Ohr verstopft: Was tun? Das rät ein HNO-Arzt

Magazin Juli 2025: Stilles Mineralwasser | Autor: Heike Baier | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 30.06.2025

Kamilledampfbad als Hausmittel gegen Ohrenschmerzen.
Foto: onstockphoto/Shutterstock

Wenn sich zu viel Ohrenschmalz im Gehörgang staut und das Ohr verstopft, ist das unangenehm. Und es passiert besonders häufig jetzt in der Badesaison. Wie kommt es dazu, was hilft gegen verstopfte Ohren, und von welchen Maßnahmen sollte man besser die Finger lassen? Wir haben beim Experten nachgefragt. 

  • Das Ohr verstopft, wenn zu viel Ohrenschmalz im Gehörgang ist und verklumpt. Normalerweise reinigt sich das Ohr von selbst.
  • Ist das nicht der Fall, sollten Sie bei einem verstopften Ohr besser einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen. 
  • Sie können versuchen, das Ohr mit einfachen Hausmitteln selbst wieder frei zu bekommen. Am besten ist es aber, die Ohren in einer HNO-Praxis professionell reinigen zu lassen. Außerdem wichtig: Wattestäbchen gehören nicht in die Ohren.

Verstopfte Ohren sind ein weit verbreitetes Problem. Aber was sind die Ursachen, was sollte man am besten tun und wie kann man verbeugen? Wir liefern Antworten auf wichtige Fragen. 

Wann spricht man von einem verstopften Ohr?

Wenn sich im Gehörgang sehr viel Ohrenschmalz ansammelt und dieses sogenannte Cerumen zusätzlich verhärtet, kann sich ein Pfropfen bilden und das Ohr verschließen. Dann dringen Geräusche nur noch gedämpft durch. Manche Patienten befällt durch die plötzliche, meist einseitige Einschränkung des Gehörs regelrechte Panik: Denn ein Hörsturz fühlt sich sehr ähnlich an.

Verstopfte Ohren sind unangenehm. Am besten ist es, sie in einer Hals-Nasen-Ohren-Praxis reinigen zu lassen.
Verstopfte Ohren sind unangenehm. Am besten ist es, sie in einer Hals-Nasen-Ohren-Praxis reinigen zu lassen. (Foto: Roman Zaiets/Shutterstock)

Was kann ein verstopftes Ohr auslösen, und neigen manche Menschen mehr dazu als andere?

Eindeutig ja. Je mehr Ohrenschmalz eine Person produziert und je enger ihr Gehörgang ist, desto höher das Risiko für ein verstopftes Ohr. Und gerade diese beiden Faktoren sind individuell sehr verschieden. "Die einen haben ihr ganzes Leben nie mit dem Problem zu tun, die anderen kommen alle vier Wochen", erzählt Michael E. Deeg, Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit Praxis in Freiburg im Breisgau.

Dabei ist Ohrenschmalz nichts Unhygienisches. Im Gegenteil: Das Sekret sorgt eigentlich für die Selbstreinigung des Ohres, indem es kontinuierlich nach draußen wandert und Staub, abgestorbene Hautschüppchen oder Fremdmaterialien abtransportiert.

Das Cerumen hält die Haut im Gehörgang außerdem geschmeidig, wirkt mit den darin enthaltenen Enzymen antibakteriell und soll durch seinen Geruch sogar Insekten fernhalten. Mit zunehmendem Alter wird der Ohrenschmalz allerdings trockener und verklumpt leichter: Ältere Menschen neigen deshalb mehr zu einem verstopften Ohr als jüngere.

Warum sollte man seine Ohren nicht mit Wattestäbchen reinigen?

Es gibt auch ein paar Ursachen für verstopfte Ohren, zu denen die Patienten selbst beitragen. Ganz wichtig darunter ist laut Michael Deeg das Hantieren mit Wattestäbchen zur vermeintlichen Ohrreinigung: "Die Patienten schieben dabei einen beträchtlichen Teil des Ohrenschmalzes in die Tiefe, verdichten es gleichzeitig und leisten damit der Bildung eines Pfropfens Vorschub."

