Aktualisiert am 09.10.2015 | Menschen, die täglich bei der Arbeit mit viel Feuchtigkeit in Kontakt kommen oder die eine Veranlagung haben, Neurodermitis auszubilden, sollten sich tatsächlich besonders pflegen. Ist medizinische Hautpflege die Lösung? Einige Hersteller geben auf der Verpackung einen pH-Wert von 5 oder 5,5 an. Der gilt als hautneutral und soll den natürlichen Säuremantel kaum stören. Aber das allein kann die beworbene "Spezialpflege" für "empfindliche und problematische" Haut nicht ausmachen.
Wir fragten bei bekannten Anbietern nach. Ein Anbieter zum Beispiel verweist auf Pflegewirkstoffe und darauf, dass die medizinischen Hautpflegeprodukte auch an Probanden mit erkrankter Haut, wie Neurodermitikern, getestet würden. Zudem seien die Formeln auf die verschiedenen Hautbedürfnisse ausgerichtet – etwa "durch den Verzicht auf Parfüm und bestimmte Konservierungsstoffe bei sensibler und gereizter Haut", teilt der Kosmetanbieter mit.
Allerdings zeigt ein Blick auf die von uns gekauften Produkte dieses Anbieters: Der Anbieter verzichtet nicht in allen Cremes, Lotionen und anderen Produkten seiner medizinischen Hautpflegeserie auf Parfüm. Die von uns getesteten Produkte, ausgelobt für "empfindliche" und für "allergiegestresste" Haut, enthalten alle Parfüm. Ob Duftnoten problematisch sind, hängt von deren Zusammensetzung ab und zeigt sich manchmal erst in einer umfangreichen Laboranalyse.
Was halten Dermatologen von medizinischen Hautpflegeserien?
Und was sagen Dermatologen zu medizinischen Hautpflegeprodukten? "Sie sind im Prinzip sinnvoll, aber es müssen höhere Maßstäbe an die Inhaltsstoffe angelegt werden. Stoffe, die Kontaktallergien auslösen können, also bestimmte Konservierungsmittel oder bestimmte Duftstoffe, sollten nicht enthalten sein."
Denn für Allergien gilt: "Bei vorgeschädigter beziehungsweise nur entzündeter Haut steigt das Sensibilisierungsrisiko an", warnt Professor Axel Schnuch, Leiter des Informationsverbunds Dermatologischer Kliniken (IVDK) – eines Netzwerks zu Kontaktallergien.
Eucerin, Sebamed & Co.: Medizinische Hautpflegeserien im Test
Wir wollten wissen, wie "sanft" die verwendeten Inhaltsstoffe sind und haben aus zehn Hautpflegeserien jeweils drei Produkte gekauft.
Das Ergebnis: Die große Mehrheit der medizinischen Produkte schneidet mit "sehr gut" und "gut" ab. Im Vergleich zu normalen Kosmetika wie konventionellen Körperlotionen (Test im ÖKO-TEST-Magazin 01/2014) und Gesichtscremes (06/2013) sind die medizinischen Hautpflegeprodukte tatsächlich etwas besser, es duften beispielsweise weniger allergieauslösende Stoffe.
Unterm Strich müssen aber vor allem die bekannten Markenunternehmen Nachhilfe nehmen. Zwei Produkte fallen bei den Inhaltsstoffen vergleichsweise negativ auf und kassieren nur ein "ausreichend".
Bedenkliche Stoffe in Produkten aus Hautpflegeserien
Was ist ansonsten im Test aufgefallen?
- Eine Hautschutz-Lotion im Test wird mit Methylisothiazolinon konserviert. Und zwar in ganz schönen Mengen. Käufer von medizinischen Hautpflegeserien erwarten, dass sie ihrer Haut etwas Gutes tun. Dass ein Kontaktallergen eingesetzt wird, damit rechnen sie nicht. Bemerkbar macht sich diese Kontaktallergie zum Beispiel durch ein unangenehmes Hautekzem. Nach Kenntnisstand des wissenschaftlichen Beratergremiums der EU (SCCS) ist in Produkten wie Cremes, die auf der Haut bleiben, keine Menge an Methylisothiazolinon bekannt, die man als sicher bezeichnen kann.
- Einen weiteren nachgewiesenen Konservierer bewerten wir kritisch: In einem Produkt hat das Labor bedenkliche Parabene gefunden. Diese Stoffe stehen im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken. Die Europäische Kommission hat deshalb die erlaubten Mengen in Kosmetika weiter beschränkt.
- Immerhin: Die pH-Werte, die die Hersteller auf der Verpackung versprechen, werden tatsächlich eingehalten.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik und Wellness 2015 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2016 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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