Kinderhochstühle-Test: Drei sind praktisch, sicher und bieten stets gesunde Sitzposition

Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 | Autor: Vanessa Christa/Marieke Mariani/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Kinder und Familie | 07.12.2023

In der Überprüfung: Sieben Kinderhochstühle.
Foto: VGstockstudio/Shutterstock

Kinderhochstühle sollen sicher sein, gut zu handhaben und dem Kind eine dauerhaft gesunde Sitzposition ermöglichen. Ganz schön viele Anforderungen. Und unser Test zeigt: Nicht mal die Hälfte der geprüften Kinderhochstühle schafft das.

  • Im Test: Sieben Kinderhochstühle, darunter vier klassische Treppenhochstühle.
  • Ergebnis: Drei der geprüften Hochstühle können wir empfehlen, einen davon mit Bestnote.
  • Aber: Nicht in allen Kinderhochstühlen im Test können Kinder auf Dauer ergonomisch korrekt sitzen. Außerdem sind wir auf Sicherheitsmängel gestoßen.

Aktualisiert am 7.12.2023 | Das Familienleben spielt sich häufig rund um den Esstisch ab. Ob beim Essen, Spielen oder Basteln – im Hochstuhl können schon kleine Kinder auf Augenhöhe am geselligen Miteinander teilhaben. Da der Stuhl über viele Jahre einen so wichtigen Platz im Familienalltag einnimmt, muss er einige Anforderungen erfüllen.

Kinderhochstühle-Test: Wie gut sind Stokke, Hauck & Co.?

Möglichst frei von bekannten und bedenklichen Schadstoffen soll er sein, das ist klar – glücklicherweise gelingt das diesmal allen Produkten im Test. Genauso wichtig ist, dass die Sitzeinstellungen eine gesunde Körperhaltung und einen sicheren Halt ermöglichen.

Auch für die Eltern sollte der Hochstuhl im Alltag gut zu handeln sein. All das haben wir von einem spezialisierten Labor in einem umfangreichen Praxistest prüfen lassen. Das Ergebnis: Es gibt einen "sehr guten" Testsieger, zwei "gute" Hochstühle können wir ebenfalls empfehlen. Aber: Ein Kinderhochstuhl fällt wegen Sicherheitsmängeln mit "mangelhaft" durch. 

Ein geprüfter Kinderhochstuhl bietet nicht genug Stabilität

Konkret kritisieren wir am getesteten Kinderhochstuhl, dass die seitliche Haltevorrichtung aus Kunststoff nicht genug Stabilität bietet. Gelangt das Kind mit beiden Beinchen durch eine der Öffnungen im Babyeinsatz des Hochstuhls, reicht ein wenig Druck aus, damit das Kind mit der Hüfte hindurchrutschen kann.

Kinderhochstühle sind Teil der Erstausstattung, die Eltern für ihr erstes Kind anschaffen.
Kinderhochstühle sind Teil der Erstausstattung, die Eltern für ihr erstes Kind anschaffen. (Foto: Yiistocking/Shutterstock)

Eltern wissen, zu welch akrobatischen Einlagen die Kleinen in der Lage sind und dass dieses Szenario nicht unrealistisch ist. Die Gefahr für ernsthafte Verletzungen ist entsprechend hoch.

Da der Stuhl zwischen Sicherheitsbügel und Rückenlehne darüber hinaus noch eine Quetschstelle aufweist, lautet das Teilergebnis Sicherheit und damit in der Konsequenz auch das Gesamturteil "mangelhaft". Potenzielle Quetschstellen sorgen auch bei zwei weiteren Kinderhochstühlen im Test für Punktabzüge.

Immerhin: Laut Anbieter des "mangelhaften" Testverlierers wurde das Produkt überarbeitet und mit einer stabileren Befestigung des Sicherheitsbügels versehen. Die neue Version sei ab November 2023 verfügbar. 

Kinderhochstühle im Test: Jetzt Ergebnisse im ePaper lesen

Wachsen die Kinderhochstühle im Test gut mit?

