Schneeweiße Eisberge, kristallklare Gewässer, glückliche Pinguine: Auf den Bildern der Verpackungen von Krillölkapseln ist die Welt der Antarktis noch in Ordnung. Doch Landschaft und Fauna am südlichsten Punkt der Erde sind schon lange nicht mehr so ungetrübt. Der Klimawandel sorgt dafür, dass die Eismassen, vor allem auf der westlichen Halbinsel, zurückgehen. Umweltschützer blicken mit Sorge auf das empfindliche ökologische Gleichgewicht. Bedroht sind nicht nur Wale, Robben und Pinguine, sondern auch das wichtigste Glied in der Nahrungskette der Antarktis: der Krill.
Ob die Bestände an Krill stabil sind oder schwinden, ist derzeit nicht eindeutig geklärt. So kritisiert etwa die zum Schutz der Antarktis gegründete Organisation ASOC (Antarctic and Southern Ocean Coalition), dass es seit dem Jahr 2000 keine valide Erhebung mehr gegeben habe. Meeresbiologen des Alfred-Wegener-Instituts, die mit dem Forschungsschiff Polarstern in der Antarktis unterwegs waren, sehen eine Abnahme.
Fischfarmen sind zwar die Hauptabnehmer von Krill. Doch zunehmend ist er wegen seiner hohen Gehalte an den Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) auch für andere Industriezweige ein sehr lukratives Geschäft. Auf dem Markt erhalten Fischer dafür mehr als für die zu Fischfutter verarbeiteten Krebskörper. Rund zehn Prozent des gefangenen Krills wird derzeit schon zu Öl verarbeitet.
Setzten Produzenten von Nahrungsergänzungsmitteln in der Vergangenheit auf Fischöl, ist nun Krillöl angesagt. Sie locken mit der Behauptung, Mitteleuropäer würden über ihre Ernährung zu wenig Omega-3-Fettsäuren aufnehmen, denn EPA und DHA sind vor allem in Meerestieren enthalten
ÖKO-TEST hat neun Krillölprodukte eingekauft, um dem neuen Trend auf den Zahn zu fühlen. Hinzu kamen zwei Nahrungsergänzungsmittel mit Öl von Mikroalgen, die als vegetarische/vegane Alternative angeboten werden. Wir ließen die elf Produkte in Laboren auf ihre Inhaltsstoffe analysieren und nahmen die Aussagen der Hersteller zu Gesundheit und Ökologie unter die Lupe.
Das Testergebnis
Mehr als die Hälfte der Produkte ist "mangelhaft" oder "ungenügend", kein einziges schneidet besser als "befriedigend" ab. Notenabzug gab es für alle elf getesteten Nahrungsergänzungsmittel, da kein Nutzen für den gesunden Verbraucher erkennbar ist. Der Bedarf an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA kann auch in hiesigen Breiten durch eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung gedeckt werden.
"Für eine herzgesunde Ernährung", "unterstützt die gesunde Funktion des Herzens". Solche Versprechen finden sich auf den Packungen. Klingt gut, geht uns aber zu weit. Die 2006 in Kraft getretene EU-Health-Claims-Verordnung lässt für die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA nur eingeschränkte gesundheitsbezogene Angaben zu. Erlaubt ist die Aussage "EPA und DHA tragen zu einer normalen Herzfunktion bei" sowie "DHA trägt zur Erhaltung ei...