologische Begutachtung geht in erster Linie die Studienlage ein: um so dürftiger die Wirksamkeitsbelege, desto schlechter die Bewertung. Deklarationsmängel verschlechtern dieses Ergebnis zusätzlich. Auch wenn es hier nichts oder nur wenig zu bemängeln gibt, können Inhaltsstoffe, die wir als bedenklich und/oder umstritten erachten, das Gesamturteil zum Schlechteren wenden.

Wir testen und bewerten regelmäßig Wirksamkeit und Nutzen von Produkten für die Gesundheit. Wie wir dabei im Detail vorgehen, erfahren Sie hier.

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