Ergonomisch korrekt sitzt das Kind im Kinderhochstuhl nur dann, wenn Ober- und Unterschenkel am Knie einen rechten Winkel bilden, während die Füße komplett auf der Fußstütze (oder bei größeren Kindern auf dem Boden) aufstehen. Dafür müssen sich Sitztiefe und Fußstützenabstand anpassen lassen.

Viele Hochstuhlhersteller werben damit, dass ihre Produkte über viele Jahre mitwachsen und so für jedes Alter geeignet seien. Das wollten wir überprüfen und haben die Einstellungen für verschiedene Altersgruppen im Praxislabor anhand normierter Maße bestimmen lassen. So berechneten wir die optimale Nutzungsdauer der Hochstühle. Zwar sind sie auch darüber hinaus nutzbar, aber eben mit Komforteinbußen.

Das Ergebnis: Klappt leider nicht bei allen! Denn bei einem Kinderhochstuhl lässt sich die für kleine Kinder ohnehin zu großzügig bemessene Sitztiefe gar nicht verstellen und die klappbare Fußstütze lediglich in eine weitere Position versetzen. So ermöglicht der Stuhl nur für einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum eine ergonomisch geeignete Sitzposition.

Darüber hinaus kritisieren wir an dem getesteten Kinderhochstuhl, dass die Fußstütze so schmal ist, dass ein Kind die Füße in keinem Alter komplett darauf abstellen kann.

Ebenfalls wichtig für eine gesunde Haltung ist der Sitzöffnungswinkel  – also der Winkel zwischen Oberkörper und Oberschenkeln, wenn das Kind an die Rückenlehne angelehnt im Hochstuhl sitzt. Ist dieser zu groß oder zu klein, verschlechtert auch das das Teilergebnis Ergonomie.

Wie einfach lassen sich die Kinderhochstühle aufbauen?

Sowohl beim Aufbau als auch im täglichen Gebrauch sollte ein Hochstuhl einfach zu handhaben sein. Zeigte sich ein Stuhl im Praxislabor als unhandlich beim Heben und Tragen ohne Kind oder beim Verschieben mit Kind in der simulierten Esstischsituation, sorgt das für Punktabzüge.

Zudem kritisieren wir, wenn sich der Aufbau kompliziert gestaltete oder zusätzliches Werkzeug nötig war. Auch eine schwer verständliche Gebrauchsanleitung und fehlende Angaben zur richtigen Sitzposition des Kindes führten zu Minuspunkten.

Schon die Jüngsten können im Kinderhochstuhl am Familienlieben teilnehmen.
Schon die Jüngsten können im Kinderhochstuhl am Familienlieben teilnehmen. (Foto: Onjira Leibe/Shutterstock)

Kinderhochstuhl-Kauf: Worauf kommt es an? 

  1. Auf die Maße achten: Kinder wachsen und entwickeln sich vor allem in den ersten Lebensjahren sehr unterschiedlich. Altersangaben sind daher weniger aussagekräftig als die tatsächlichen Körpermaße Ihres Kindes.

  2. Gemeinsam wachsen: Die Fußstütze und die Sitztiefe eines mitwachsenden Hochstuhls lassen sich verstellen und so regelmäßig an das wachsende Kind anpassen. Im besten Fall ist er so über viele Jahre nutzbar.

  3. Sicherer Stand: Ein Hochstuhl sollte eine möglichst breite Basis haben, damit der Stuhl stabil steht und nicht kippen kann. Manchen Modellen liegen zusätzliche Kippschutzkappen zum Aufstecken auf die Füße bei.

  4. Gebraucht kaufen: Ein guter Kinderhochstuhl hat seinen Preis, doch ein hochwertiges Modell kann mehr als ein Kind tragen. Hochstuhl und Zubehör leisten auch secondhand gute Dienste.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 6/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir sieben Kinderhochstühle zu Preisen von 99,99 bis 299,95 Euro eingekauft und dabei auch Ausschau nach neuen Modellen gehalten. Schließlich haben wir vier klassische Treppenhochstühle geprüft und zwei weitere Modelle, die (annähernd) stufenlos auf die Körpergröße des Kindes einstellbar sind. Bei einem weiteren Stuhl (Kinderkraft Finix) ist lediglich die Fußstütze verstellbar; dafür können bei diesem Stuhl die Beine verkürzt werden, sodass er auch als Kindersessel nutzbar ist. Bei manchen Modellen haben wir zusätzlich Babyeinsätze für 49,99 bis 59,90 Euro erworben, die bei anderen bereits im Lieferumfang enthalten sind.

