Testverfahren
Der Einkauf: Richtig gutes Spielzeug finden - so lautete unser Ziel nach den schlechten Testergebnissen der vergangenen Jahre. Aber wo bekommt man eigentlich gutes Spielzeug her? Selbst für unsere erfahrenen Einkäufer war das eine kniffelige Aufgabe, denn Teddy oder Schaukelpferd sieht man nicht gleich an, ob sie sicher und frei von Schadstoffen sind. Wir waren bei Naturanbietern, in Kaufhäusern und Kinderfachgeschäften sowie auf den Seiten der Onlineversender unterwegs. Mehr als 20 Spielsachen wurden ausgewählt und in den Test geschickt. Dabei war uns wichtig, dass sowohl für Babys als auch für Kindergarten- und Grundschulkinder etwas dabei ist. Das Gros der Produkte stammt aus Deutschland und Europa, aber auch Spielzeuge aus Fernost landeten im Warenkorb - allein aus China kommen rund 80 Prozent der weltweit gehandelten Spielwaren.
Die Inhaltsstoffe: Je nach Materialzusammensetzung eines Spielzeugs sind unterschiedliche Schadstoffe ein Problem. Deshalb hat nicht jedes Produkt ein identisches Laborprogramm durchlaufen. Auf eine lange Reihe von Substanzen wurden aber mit Ausnahme der unlackierten Holzprodukte fast alle untersucht: Darunter waren die krebsverdächtigen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK), die bedenklichen Phthalat-Weichmacher, und die das Hormonsystem schädigenden Substanzen Nonylphenol und Octylphenol. In textilen Materialien fahndeten die Labore nach krebserregenden und allergisierenden Farbstoffen und überflüssigen optischen Aufhellern, die weißen Stoff zum Strahlen bringen sollen. Umstrittene halogenorganische Verbindungen können zum Beispiel aus Farbstoffen, Bleichmitteln und Ausrüstungen gegen Schädlinge stammen. Bei Produkten aus Holz war uns wichtig, zu testen, ob sie Formaldehyd ausdünsten, das über die Atemluft aufgenommen als krebserregend gilt. Außerdem gehörten bei vielen Produkten auch giftige Schwermetalle und zinnorganische Verbindungen zum Testspektrum.
Die Praxisprüfung: Bei Produkten für Babys und bei Spielzeugen, mit denen bereits kleinere Kinder spielen können, haben wir uns an der Spielzeugnorm EN 71 (Teil 1) orientiert. Darin ist zum Beispiel geregelt, dass Babyspielzeug keine verschluckbaren Kleinteile enthalten darf. Darüber hinaus ließen wir untersuchen, ob die haarigen Plüschtiere und Puppen leicht in Flammen aufgehen können. Diese Prüfung ist laut EN 71 (Teil 2) vorgeschrieben. Bei Spielzeug für Kinder unter drei Jahren, das naturgemäß in den Mund genommen wird, sollten zudem die Farben speichel- und schweißecht sein.
Die Bewertung: Praktische Sicherheitsaspekte sind genauso wichtig wie der Schutz der Kinder vor problematischen Inhaltsstoffen. Deshalb ergeben sich die Gesamturteile jeweils aus dem schlechtesten Einzelergebnis.
Bewertungslegende
Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) halogenorganische Verbindungen; b) optische Aufheller. Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um eine Note: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe und, falls vorhanden, auf dem Testergebnis Praxisprüfung. Es kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelergebnis. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder schlechter ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.
Testmethoden
Chlorierte Verbindungen, Schwermetalle (in Kunststoff- und lackierten Holzmaterialien): Röntgenfluoreszenzanalyse. Schwermetalle in textilen Materialien: repräsentative Mischprobe; Elution mittels saurer Schweißlösung, Elementbestimmung mittels ICP-MS. Bromierte Flammschutzmittel auf der Platine (Kinderuhr): Röntgenfluoreszenzanalyse. Zinnorganische Verbindungen (Kinderuhr und in Kunststoffmaterialien je nach Beschaffenheit): repräsentative Mischprobe, NaDDTC, EtOH, Hexan, NaBEt4, GC-AED. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (außer unlackiertes Holz, Knete): repräsentative Mischprobe; 25 PAK nach EU/EPA/JECFA; GC-MSD. Phthalate, andere Weichmacher, phenolische Verbindungen (außer Knete und unlackiertes Holz): repräsentative Mischprobe, GC/MS nach Extraktion mit Aceton/Ethylacetat und Derivatisierung. Glykolverbindungen (im Holzlack bei Produkten für Kinder < 3 Jahre: Bajo Holzflugzeug): GC/MS nach Extraktion mit Dichlormethan. Halogenorganische Verbindungen in textilen Materialien: repräsentative Mischprobe bzw. Mischprobe aus allen Farben; Elution mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Halogenorganische Verbindungen in Knete: Mischprobe aus allen Knetfarben; a) Wasserdampfdestillation, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Reinigung der Proben mit Kieselgel, Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Aromatische Amine (in textilen Materialien, Knete und farbigen Lacken): Mischprobe aus bis zu vier Farben, bei Knete Mischprobe aus den Farben Blau, Gelb, Rot; Prüfung auf Amine nach reduktiver Spaltung; a) Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-2 Prüfung ohne vorherige Extraktion DIN EN 14362-1 (Juni 2004); b) Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-4 Prüfung nach vorheriger Extraktion DIN EN 14362-2 (Juni 2004); c) bei Hinweisen auf 4-Aminoazobenzol zusätzliche Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-9 (September 2006), Bestimmungsgrenze 5 mg/kg; GC/MS und TLC; zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine. Dispersionsfarbstoffe (textile Materialien): Mischprobe aus bis zu vier Farben; Analytik entsprechend § 64 LFBG 82.02-10 Norm DIN 54231 (November 2005); Dünnschichtchromatografie, TLC und HPLC mit DAD (UV/Vis-Detector). Optische Aufheller: qualitativer Nachweis (UV-Licht). Nickelabgabe unlackierter Metallteile: Elution der Proben mittels saurer Schweißlösung, Elementbestimmung mittels ICP-MS, Elutionsdauer eine Woche. Formaldehyd in Holzmaterialien: repräsentative Mischprobe; Flaschenmethode (DIN EN 717-3). Temperierzeit 24 h, Bezug der Formaldehydabgabe auf die ungetrocknete Probe. Formaldehyd/-abspalter in Knete: Wasserdampfdestillation nach Zusatz von unverdünnter Schwefelsäure, Analyse des Destillats mittels Acetylacetonverfahren, Bestimmung mittels UV-Spektroskopie (DIN EN ISO 14184-1). Praxisprüfung nach EN 71 Teil 1 und 2 (falls für das jeweilige Spielzeug relevant): physikalische und mechanische Eigenschaften, Entflammbarkeit. Speichel- und Schweißechtheit (in Produkten für Kinder < 3 Jahre, die in den Mund genommen werden): nach DIN V 53160/1,2; die Bewertung der Echtheitsprüfungen erfolgte mittels Graumaßstab, wobei Note 5 die beste Note darstellt und Note 1 die schlechteste. Nitrosamine/nitrosierbare Verbindungen (Rainbow Loom): DIN EN 71-12: 2013, LC MS/MS.
Einkauf der Testprodukte: September – Oktober 2011.
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Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin Dezember 2011 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2015 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.