73 Fieber- und Schmerzmittel im Test

Neue Erkenntnisse

Jahrbuch für 2017 | | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 20.10.2016

73 Fieber- und Schmerzmittel im Test

Ob Kopf- oder Zahn-, Regel- oder Gelenkschmerzen: Vieles lässt sich mit rezeptfreien Schmerzmitteln auch ohne Arztbesuch gut behandeln. Deren Wirksamkeit ist belegt, bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind sie sicher - auch die koffeinhaltigen Kombinationspräparate.

Schmerzmittel enthalten zum einen die nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS), Naproxen und Diclofenac. Diese wirken nicht nur schmerzlindernd, sondern auch fiebersenkend und entzündungshemmend. Häufig verwendet wird auch Paracetamol, das aber im Gegensatz zu den NSAR in therapeutischen Dosen nicht entzündungshemmend wirkt.

Im ÖKO-TEST: 73 rezeptfreie Arzneimittel gegen leichte bis mäßig starke Schmerzen und/oder Fieber, darunter Monopräparate mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac, Paracetamol, Naproxen und Ibuprofen sowie Kombinationspräparate mit Koffein und/oder Ascorbinsäure.

Das Testergebnis

Wirksam gegen Schmerzen und Fieber sind sie alle und die Gebrauchsinformationen enthalten die wichtigen Hinweise zu Risiken und Nebenwirkungen, zur Dosierung sowie zur Anwendung bei Kindern und Schwangeren. Das Gros aller getesteten Produkte schneidet mit "sehr gut" und "gut" ab. Nur zwei Mischpräparate bewerten wir weiterhin mit "ungenügend". Die Mittel mit Diclofenac landen im Mittelfeld.

Acetylsalicylsäure (ASS) hat sich in der Behandlung von Fieber und Schmerzen bewährt. Da sich die Magenverträglichkeit verbessert, wenn ASS in viel Wasser aufgelöst wird, werten wir alle Darreichungsformen ab, bei denen dies nicht gegeben ist (Tabletten, Kautabletten, Granulat) - auch wenn im Beipackzettel auf die Notwendigkeit von reichlich Flüssigkeit hingewiesen wird. Zur Behandlung von Fieber bei Kindern ist ASS tabu, weil es in sehr seltenen Fällen zum Reye-Syndrom führen kann, einer lebensbedrohlichen Schädigung des Gehirns.

Paracetamol gilt als wirksam und gut verträglich. Es weist eine geringe therapeutische Breite auf, das heißt, die wirksame und die schädliche Dosis liegen nicht weit auseinander. Eine Überdosierung kann zu schweren Leberschäden führen. Insbesondere bei Kindern ist auf eine alters- und gewichtsbezogene Dosierung zu achten.

Ibuprofen ist heute der am häufigsten verlangte Schmerzwirkstoff. In der niedrigen, rezeptfrei erhältlichen Dosierung wirkt Ibuprofen vor allem schmerzlindernd und eignet sich daher zur Behandlung leichter bis mäßig starker Schmerzen. Rezeptpflichtiges Ibuprofen ist höher dosiert und wirkt dann eher entzündungshemmend und antirheumatisch. Aufgrund des gleichen Wirkmechanismus ähneln die Nebenwirkungen denen von ASS. In der modernen - und teureren - Variante als Salz der Aminosäure Lysin soll Ibuprofen schneller wirken. Ein Wirksamkeitsvorteil ist aber nicht belegt.

Die Wirkung des Naproxens setzt vergleichsweise langsam ein. Aus diesem Grund wird Naproxen klassischerweise eher bei Gelenkbeschwerden eingesetzt.

Diclofenac darf bei Fieber nicht länger als drei, bei leichten bis mäßig starken Schmerzen nicht länger als vier Tage angewendet werden. Der halogenorganische Wirkstoff hat sich mittlerweile als Umweltproblem entpuppt. Wir werten den Stoff um zwei Noten ab.

...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Rezeptfreie Fieber- und Schmerzmittel sind apothekenpflichtig. Wir haben alle Produkte - sowohl Mono- als auch Kombinationspräparate - in der kleinstmöglichen Packungsgröße in der Apotheke eingekauft. Berücksichtigt wurden die gängigen Wirkstoffe Ibuprofen, Paracetamol, ASS und Naproxen. Erstmalig ist auch Diclofenac dabei, das wie Naproxen klassischerweise zwar eher bei Gelenkbeschwerden eingesetzt wird, sich aber auch zur Behandlung von Kopfschmerzen eignet.

Die Begutachtung

Unseren wissenschaftlichen Berater, Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt, wissenschaftlicher Leiter des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker in Eschborn, haben wir mit der Begutachtung der Präparate beauftragt. Dabei ging es nicht nur um deren Wirksamkeit, sondern auch um Risiken und Nebenwirkungen. Außerdem haben wir ihn gefragt, ob der Zusatz von Vitamin C zu einem Schmerzmittel dem Anwender Vorteile bringt und inwiefern das Lysinsalz des Ibuprofens dem einfachen Ibuprofen überlegen ist.

Die Hilfsstoffe

Um die Wirkstoffe eines Arzneimittels in eine anwendergerechte Form zu bringen, bedarf es verschiedener Hilfsstoffe. Ob sich darunter umstrittene oder bedenkliche Substanzen wie Farb-, Konservierungsstoffe und Paraffine befinden, haben wir anhand der Deklaration in den Beipackzetteln überprüft.

Die Bewertung

Das A & O eines Arzneimittels ist, dass Wirksamkeit und Sicherheit gegeben sind und der Anwender im Beipackzettel alle notwendigen Informationen zu Risiken, Nebenwirkungen, Dosierung und Anwendungsdauer erhält. Dies schlägt sich im Testergebnis Wirksamkeitsbelege und Beipackzettel nieder. Ein "sehr gutes" Ergebnis hier sollte unserer Meinung nach jedoch nicht durch die unnötige Verwendung problematischer Hilfsstoffe getrübt werden.

Jahrbuch für 2017
Jahrbuch für 2017

Jetzt Ausgabe als ePaper kaufen!