Spritzige Mineralwässer im Test: 25 Produkte mit Bestnote

Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 | Autor: Hanh Friedrich/Meike Rix/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 09.12.2021

Mineralwasser-Test: Welches ist das beste Mineralwasser?
Foto: ÖKO-TEST

Zahlreiche spritzige Mineralwässer aus Regionen in ganz Deutschland sind empfehlenswert. Das zeigt unser Test von 50 Produkten. Einige kritisieren wir jedoch auch wegen Belastungen mit Chromat, Uran oder Bor. Und in ein paar Quellen sind Abbauprodukte von Pestiziden vorgedrungen.  

  • Mit "sehr gut" schneidet jedes zweite Mineralwasser im Test ab. Am besten wählen Sie ein regionales Produkt.
  • In ein paar Mineralwässern im Test kritisieren wir geringe Schwermetallbelastungen. Außerdem sind in neun Quellen Rückstände aus der Landwirtschaft gelandet.
  • Weil wir täglich eine Menge Mineralwasser konsumieren, ist auch umweltfreundliche Verpackung wichtig. 

Aktualisiert am 09.12.2021 | Natürliches Mineralwasser hat laut Gesetz "seinen Ursprung in unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen". Das heißt: Abfüller dürfen es kaum aufbereiten. Mineralwasser ist letztlich Regenwasser, das durch Gesteinsschichten bis zur Quelle reist. Dabei kommt es vor, dass das Wasser auch unerwünschte Stoffe mit in die Tiefe nimmt – etwa Chromat, Uran oder Bor.

Außerdem können auf den Äckern Pestizide versickern, sich auf der Reise nach unten zu Abbauprodukten zersetzen und sich so auch in Quellen wiederfinden. Wir haben 50 Mineralwässer aus Regionen in ganz Deutschland auf solche Problemstoffe untersuchen lassen.

Spritziges Mineralwasser im Test

Das Ergebnis: Viele sind empfehlenswert, doch manche Mineralwässer im Test enthalten vergleichsweise viel Chromat, Uran oder Bor – und in einige Quellen sind auch Abbauprodukte von Pestiziden vorgedrungen. 

Mineralwasser im Test: Wir haben 50 Mineralwässer aus Regionen in ganz Deutschland überprüft.
Mineralwasser im Test: Wir haben 50 Mineralwässer aus Regionen in ganz Deutschland überprüft. (Foto: Hayati Kayhan/Shutterstock)

Genau gesagt, war Chromat (Chrom VI) in drei Mineralwässern nachweisbar. Zur Erklärung: Chromat ist unter anderem in der EU-Chemikalienverordnung als krebserregend eingestuft. Gesundheitliche Beeinträchtigungen sind zwar bei allen festgestellten Werten unwahrscheinlich, Mineralwässer, die gänzlich frei von Chromat sind, sind aber aus Verbrauchersicht die bessere Wahl, zumal auch weitere Lebensmittel das Element enthalten können.

In einigen Wässern steckt Uran und Bor

Uran kritisieren wir einmal im Test, Bor zwei Mal. Und was hat es mit diesen Stoffen auf sich? Beide kommen natürlicherweise in Boden und Gesteinsschichten vor. Das macht sie aber nicht harmlos für den Menschen. Uran ist ein leicht radioaktives Schwermetall. In geringen Konzentrationen, wie sie in Wasser vorgefunden werden, steht die chemische Toxizität gegenüber der Strahlenwirkung im Vordergrund.

Mineralwasser im Test: Ergebnisse als ePaper kaufen

In einer Studie aus dem Jahr 1998 fanden sich Hinweise auf Nierenfunktionsstörungen im Zusammenhang mit der chronischen Aufnahme von Uran über Trinkwasser. Aktuelle Studien können diese Hypothese allerdings nicht untermauern. Es gibt Hinweise, dass der kindliche Organismus empfindlicher reagiert.

Bor dagegen ist ein giftiges Halbmetall und hat in Tierstudien entwicklungs- und fortpflanzungsschädliche Wirkung gezeigt.

Kritik an Pestizid-Resten in getesteten Wässern

Abbauprodukte von Pestiziden hat das Labor in neun Mineralwässern im Test nachgewiesen. Sie wirken nicht mehr wie die Pestizide, zeigen aber an, dass diese einmal im Einsatz waren. Von deren Aufnahme geht keine Gefahr aus. Aber unter "ursprünglicher Reinheit" verstehen wir etwas anderes.

Zweimal hat das Labor außerdem den Süßstoff Acesulfam K gefunden. Auch das trübt die "ursprüngliche Reinheit". Dieser kann ein Hinweis dafür sein, dass Haushaltsabwässer das Mineralwasser verunreinigen. Süßstoffe können allerdings auch aus dem Abfüllungsprozess stammen, wenn an der gleichen Anlage vorher beispielsweise Limo abgefüllt wurde. 