Je nach Material ließen wir die Hochstühle im Labor auf Formaldehyd im Holz sowie per Materialscreening unter anderem auf Weichmacher und halogenierte Flammschutzmittel in Kunststoff- und Gurtteilen untersuchen; die Gurte darüber hinaus auf optische Aufheller und die Kunststoffteile der Verpackung auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen.

Des Weiteren prüfte ein unabhängiges Praxislabor die Verständlichkeit der beiliegenden Gebrauchsanleitung, den Aufbau der Hochstühle inklusive des Babyeinsatzes sowie die Handhabung des Stuhls mit und ohne Kind im Alltag. Darüber hinaus bestimmten die Prüfexperten anhand der Sitzbreite und -tiefe sowie des Fußstützenabstands den Zeitraum, in dem der Stuhl von einem durchschnittlich großen Kind ergonomisch optimal genutzt werden kann. Außerdem maßen sie den Sitzöffnungswinkel, also den Winkel von Oberkörper zu Oberschenkeln in angelehnter Sitzposition. Für die Bewertung der Sicherheit haben die Laborexperten relevante Teil der entsprechenden Norm (DIN EN 14988) herangezogen. Sie haben die Gefährdung durch bewegliche Teile überprüft und eine Schlagprüfung, eine statische Belastungsprüfung von Sitz und Fußstütze sowie Prüfungen des Rückhaltesystems und der Standsicherheit durchgeführt.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Praxisprüfung: Das Testergebnis Praxisprüfung setzt sich zu gleichen Teilen aus dem Teilergebnis Gebrauchsanleitung, Aufbau und Handhabung und den Teilergebnissen Ergonomie sowie Sicherheit zusammen. Es wird kaufmännisch gerundet. Es kann nicht besser sein als das Teilergebnis Sicherheit.

Bewertung Testergebnis Gebrauchsanleitung: Das Teilergebnis Gebrauchsanleitung, Aufbau und Handhabung beruht auf einem Minuspunktesystem. Alle Minuspunkte werden addiert, und die Summe wird wie folgt bewertet: 0 bis 1 Minuspunkte = sehr gut; 2 bis 3 Minuspunkte = gut; 4 bis 5 Minuspunkte = befriedigend; 6 bis 7 Minuspunkte = ausreichend; 8 bis 10 Minuspunkte = mangelhaft; 11 und mehr Minuspunkte = ungenügend. Gebrauchsanleitung: je ein Minuspunkt für a) Hinweis zur korrekten Sitzposition fehlt; b) Mängel in Verständlichkeit der Anleitung. Aufbau: je ein Minuspunkt für: a) Aufbau zeitaufwendig (> 15 min); b) zusätzliches Werkzeug benötigt; c) Aufbau wenig intuitiv; d) Aufbau schwierig. Handhabung: je ein Minuspunkt für: a) Transport des Stuhls ohne Kind über weitere Strecken umständlich und/oder Schieben des Stuhls mit Kind umständlich; b) der Stuhl ist nicht stufenlos verstellbar; c) Sicherheitsbügel schwer zu de[1]montieren; d) Gurt schwer zu schließen.

Bewertung Testergebnis Ergonomie: Unter dem Teilergebnis Ergonomie führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) eine Nutzungsdauer von 18 bis 41 Monaten (Monate, in denen der Stuhl optimal auf das Kind eingestellt werden kann); b) ein Sitzöffnungswinkel von mehr als 105 ° (in Tabelle: "zu groß"). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) eine Nutzungsdauer von 42 bis 60 Monaten; b) ein Sitzöffnungswinkel von 100 bis 105° (in Tabelle: "etwas zu groß") oder 90 bis 95,9 ° (in Tabelle: "etwas zu klein"); c) eine Fußstütze, die für alle Altersklassen zu kurz ist.

