- Im Test: 22 Waschlotionen, -cremes, -gele und -emulsionen, die als "hautfreundlich", "pH-hautneutral" oder mit "pH 5,5" ausgelobt sind. Zwei davon sind zertifizierte Naturkosmetik.
- Das Fazit: An den meisten Produkten haben wir wenig auszusetzen.
- In der Kritik stehen vor allem PEG-Verbindungen. Denn einige dieser Verbindungen können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Aktualisiert am 5.12.2024 | Unsere Haut ist sauer. Ein bisschen jedenfalls: Je nach Hautareal, Alter und Geschlecht pendelt ihr pH-Wert irgendwo zwischen 4 und 6,5, also mehr oder weniger deutlich unterhalb der neutralen Marke von 7.
Das Versprechen von Waschlotionen, die mit Eigenschaften wie "pH-hautneutral", "seifenfrei"oder"pH 5,5" werben: dieses leicht saure Milieu der Haut beim Waschen oder Duschen nicht zu verschieben, anders als es etwa basische Seifen tun. Diesen Anspruch illustrieren solche Reinigungsprodukte gern mit einer cleanen Verpackung und der Silbe "med" als Namenszusatz.
Welche Bedeutung hat der pH-Wert für die Haut?
Doch warum ist dieser saure pH-Wert überhaupt von Bedeutung für die Haut, und was hat es mit dem "Säureschutzmantel" auf sich, den viele Produkte versprechen zu schützen?
Der Begriff Säureschutzmantel meint die äußerste Schutzschicht der Haut, die unter anderem aus sich abstoßenden Hautzellen, Schweiß und Hautfetten besteht und die von einer bestimmten Mischung an Mikroorganismen, der sogenannten Hautflora, besiedelt ist. Wird der pH-Wert der Haut gestört, gerät auch diese für die Abwehr so wichtige Hautflora aus dem Gleichgewicht – so die Theorie.
Gesunde Haut kann diesen Effekt danach schnell wieder regulieren, bei Menschen mit Barrieredefekten dauert es länger. "Studien weisen darauf hin, dass der Haut-pH nach Anwendung basischer Reinigungsmittel bis zu drei Stunden für die Regeneration benötigt", sagt uns Professor Joachim Fluhr, Leiter der Hochschulambulanz Allergologie an der Berliner Charité und Mitglied der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).
Wann sind Waschlotionen eine gute Wahl?
Sauer eingestellte Reinigungsprodukte unterstützen laut Fluhr die residente Flora und reduzieren das Wachstum pathogener Keime. Wer profitiert also aus Sicht des Dermatologen von den leicht sauer eingestellten Reinigungsprodukten? Durchaus auch Menschen mit gesunder Haut, wenn sie beispielsweise gezwungen sind, sich sehr häufig die Hände zu waschen, oder extremen Temperaturen ausgesetzt sind, so Fluhr.
Vor allem aber Menschen mit verschiedenen Hautproblemen – von sensibler Haut bis Neurodermitis. "Inadäquate Reinigung kann Schübe von aktiver Neurodermitis provozieren", erklärt Fluhr. "pH-hautneutrale – sprich saure– Reinigungsprodukte mit reduziertem Austrocknungs- und Irritationspotenzial unterstützen dagegen die Erhaltung der Hautbarriere und sind damit eine effektive Ergänzung zur Basispflege."
Drei Waschlotionen im Test sind "sehr gut"
Doch wie steht es um die Inhaltsstoffe der Waschlotionen? Wir haben 22 Produkte ins Labor geschickt und kommen zu einem recht passablen Ergebnis: Die allermeisten sind "gut". Die Bestnote "sehr gut" erreichen allerdings nur drei Testteilnehmer.
Bei fast allen anderen Waschprodukten im Test kritisieren wir, dass sie PEG/PEG-Verbindungen als Tenside einsetzen. Sie tragen nicht zur Reinigungswirkung der Waschlotionen bei und gleichzeitig können einige dieser Verbindungen die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Es gibt sehr viel mildere Tenside auf dem Markt: Coco Glucoside oder Sodium Cocoyl Glutamate beispielsweise. Solche waschaktiven Substanzen passen in unseren Augen sehr viel besser zur Produktgruppe der pH-hautneutralen Waschlotionen. Denn ein Großteil der Produkte empfiehlt sich für sensible Haut, einige sogar als Basispflege bei Neurodermitis oder Schuppenflechte.
Positiv dagegen: Die Waschlotionen sind tatsächlich alle leicht sauer eingestellt. Das haben wir im Labor nachmessen lassen und können bestätigen, dass sich alle Produkte in dem von uns vorgegebenen Toleranzbereich nahe dem hauteigenen pH-Wert bewegen.
Umweltbelastende Stoffe und nur wenig recyceltes Plastik
So weit, so gut für die Haut. Wir haben uns aber auch für das ökologische Reizpotenzial der Produkte interessiert, und da bleiben noch ein paar Kritikpunkte: So sind wir im Test auch auf synthetische Polymere gestoßen. Diese Stoffe können über das Abwasser davongespült werden und über den Klärschlamm in die Umwelt gelangen – mit unbekannten Folgen.
Eine Waschlotion im Test wirbt über das Label von Climate Partner zudem mit vermeintlicher Klimaneutralität. Hier fehlt uns auf der Verpackung eine Einordnung des Herstellers, ob er die CO₂-Emissionen seiner Waschlotion tatsächlich selbst reduziert oder nur durch Zertifikate kompensiert. Denn wirklich klimaneutral ist letztendlich ja kein Produkt. Das sieht auch die EU-Kommission so und plant ein Verbot solcher Aussagen, sofern sie nicht unabhängig überprüft sind.
Der Hersteller hätte übrigens ganz leicht etwas für seine Umweltbilanz tun können: durch die Verwendung von Rezyklat in der Plastikflasche. Doch in diesem Punkt enttäuscht ein Großteil der Waschlotionen im Test.
Was bedeutet "seifenfrei" und "pH-hautneutral"?
Die eine Waschlotion nennt sich "pH-hautneutral", die andere "seifenfrei". Aber ist damit eigentlich dasselbe gemeint? Jein. Das mit der "Seife" ist verwirrend, denn umgangssprachlich benutzen wir das Wort für jenes glitschige Stück auf dem Waschbecken, mit dem man sich die Hände wäscht.
Chemisch gesehen ist eine Seife jedoch etwas anderes, nämlich eine waschaktive Verbindung mit zwei verschieden agierenden Hälften: Die eine bindet sich gern an Fett, die andere an Wasser. So packen Seifen, die schon seit Jahrhunderten durch Verkochen von Ölen und Fetten hergestellt werden, den fetthaltigen Schmutz und lassen sich anschließend in Wasser davonspülen.
Genau nach dem gleichen Prinzip reinigen Tenside, die erst im vorigen Jahrhundert quasi als moderne Nachbildung der Seifen erfunden wurden. Reinigungsmittel mit Tensiden haben einen Vorteil: Ihr pH-Wert lässt sich beliebig einstellen, während der von Seife immer im basischen Bereich etwa zwischen 8 und 10 liegt.
Eine "seifenfreie" ausgelobte Waschlotion könnte also theoretisch auch auf einen anderen pH-Wert als den der Haut eingestellt sein. In unserem Test ist das aber nicht der Fall: Alle "seifenfreien" Produkte sind auch "pH-hautneutral".
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 4/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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