(Foto: ÖKO-TEST )

Umweltfreundliche Verpackung beachten 

Mineralwasser wird täglich konsumiert. Daher ist eine umweltfreundliche Getränkeverpackung besonders wichtig. Glas-Mehrwegflaschen werden bis zu 50- mal wiederbefüllt, PET-Mehrwegflaschen bis zu 25-mal.

PET-Einwegflaschen tragen die Verbraucher zwar ebenfalls zurück in den Handel, aber dann werden sie geschreddert. Durch diese Umweltsünde vermasseln sich etliche Produkte im Test mit tadellosen Inhaltsstoffen ihr Gesamtergebnis.  

Wichtig für die Ökobilanz von Wässern in PET-Mehrweg- und besonders in den schweren Glas-Mehrwegflaschen sind am Ende natürlich auch die Transportwege. Ein gutes Argument, einen Mineralbrunnen in der Nähe zu unterstützen.

Mikroplastik im Wasser 

Und das Mikroplastik im Wasser? Mikroplastik in Wasser ist ein großes Thema. Die Datenlage zu möglichen damit verbundenen Risiken ist noch derart dünn, dass wir Mikroplastik in Mineralwasser derzeit nicht bewerten. Wir wollten aber wissen, ob es eindeutige Unterschiede zwischen in PET- und Glasflaschen abgefülltem Wasser gibt, und haben eine Stichprobe von insgesamt zehn Wässern untersuchen lassen.

Das Ergebnis lässt kein eindeutiges Urteil zu: In beiden Verpackungsformen war Mikroplastik zu finden. Im Wasser aus Glasflaschen haben die Laborexperten zwar weniger PET-Partikel analysiert, insgesamt aber mehr anderes Mikroplastik. Ein Rezept, Mikroplastik komplett zu meiden, gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand nicht: Es scheint allgegenwärtig zu sein. 

Ob spritzig oder still: Wasser trinken statt Limo oder Saftgetränke ist ein simpler wie effektiver Baustein für eine gesunde Ernährung.
Ob spritzig oder still: Wasser trinken statt Limo oder Saftgetränke ist ein simpler wie effektiver Baustein für eine gesunde Ernährung. (Foto: fizkes/Shutterstock)

Tipps zum Wasser kaufen

  • Kaufen Sie der Umwelt zuliebe vor allem regionales Mineralwasser. Der Transport zwischen Abfüllung und Verkauf verbraucht weniger Energie und erzeugt weniger CO2 als der von überregionalen Marken.
  • Greifen Sie am besten zu Mehrwegflaschen. Das spart enorm Müll und Energie.
  • Nicht jedes Mineralwasser ist reich an Mineralien. Laut Gesetz darf ein Wasser "mit hohem Gehalt an Mineralien" werben, wenn es umgerechnet mehr als 1.500 mg/l Mineralstoffe enthält.
  • Versuchen Sie es mal wieder mit Leitungswasser. Seine Qualität wird in Deutschland streng überwacht. Es ist jederzeit verfügbar. Zudem ist sein Konsum billiger und ökologischer als der von aufwendig produziertem Mineralwasser.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 50 Mineralwässer der Sorte "Classic" eingekauft. Neun davon tragen die Auslobung "zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet". Fanden unsere Einkäufer von einer Marke sowohl Glas- als auch PET-Flaschen vor, griffen sie zur Glasvariante und generell vorzugsweise zu Mehrwegflaschen.

Im Labor ließen wir die Mineralwässer auf eine Reihe möglicher Problemstoffe untersuchen. Unter anderem auf Nitrat, Vanadium, Arsen, Bor, Uran und auf das als krebserregend eingestufte Chromat. Die Elemente können aus den natürlicherweise durchlaufenen Gesteinsschichten ins Mineralwasser gelangen. Höhere Konzentrationen davon sind aber problematisch. Nitrat kann auch auf Einträge aus der Landwirtschaft hindeuten. Für Säuglinge ausgelobte Wässer wurden zusätzlich auf Radiumisotope geprüft. Hier können wir ganz klar Entwarnung geben.

Natürliches Mineralwasser soll laut Mineral- und Tafelwasser-Verordnung von ursprünglicher Reinheit sein. Menschengemachte Verunreinigungen sind unerwünscht. Dazu zählen Abbauprodukte von Pestiziden genauso wie Rückstände von Süßstoffen, mit deren Analyse wir ein spezialisiertes Labor beauftragten.