Bewertung Testergebnis Sicherheit: Unter dem Teilergebnis Sicherheit führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Durchrutschgefahr; b) Quetschstellen.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um eine Note: optische Aufheller im Gurt.

Das Gesamturteil beruht zu gleichen Teilen auf dem Testergebnis Praxisprüfung und dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Es kann aber nicht besser sein als das Testergebnis Praxisprüfung. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe nicht.

Testmethoden

Praxisprüfung:

Gebrauchsanweisung: Vergleichende Beurteilung der Gebrauchsanweisung durch Experten.

Ergonomie: Beurteilung der Altersempfehlungen durch Experten auf Grundlage von für den jeweiligen Teilaspekt relevanten Körpermaßen von Kindern (50. Perzentil). Die Angabe einer Altersgruppe, für die der Kinderhochstuhl geeignet ist, ist gekennzeichnet durch eine Nutzung, bei welcher sowohl der Abstand zwischen Sitzfläche und Fußstütze als auch die Sitztiefe und die Sitzbreite für das Kind optimal eingestellt werden können. Das Körpergewicht findet bei dieser Empfehlung keine Berücksichtigung.

Die Sitzbreite ist als der Raum definiert, der den Nutzern ausgehend von der Medianebene des Körpers in lateraler Richtung insgesamt zur Verfügung steht. Die Sitztiefe ist als der Raum definiert, der den Nutzern ausgehend von der Rückenlehne des Stuhls bis hin zur Sitzvorderkante zur Verfügung steht. Die Sitztiefe wurde bei oberster Sitzflächenhöheneinstellung mit Hilfe der "Vorrichtung zum Messen von Winkeln" nach DIN EN 14988: 2020 ermittelt. Nach der Beurteilung der Alterseingrenzungen anhand der Abmessungen, erfolgte eine Überprüfung auf Basis einer begleitenden Beobachtung mit Versuchspersonen.

Aufbau und Montage: durch Experten gemäß Montageanleitung.

Handhabung: Beurteilung anhand erwachsener Versuchspersonen und deren Kindern im entsprechenden Alter (Fünf Kinder im Alter von 12, 24, 28, 42 und 50 Monaten). Bei den kleineren Kindern wurden die passiven und (wo vorhanden) aktiven Rückhaltesysteme verwendet. Zusätzlich wurden Beobachtungen von zwei Schulkindern (sieben und neun Jahre) getätigt, um die Möglichkeiten der Anpassung der Hochstühle auch an größere Kinder zu beobachten.

Bewertet wurde:

- Größenanpassung:  Montage und Demontage des Babybügels (bzw. des aktiven und/oder passiven Rückhaltesystems), Sitzhöhen- und Sitztiefeneinstellungen, Anpassung der Fußstütze in Höhe und Tiefe und die Einstellung und Handhabbarkeit der Gurtsysteme (wo möglich)

- Hineinsetzen / Herausnehmen des Kindes

- Anschnallen und Abschnallen bei vorhandenem aktivem Rückhaltesystem

- Transport des Hochstuhls über eine längere Strecke ohne Kind

- Schieben auf verschiedenen Untergründen (Parkett, Linoleum / PVC-Boden und Niederflorteppich).

Sicherheit: Anlehnung an die DIN EN 14988:2020-10, Punkt 8.

- Gefährdungen durch bewegliche Teile: in Anlehnung an DIN EN 14988:2020-10 8.4

- Schlagprüfung: DIN EN 14988:2020 8.8.2

- Vertikale statische Belastungsprüfung des Sitzes: in Anlehnung an DIN EN 14988:2020-10 8.8.3

- Senkrechte statische Belastungsprüfung der Fußstütze: DIN EN 14988:2020 8.8.4

- Rückhaltesystem: EN 14988:2020 8.9.1

- Standsicherheit: DIN EN 14988:2020 8.12

Inhaltsstoffe:

Materialscreening: GC-MS nach Extraktion und Derivatisierung.

Formaldehyd im Holz: DIN EN 717-3:1996-05.

Optische Aufheller im Gurt: Prüfung im UV-Licht.

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Januar 2023

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 6/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

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