Fugenreiniger im Test: Nur ein Produkt überzeugt

Jahrbuch für 2017 | Autor: Daniel Waldschik | Kategorie: Bauen und Wohnen | 20.10.2016

Das regelmäßige Putzen ist das beste Hausmittel gegen Schmutz in den Fugen.
Foto: kazoka/Shutterstock

Das regelmäßige Putzen ist das beste Hausmittel gegen Schmutz in den Fugen. So sehen es zumindest Fachleute, die mit den Mitteln kein Geld verdienen müssen. Dennoch greifen Verbraucher schon bei wenig Schmutz zum Spezialreiniger. Von 13 Produkten geht nur ein Produkt mit "gut" aus dem Test.

Die Fugenreinigung im Bad oder in der Küche kann harte Knochenarbeit sein. Meistens dann, wenn die Ritzen vorher vernachlässigt wurden. Um dann eine anstehende Marathonputzerei zu umgehen, gilt für viele das Prinzip Chemiekeule.

Darauf sollte man beim Kauf von Fugenreiniger achten

Dabei ist laut Fachleuten eine regelmäßige Reinigung das beste Hausmittel gegen verdreckte Fugen. "Wer ein- bis zweiwöchentlich gründlich putzt und dabei auch die Fugen mitreinigt, kann sich das Geld für Chemiereiniger sparen", sagt Claudia Vock aus Germersheim. Ihr Mann Thomas ist Fliesenlegermeister. Mit schönen Fugen kennen sich die Eheleute aus. "Bei Zementfugen sollte man auf zu saure Mittel lieber verzichten. Die greifen das Material an", warnt Thomas Vock.

Beim Einsatz von säurehaltigen Mitteln, etwa gegen Kalk, müsse deshalb die Fuge gut vorgenässt werden, bevor der Reiniger aufgetragen und Schmutzanhaftungen bestenfalls mit einer Bürste entfernt werden. "Die Fuge danach gründlich mit klarem Wasser abwaschen. Silikonfugen sollten zudem gut trocken gerieben werden."

Bei alkalischen Reinigern, die wirksam gegen organische Verschmutzungen wie Seifenablagerungen sind, müsse man bei der Reinigung von Zementfugen weniger vorsichtig sein. "Aber Achtung! Alkalische Reiniger helfen nicht gegen Kalk", warnt Vock. Ob ein Mittel sauer oder alkalisch ist, gibt der pH-Wert an.

Fugenreiniger im Test: Das Ergebnis

Im Test: 13 Fugenreiniger. Wir haben vom TÜV Rheinland ihre Reinigungsleistung überprüfen lassen und zudem getestet, welche Schadstoffe in ihnen stecken. Das Ergebnis: Nur ein Fugenreiniger schneidet insgesamt mit der Gesamtnote "gut" ab. Die Bilanz der anderen ist durchwachsen: fünf "befriedigende" sowie fünf "ausreichende" und zwei "mangelhafte" Produkte.

Ein Fugenreiniger kann nur dann optimal und sehr gut sein, wenn nach dem Gebrauch laut Herstellerangaben keine Schmutzrückstände mehr in der Fuge zu sehen sind. Das hat kein Produkt im Test geschafft. Zwei Produkte allerdings haben den Praxistest gut bestanden.

Von dem Testschmutz, den die Prüfer auf den Testträgern einrieben und 48 Stunden eintrocknen ließen, war nach der Reinigungsprozedur nur noch ein geringer Rückstand sichtbar. Sechs Reiniger zeigten mit mittleren Rückständen eine "befriedigende" Leistung. Starke Rückstände des Testschmutzes, und damit nur "ausreichend", waren fünf Fugenreiniger.

Die Einwirkzeit der beiden Besten im Praxistest lag bei 30 Sekunden und drei Minuten. Beide Reiniger werden, wie andere auch, direkt auf die verschmutzte Fuge gesprüht. Nach dem Einwirken soll mit einem Schwamm, einer Bürste oder einem Schrubber mechanisch nachgearbeitet werden. Abschließend muss die Fuge mit klarem Wasser gut abgespült werden.

Die Gebrauchshinweise aller Testprodukte waren sich sehr ähnlich. Dafür lagen aber die Einwirkzeiten von 30 Sekunden Minimum bis hin zu 15 Minuten weit auseinander. Wie unser Praxisergebnis zeigt, hat die Länge der Einwirkzeit jedoch keine positive Auswirkung auf die Reinigungsleistung.