Schließlich bewerteten wir die jeweiligen Verpackungen. Für die PET-Einwegflaschen holten wir von den Herstellern Informationen zum Rezyklatanteil ein. Die Bewertung der Verpackung fließt in das Testergebnis Weitere Mängel ein. Fällt dieses oder das Teilergebnis Ursprüngliche Reinheit schlechter als "befriedigend" aus, verschlechtert sich das Gesamturteil.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein Urangehalt von mehr als 5 bis 10 μg/l (in Tabelle: "Uran leicht erhöht"); b) ein Borgehalt von mehr als 500 bis 1.000 μg/l (in Tabelle: "Bor erhöht"); c) ein Gehalt an Chromat von mehr als 0,15 bis 0,30 μg/l (in Tabelle: "Chromat erhöht"), der eine Konzentration von 0,3 μg/l zu mehr als 50 Prozent ausschöpft. Mit dieser Konzentration, welche durch das Umweltbundesamt (UBA) im Gutachten "Potentielle Schädlichkeit von Chrom in Trinkwasser" abgeleitet wurde, wäre ein akzeptables Risiko von 10-6 überschritten. Das bedeutet theoretisch einen zusätzlichen Krebsfall unter einer Million Menschen, die ihr Leben lang (rechnerisch 70 Jahre) zwei Liter Wasser trinken, das Chromat in einer Konzentration von 0,3 μg/l enthält. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Nitratgehalt von mehr als 10 bis 50 mg/l (in Tabelle: "Nitrat leicht erhöht"); b) ein Gehalt an Chromat von mehr als 0,06 bis 0,15 μg/l (in Tabelle: "Chromat leicht erhöht"). Damit wird die vom UBA abgeleitete Konzentration von 0,3 μg/l zu mehr als 20 bis 50 Prozent ausgeschöpft.

Bewertung Testergebnis Ursprüngliche Reinheit: Unter dem Testergebnis Ursprüngliche Reinheit führt zur Abwertung um vier Noten: der Nachweis von einem oder mehreren nichtrelevanten Pestizidmetaboliten (Pestizidabbauprodukten) und/oder der Nachweis von einem oder mehreren Süßstoffen in Gehalten von mehr als 0,05 μg/l (in der Tabelle "erhöht"). Zur Abwertung um zwei Noten führt: der Nachweis von einem oder mehreren nichtrelevanten Pestizidmetaboliten (Pestizidabbauprodukten) in Gehalten von bis zu 0,05 μg/l, sofern nicht schon für einen Gehalt von nichtrelevanten Pestizidmetaboliten um mehr als zwei Noten abgewertet wurde.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: a) eine PET-Einweg- oder PET-Cycleflasche mit einem Rezyklatanteil von weniger als 50 Prozent oder keine Angabe hierzu oder kein Nachweis auf unsere Anfrage zum Rezyklatanteil. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) eine PET-Einweg- oder PET-Cycleflasche mit einem durch ein externes Gutachten nachgewiesenen Rezyklatanteil von mindestens 50 Prozent; b) fehlende Kennzeichnung einer PET-Einweg- oder PET-Cycleflasche als "Einweg"; c) fehlende oder unzureichende Kennzeichnung einer Mehrwegflasche als "Mehrweg". Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das unterhalb der Bestimmungsgrenze der jeweiligen Testmethode.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Testergebnisse Ursprüngliche Reinheit oder Weitere Mängel, die "mangelhaft" oder "ungenügend" sind, verschlechtern das Gesamturteil um jeweils zwei Noten. Testergebnisse Ursprüngliche Reinheit und Weitere Mängel, die "befriedigend" oder "ausreichend" sind, verschlechtern das Gesamturteil um jeweils eine Note. Ist das Testergebnis Ursprüngliche Reinheit "mangelhaft", kann das Gesamturteil insgesamt nicht besser als "ausreichend" sein.

Testmethoden 

Testmethoden: Elementbestimmung: Methode: ICP-MS. Folgende Elemente wurden bestimmt: Aluminium, Antimon, Arsen, Blei, Bor, Barium, Cadmium, Kobalt, Chrom, Kupfer, Quecksilber, Mangan, Nickel, Selen, Thallium, Uran, Vanadium, Zinn, Zink. Pestizidmetaboliten: LC-MS/MS Süßstoffe: LC-MS/MS. Chromat: IPJ MA 504-227: 2016-10. Nitrat: DIN EN ISO 10304-1: 2009. Nitrit: DIN EN 26777: 1993 Fluorid: DIN EN 38405-4: 1985 Sulfat: DIN EN ISO 10304-1: 2009 Natrium: DIN EN ISO 11885: 2009 OES / DIN EN ISO 17294-2: 2017 MS. Radium-226 und Radium-228: Gammaspektrometrie (SOP 3-08, 2018-11). Auswertung nach DIN ISO 11929: 2020-01. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: März und April 2021 

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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