Zahnpflegekaugummis im Test: Nur drei sind "sehr gut"

Jahrbuch für 2017 | Autor: Daniel Waldschik | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 20.10.2016

Zahnpflegekaugummis ohne Zucker im Test: Wir haben 32 Produkte getestet.
Foto: Pixel-Shot/Shutterstock

Für ein strahlendes Lächeln? Zuckerfreie Kaugummis sind zumindest eine gute Ergänzung zum Zähneputzen, falls mal keine Zahnbürste zur Hand ist. Wir haben 32 Produkte getestet: Nur drei sind "sehr gut", sieben schneiden immerhin "gut" ab.

Aktualisiert am 20.10.2016 | Wir wollten wissen, ob problematische Inhaltsstoffe in zuckerfreien Zahnpflegekaugummis stecken. Deshalb haben wir 32 Produkte in Laboren untersuchen lassen und die Zutatenliste gecheckt.

Kaux, dm & Co.: Zahnpflegekaugummis im Test

Das Testergebnis: Nur drei Zahnpflegekaugummis ohne Zucker schneiden mit "sehr gut" ab, immerhin sieben sind "gut". Viele Produkte landen jedoch nur im Mittelfeld. Drei zuckerfreie Zahnpflegekaummis fallen mit "mangelhaft" durch.

Die meisten Zutaten in den Kaugummis sind unserer Meinung nach zwar überwiegend unbedenklich. Allerdings enthalten 21 von 32 Produkten überflüssige und umstrittene Süßstoffe. Grundsätzlich sind zuckerfreie Zahnpflegekaugummis aber eine gute Ergänzung zur Zahnpflege zwischendurch.

Zehn Zahnpflegekaugummis kommen ohne Süßstoffe aus

"Chlorzucker" als Süßstoff ist mit Sucralose (E 955) in insgesamt fünf zuckerfreien Zahnpflegekaugummis im Test deklariert. Wie andere chlororganische Verbindungen wird aber Sucralose, die etwa 600-mal süßer als Zucker ist, in der Umwelt und/oder in Kläranlagen nur langsam abgebaut. Daher werten wir den Stoff ab.

Zuckeralkohole wie Xylit haben weniger Kalorien als Zucker, sind aber ähnlich süß. Deswegen ist es fraglich, inwieweit Zahnpflegekaugummis überhaupt zusätzlich mit künstlichen Süßstoffen versetzt werden müssen. Zumal Aspartam und Co. seit geraumer Zeit wieder verdächtigt werden, eine Rolle bei Übergewicht und Diabetes zu spielen. Immerhin: Zehn getestete Zahnpflegekaugummis kommen ohne Süßstoffe aus.

Kritik an zugesetzten Aromen 

Geschmackszusätze in Kaugummis regen zwar den Speichelfluss an und Spearmint- oder Fruchtgeschmäcker sind sicherlich leckerer als die pure Kaumasse. Dennoch werten wir zugesetzte Aromen aus dem Labor ab.

Anders wäre es, wenn bei einem natürlichen Aroma die Quelle genannt ist. Dann muss das Aroma zu mindestens 95 Prozent aus dem angegebenen Lebensmittel stammen. Dieser Fall trifft hier allerdings nur für ein Produkt zu, das laut Deklaration "natürliche Minz-Aromen" enthält, sowie für zwei weitere Zahnpflegekaugummis im Test, die laut Verpackung mit "Natural Cinnamon Flavors" und "Natural Mint Flavors" aufwarten.

Silber hat nichts in einem Zahnpflegekaugummi zu suchen

Kritisch sehen wir auch den Zusatz von Silber in einem Zahnpflegekaugummi. Wir ziehen dafür Noten ab, denn Studien haben gezeigt, dass der inflationäre Gebrauch von Silber zu Resistenzbildungen bei Bakterien beiträgt.

Ein anderer Kritikpunkt betrifft die fehlende Transparenz seitens einiger Anbieter. Weil es laut der von uns angefragten Labore schier unmöglich ist, die Kaumasse auf ihre Inhaltsstoffe hin zu prüfen, Verbraucherinnen und Verbraucher aber wissen sollten, was sie im Mund haben, fragten wir die Anbieter direkt nach der Zusammensetzung der verwendeten Kaumassen.

Die meisten haben uns zumindest wesentliche Bestandteile mitgeteilt. Zu 14 Produkten erhielten wir allerdings von den Anbietern keine Informationen. Die Zusammensetzung der Kaumasse bleibt für uns dadurch im Dunkeln, weshalb wir fehlende Transparenz abwerten.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik und Wellness 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Spearmint, Fresh-Mint, Mikrogranulate, Frucht- oder Zimtgeschmack: Das Sortiment zuckerfreie Zahnpflegekaugummis ist breit aufgestellt. Dementsprechend voll wurde auch unser Einkaufswagen: Insgesamt 35 Produkte aus Supermärkten, Drogerien und Internetshops kamen zusammen, darunter vier Sorten für Kinder.

Die Inhaltsstoffe: Die Zusammensetzung der Kaumasse lässt sich im Labor nach Angaben von Experten nicht aufdröseln, deshalb haben wir die weiteren Zutaten wie Zuckeralkohole, Süßstoffe und Aromen unter die Lupe genommen. Bei einem Produkt ließen wir im Labor überprüfen, ob das als antimikrobieller Wirkstoff ausgelobte Mikrosilber auch tatsächlich enthalten ist.

Die Weiteren Mängel: Auch wenn Anbieter sich auf das Produktgeheimnis berufen: Verbraucher sollten wissen, was sie kauen. Deshalb haben wir als Weiteren Mangel abgewertet, wenn Anbieter die Zusammensetzung ihrer Kaumasse schuldig geblieben sind. Im Labor nachgewiesene PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung haben wir ebenfalls als Weiteren Mangel abgewertet.

Die Bewertung: Einen direkten Abzug hagelte es für den Süßstoff Sucralose, der zur Chlorchemie gezählt wird, sowie für alle anderen Süßstoffe. Außerdem haben wir ein Produkt wegen des enthaltenen Mikrosilbers abgewertet, da sowohl die Studienlage als auch die von uns befragten Zahnmediziner keinen ausreichenden Beleg für eine Wirksamkeit ausmachen konnten. Auch wenn Geschmackszusätze laut Zahnmedizinern den Speichelfluss besser anregen: Natürliche Aromen aus dem Labor sehen wir kritisch und werten sie ab, sofern sie nicht zu 95 Prozent aus dem angegebenen Lebensmittel stammen.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Silber im Produkt; b) der Süßstoff Sucralose. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) andere Süßstoffe als Sucralose, falls nicht bereits wegen dieser um zwei Noten abgewertet wurde; b) Aromen und/oder natürliche Aromen und/oder künstliche Aromen.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: fehlende ergänzende Angaben zur Kaumasse. Zur Abwertung um eine Note führen: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung.

Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.

Testmethoden

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. Elemente: Elementbestimmung mittels ICP-MS. Weichmacher (in ausgewählten Produkten): GC-MS nach Extraktion und Derivatisierung.

Einkauf der Testprodukte: Juni 2015.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik und Wellness 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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