Fugenreiniger: Diese Inhaltsstoffe sind kritisch

Als einziger Reiniger im Test enthält ein Produkt eine künstliche Moschus-Verbindung. Solche Verbindungen reichern sich im menschlichen Fettgewebe an. Neuere Tierversuche geben Hinweise auf Leberschäden. Zwar enthalten auch andere Fugenreiniger im Test Duftstoffe. Zusätze wie Limonen oder Citral sind aber vergleichsweise weniger bedenklich. Sie können Allergien auslösen, treten aber als Allergene nur recht selten in Erscheinung.

In einem Reiniger wurden Formaldehyd/-abspalter in für uns nicht akzeptablen Gehalten nachgewiesen. Formaldehyd kann schon in geringen Mengen Allergien auslösen. Wird Formaldehyd über die Atemluft aufgenommen, gilt die Substanz als krebserregend. Der Anbieter gab an, selbst kein Konservierungsmittel einzusetzen und schob einen Lieferanten vor. 

Drei Reiniger enthalten mit Diethylenglykol ein gesundheitsschädigendes Ethylenglykol. Der Stoff kann die Haut, die Augen und die Atemwege reizen. Eingeatmet kann er Schwindel und Husten auslösen. Bereits nach kurzen Einwirkungen sind Schädigungen der Leber, der Nieren und des zentralen Nervensystems möglich. Zwei Reiniger enthalten mit Butoxyethanol außerdem einen Stoff, der hautreizend wirken kann und im Tierversuch Schädigungen des Blutbilds sowie Nieren- und Leberschädigungen zeigte.

Hersteller, deren Fugenreiniger sich an Endverbraucher zum Einsatz im Haushalt richten, müssen laut Detergenzienverordnung ein Inhaltsstoff-Datenblatt bereithalten. Selbst Anbieter im Test, die dazu nicht verpflichtet wären, tun das. Der Vertriebsweg, also ob die Reiniger über den Onlinehandel oder Baumärkte in die Privathaushalte gelangen, spiele laut Umweltbundesamt keine Rolle. Wir suchten die Datenblätter jeweils auf den Internetseiten, die auf den Verpackungen der Reiniger angegeben waren.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 5/2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de: 

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Aus dem beachtlichen Angebot an Fugenreinigern haben unsere Einkäufer in Baumärkten und Internetshops 13 Produkte eingekauft. Der günstigste Reiniger liegt bei 4,33 Euro je 500 Milliliter. Für den teuersten, der auch über das Fernsehen verkauft wird, müssen Verbraucher für die gleiche Menge 14,60 Euro bezahlen.

Die Reinigungsleistung: Wir haben den TÜV Rheinland beauftragt, die Reinigungsleistung aller Produkte zu testen. Dafür haben die Prüfer für jedes Produkt einen identischen Testträger entwickelt, den sie später mit der Testanschmutzung bearbeitet haben. Diesem in der Fuge haftenden Gemisch aus verschiedenen Seifen, Öl, Spülmittel und speziellen Rußschmutzpartikeln ("Spezial Schwarz") sollten die Chemiereiniger anschließend auf die Pelle rücken. Gereinigt wurde nach der Anleitung, wie sie auf den Produktetiketten angegeben ist.

Die Inhaltsstoffe: Dass in Chemiereinigern bedenkliche und/oder problematische Inhaltsstoffe stecken können, ist kein Geheimnis. Das verraten bereits die Gefahrenhinweise und Piktogramme, die den Produkten aufgedruckt sind. Trotzdem wollten wir natürlich wissen, welche Stoffe in welchen Mengen enthalten sind. Labore haben deshalb überprüft, wie es unter anderem um Allergien auslösende Duftstoffe, Formaldehyd/-abspalter oder andere gesundheits- sowie umweltschädigende Stoffe in Fugenreinigern bestellt ist.

Die Bewertung: Die Reinigungsleistung haben die TÜV-Experten visuell begutachtet und bewertet. Abzüge gab es, wenn nach der Reinigung noch Testschmutzrückstände in der Fuge sichtbar waren. Waren Inhaltsstoffe wie zum Beispiel polyzyklische Moschus-Verbindungen oder Ethylenglykole in Mengen enthalten, die ÖKO-TEST so nicht akzeptieren kann, gab es ebenfalls Punktabzug.

Bewertungslegende

Unter dem Testergebnis Reinigungsleistung führt zur Abwertung um drei Noten: auf den Fugen "starke Rückstände sichtbar". Zur Abwertung um zwei Noten führt: auf den Fugen "mittlerer Rückstand sichtbar". Zur Abwertung um eine Note führt: auf den Fugen "geringer Rückstand sichtbar".

Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) mehr
als 10.000 mg/kg Butoxyethanol; b) mehr als 20 mg/kg Formaldehyd/-abspalter; c) mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschus-Verbindungen. Zur Abwertung um eine Note führt: mehr als 1.000 mg/kg problematische Glykole (Ethylenglykole).

Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um jeweils eine Note: a) Inhaltsstoff -Datenblatt für Verbraucher gemäß Detergenzienverordnung zum Testzeitpunkt nicht abrufbar; b) Deklarationsmangel (hier: Duftstoff e nicht auf Produketikett angegeben); c) Internetadresse nicht wie vorgeschrieben auf dem Produktetikett angegeben.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Reinigungsleistung. Ein Testergebnis Inhaltsstoffe, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein
Testergebnis Inhaltsstoff e, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Das Gesamturteil kann nicht besser sein als das Testergebnis Inhaltsstoffe.Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.

Testmethoden

Testmethoden Reinigungsleistung:

Testträger: Holzplatte mit vier Fliesen verbunden mit 8 mm breiten Zementfugen (Material: PCI Nanofug, weiß). Nach Herstellung und kompletter Aushärtung der Testfugen werden diese als neue und saubere Testfugen verwendet. Auf die Testfugen wird die Anschmutzung (je 200 µl auf einer Fugenlänge von 10 cm) mit einer Pipette aufgebracht. Die Anschmutzung wird mit einem Latex-überzogenen Schwamm verteilt und eingerieben. Über einen Zeitraum von 48 Stunden bei normalen Umgebungsbedingungen werden die Testfugen getrocknet (22 ± 3 °C, 40 ± 10 % rel. Feuchte).

Anschmutzung: Basis ist eine 0,5-Gew.-%-Seifenlösung aus entmineralisiertem Wasser und verschiedenen Seifen. In die Basisseifenlösung werden 0,1 Gew.-% Spezial Schwarz, 2 Gew.-% Keimöl und 3 Gew.-% Spülmittel zu einem homogenen Gemisch verrührt.
Für jedes Produkt wird ein Testträger verwendet. Nach Anschmutzung und Trocknung der Testträger werden die angeschmutzten Fugen mit den Fugenreinigern entsprechend den Angaben der Hersteller, die auf den Produkten angegeben sind, gereinigt. Für die Einwirkzeit werden die Testträger waagerecht abgelegt, damit der Reiniger nicht abläuft und bestmöglich wirken kann. Es wird die kürzeste angegebene Einwirkzeit verwendet: a) Keine Angabe = Keine, d.h. die Reinigung erfolgt direkt nach dem Einsprühen; b) "einige Sekunden einwirken lassen" = 30 Sekunden; c) "einige Minuten einwirken lassen" = 3 Minuten; d) "kurz einwirken lassen" = 1 Minute; e) "(etwas) länger einwirken lassen" = +20% (Zeit); f) Zeitangabe = kürzeste angegebene Einwirkzeit verwenden.

Nach Analyse aller Anwendungshinweise der Hersteller lässt sich nachfolgendes schematisches Vorgehen der Reinigung festlegen: 1. Reiniger auftragen/aufsprühen; 2. Reiniger einwirken lassen; 3. Oberfläche bearbeiten, 4. Nachbehandlung der Oberfläche. Die Anwendungshinweise der Hersteller unterscheiden sich. Aufgrund dieser Unterschiede bei der Anwendung der Produkte wird für jedes Produkt eine individuelle Anwendung festgelegt (siehe Tabelle).
Nach der Reinigung der Testfugen werden die Testträger bei Raumtemperatur für mindestens vier Stunden getrocknet und anschließend von fünf Testpersonen visuell hinsichtlich der Reinigungsleistung beurteilt.
Bewertungsskala: Note 1 = kein Rückstand sichtbar; Note 2 = geringer Rückstand sichtbar; Note 3 = mittlerer Rückstand sichtbar; Note 4 = starker Rückstand sichtbar; Note 5 = sehr starker Rückstand sichtbar. Die Reinigungsleistung entspricht dem kaufmännisch gerundeten Mittelwert aller Einzelwertungen.

Testmethoden Inhaltsstoffe:

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse; halogenorganische Verbindungen: a) Wasserdampfdestillation; Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Reinigung der Proben mit Kieselgel, Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; PEG/PEG-Derivate: per Deklaration und/oder ausgewählte Produkte zusätzlich mittels NMR-Spektroskopie; Isothiazolinone: per Deklaration und/oder Bestimmung von Isothiazolinonen und Fungiziden mittels HPLC/DAD; Glykole, Glykolesther und Glykolether: GC/MS nach Extraktion und/oder nach Extraktion und Derivatisierung; Formaldehyd/-abspalter: Saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie; Diethylphthalat (DEP): Extraktion mit TBME, GC-MS; allergieauslösende Duftstoffe sowie polyzyklische Moschus-Verbindungen bei ausgewählten Produkten: Extraktion mit TBME, GC-MS.

Einkauf der Testprodukte: Januar 2016.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 5/2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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