Nicht steif auf dem Stuhl sitzen, sondern sich bequem auf dem frei verformbaren Sack zurücklehnen oder gar flach liegen: Das ist Entspannung pur für die Großen und eher eine Art Herumtoben für die Kleinen. Trendy ist er, der Sitzsack. Drei italienische Architekten und Designer - Piero Gatti, Cesare Paolini und Franco Teodoro - wollten den Zeitgeist der 60er-Jahre einfangen und ein Sitzmöbel schaffen, das sich dem menschlichen Körper anpasst, das unkonventionelle Positionen erlaubt. Die Designer experimentierten mit verschiedenen Füllmaterialien, bis sie die kleinen Styroporkügelchen entdeckten, die den Sitzsack zu dem werden ließen, was sie sich vorgestellt hatten: verformbar, leicht und mobil. Doch Polystyrol wird durch Polymerisation von Styrol hergestellt. Im fertigen Polystyrol sollte möglichst kein reines Styrol mehr vorhanden sein. Das hängt von der Produktion und einer Nachbehandlung durch Entgasen ab. Denn Styrol ist gesundheitlich bedenklich, wenn man es einatmet. Im Rahmen der europäischen Chemikalienverordnung Reach wurde der Stoff neu bewertet. Danach kann er vermutlich das Kind im Mutterleib schädigen, außerdem können Schäden an Hörorganen auftreten. Ausgasendes Styrol reizt zudem Augen und Haut. Die vorliegenden Daten waren jedoch nicht ausreichend, um einen Krebsverdacht zu bestätigen.
Da Polystyrol brennbar ist, muss der Schaumstoff bei Dämmstoffen mit Flammschutzmitteln ausgerüstet werden, um die gesetzlichen Mindestanforderungen zu erfüllen. Zum Einsatz kommt bisher das äußerst problematische bromierte Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan, kurz HBCD. Unter Reach wurde der Stoff 2008 als besonders besorgniserregend eingestuft, weil er persistent, bioakkumulierend und toxisch (kurz: PBT) ist, das heißt besonders gefährlich für die Umwelt, in der er sich dauerhaft anreichert. Im Mai 2013 wurde HBCD durch die UN-Chemikalienkonferenz in die Stockholmer Konvention für persistente organische Schadstoffe (POPs) aufgenommen. Ein weltweites Verbot tritt damit nach einer einjährigen Übergangszeit 2014 in Kraft, wahrscheinlich im September. HBCD ist ein langlebiges Umweltgift, das sich im Menschen und anderen Organismen anreichert. Es steht zudem im Verdacht, fortpflanzungsschädlich zu sein.
Wir schickten neun Sitzsäcke für Kinder in die Labore und ließen sowohl die Polystyrolfüllung als auch den Bezug prüfen.
Das Testergebnis
Die meisten Produkte fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch den Test. Nur der Sitzsack von Theraline ist "befriedigend". Die Sitzsäcke von Sitting Bull und den Onlineshops Kuschelbaby.com/Kissenshop.biz sind noch "ausreichend". Meist liegt das an der Polystyrolfüllung, die eben doch nicht ohne ist. Völlig indiskutabel sind vier Sitzsäcke, deren Bezug mit Schadstoffen gespickt ist.
Im Bezug des Smoothy Sitzsack Classic Cotton, Feuer-Rot wurde das krebsverdächtige Anilin, ein aromatisches Amin, nachgewiesen, das zwar nicht verboten, ...