Und im schlimmsten Fall kann der allzu entschlossene Einsatz von Wattestäbchen zur Verletzung des Trommelfells führen. Einen ähnlichen Effekt wie Wattestäbchen haben auch Ohrstöpsel, Hörgeräte und die derzeit so beliebten In-Ear-Kopfhörer, sagt der Ohrenarzt.

Und warum verstärkt sich das Problem oft im Sommer? Auch beim Baden und Schwimmen kann ein bereits vorhandener, kleinerer Ohrenschmalzklumpen aufquellen – und schon ist das Ohr dicht.

Ohr verstopft: Wann zum Arzt?

"Wenn ein Ohr zumacht, ist es am sinnvollsten, direkt eine HNO-Praxis aufzusuchen", empfiehlt Deeg. Stellt der Ohrenarzt eine Verstopfung als Ursache fest, wird er das Ohr professionell reinigen. Er erledigt das je nach Beschaffenheit des Pfropfens entweder mit einer Spülung, einer Absauganlage oder mithilfe kleiner Instrumente wie Häkchen oder Küretten.

Der Ohrenarzt kann auch gleich abklären, ob eine andere Ursache hinter dem Hörverlust steckt: Wenn zusätzlich Symptome wie Fieber oder Schmerzen hinzu kommen, spricht das für eine Entzündung.

Was man laut Deeg auch immer bedenken müsse, wenn das Ohr zugeht: "Es kann sich dabei auch um einen Hörsturz handeln. Denn der fühlt sich bedauerlicherweise genauso an." Ein Ohrenarzt kann das mithilfe einer Hörprüfung plus einer Untersuchung ausschließen.

Kann man seine Ohren selbst reinigen?

"Wir raten davon ab, da selbst ranzugehen", sagt Deeg. "Es gibt auf dem Markt ein großes Angebot an mehr oder weniger untauglichen bis hin zu gefährlichen Maßnahmen", findet er.

Dringend warnt er davor, in Eigenregie mit irgendwelchen Gegenständen ins Ohr zu gehen. Häufig führten solche Aktionen zu Verschlimmerungen – zum Beispiel einer Entzündung des Ohrs. "Und wir sehen auch viele Verletzungen durch Reinigungsversuche."

Für "potenziell gefährlich" hält er es, dass sogenannte Küretten nach wie vor in Apotheken frei zu kaufen sind. Korkenzieherartige Silikonstäbchen, die als Ohrenschmalzreiniger vermarktet werden, bergen in seinen Augen die Gefahr, das Ohrschmalz tiefer ins Ohr drücken.

(Foto: ÖKO-TEST)

Verstopfte Ohren: Welche Hausmittel können helfen?

"Ja", sagt der Ohrenarzt. All das, womit man versucht, den Schmalzstau durch Flüssigkeit aufzuweichen, gehöre in die Kategorie "Kann nicht viel passieren, hilft aber wahrscheinlich auch nichts". Als Hausmittel gilt beispielsweise ein zehnminütiges Dampfbad mit Kamille und anschließender Warmwasserspülung oder das Spülen des Ohres mit lauwarmem Salzwasser.

Auch ein paar Tropfen vorgewärmtes Mandel- oder Olivenöl, mit einer Pipette ins Ohr geträufelt, sind einen Versuch wert: Ohr danach mit Watte verschließen, einwirken lassen und mit lauwarmem Wasser ausspülen. Apotheken bieten auch Klistier- oder Ohrenspritzen in Verbindung mit Fertigspülungen an. "Es gibt allerdings viele Menschen, die auf die darin enthaltenen Lösemittel mit Hautreizungen reagieren", warnt Deeg.

Wie kann man Ohrenschmalzpfropfen vorbeugen?

Es ist unangenehm, wenn beispielsweise im Urlaub ein verstopftes Ohr auftritt und unter Umständen kein Arzt erreichbar ist. Deeg rät Menschen mit einer Neigung zu verstopften Ohren, sich regelmäßig beim Ohrenarzt die Ohren ausspülen zu lassen.

Eine solche prophylaktische Ohrreinigung ist eine Kassenleistung. Wie häufig sie nötig ist, müsse man im Einzelfall ausprobieren. Deeg: "Da kann ein Abstand von drei Monaten sinnvoll sein, bei anderen Patienten ist einmal pro Jahr ausreichend."

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