Medizinische Hautpflegeserien im Test: Die Mehrheit überzeugt

Jahrbuch für 2016 | Autor: Svenja Markert | Kategorie: Kosmetik und Mode | 09.10.2015

Medizinische Hautpflegeserien im Test: Wir haben jeweils drei Produkte aus zehn medizinischen Hautpflegeserien getestet.
Foto: Kmpzzz/Shutterstock

Verbraucherinnen und Verbraucher versprechen sich von medizinischer Hautpflege, dass sie weniger problematische Inhaltsstoffe als normale Kosmetika enthält. Wir haben aus zehn Hautpflegeserien jeweils drei Produkte getestet. Das Ergebnis: Die meisten Produkte überzeugen.

Aktualisiert am 09.10.2015 | Menschen, die täglich bei der Arbeit mit viel Feuchtigkeit in Kontakt kommen oder die eine Veranlagung haben, Neurodermitis auszubilden, sollten sich tatsächlich besonders pflegen. Ist medizinische Hautpflege die Lösung? Einige Hersteller geben auf der Verpackung einen pH-Wert von 5 oder 5,5 an. Der gilt als hautneutral und soll den natürlichen Säuremantel kaum stören. Aber das allein kann die beworbene "Spezialpflege" für "empfindliche und problematische" Haut nicht ausmachen.

Wir fragten bei bekannten Anbietern nach. Ein Anbieter zum Beispiel verweist auf Pflegewirkstoffe und darauf, dass die medizinischen Hautpflegeprodukte auch an Probanden mit erkrankter Haut, wie Neurodermitikern, getestet würden. Zudem seien die Formeln auf die verschiedenen Hautbedürfnisse ausgerichtet – etwa "durch den Verzicht auf Parfüm und bestimmte Konservierungsstoffe bei sensibler und gereizter Haut", teilt der Kosmetanbieter mit.

Allerdings zeigt ein Blick auf die von uns gekauften Produkte dieses Anbieters: Der Anbieter verzichtet nicht in allen Cremes, Lotionen und anderen Produkten seiner medizinischen Hautpflegeserie auf Parfüm. Die von uns getesteten Produkte, ausgelobt für "empfindliche" und für "allergiegestresste" Haut, enthalten alle Parfüm. Ob Duftnoten problematisch sind, hängt von deren Zusammensetzung ab und zeigt sich manchmal erst in einer umfangreichen Laboranalyse.

Was halten Dermatologen von medizinischen Hautpflegeserien?

Und was sagen Dermatologen zu medizinischen Hautpflegeprodukten? "Sie sind im Prinzip sinnvoll, aber es müssen höhere Maßstäbe an die Inhaltsstoffe angelegt werden. Stoffe, die Kontaktallergien auslösen können, also bestimmte Konservierungsmittel oder bestimmte Duftstoffe, sollten nicht enthalten sein."

Denn für Allergien gilt: "Bei vorgeschädigter beziehungsweise nur entzündeter Haut steigt das Sensibilisierungsrisiko an", warnt Professor Axel Schnuch, Leiter des Informationsverbunds Dermatologischer Kliniken (IVDK) – eines Netzwerks zu Kontaktallergien.

Eucerin, Sebamed & Co.: Medizinische Hautpflegeserien im Test

Wir wollten wissen, wie "sanft" die verwendeten Inhaltsstoffe sind und haben aus zehn Hautpflegeserien jeweils drei Produkte gekauft.

Das Ergebnis: Die große Mehrheit der medizinischen Produkte schneidet mit "sehr gut" und "gut" ab. Im Vergleich zu normalen Kosmetika wie konventionellen Körperlotionen (Test im ÖKO-TEST-Magazin 01/2014) und Gesichtscremes (06/2013) sind die medizinischen Hautpflegeprodukte tatsächlich etwas besser, es duften beispielsweise weniger allergieauslösende Stoffe.

Unterm Strich müssen aber vor allem die bekannten Markenunternehmen Nachhilfe nehmen. Zwei Produkte fallen bei den Inhaltsstoffen vergleichsweise negativ auf und kassieren nur ein "ausreichend".

Bedenkliche Stoffe in Produkten aus Hautpflegeserien

Was ist ansonsten im Test aufgefallen?

  • Eine Hautschutz-Lotion im Test wird mit Methylisothiazolinon konserviert. Und zwar in ganz schönen Mengen. Käufer von medizinischen Hautpflegeserien erwarten, dass sie ihrer Haut etwas Gutes tun. Dass ein Kontaktallergen eingesetzt wird, damit rechnen sie nicht. Bemerkbar macht sich diese Kontaktallergie zum Beispiel durch ein unangenehmes Hautekzem. Nach Kenntnisstand des wissenschaftlichen Beratergremiums der EU (SCCS) ist in Produkten wie Cremes, die auf der Haut bleiben, keine Menge an Methylisothiazolinon bekannt, die man als sicher bezeichnen kann.
  • Einen weiteren nachgewiesenen Konservierer bewerten wir kritisch: In einem Produkt hat das Labor bedenkliche Parabene gefunden. Diese Stoffe stehen im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken. Die Europäische Kommission hat deshalb die erlaubten Mengen in Kosmetika weiter beschränkt.
  • Immerhin: Die pH-Werte, die die Hersteller auf der Verpackung versprechen, werden tatsächlich eingehalten.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik und Wellness 2015 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2016 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Wir haben Serien von medizinischen Hautpflegeprodukten getestet, unsere Einkäufer haben deshalb jeweils drei bestimmte Produkte einer Marke gekauft: Körperlotionen, Waschlotionen beziehungsweise Duschgele sowie Pflegecremes, darunter auch Hand- und Gesichtscremes. Insgesamt zehn Serien sind im Test: Apotheken- und Eigenmarken, aus dem Drogeriemarkt sowie eine Naturkosmetikserie.

Die Inhaltsstoffe: Duften in der Hautpflege Stoffe, die Allergien auslösen können? Ein von uns beauftragtes Labor hat die parfümierten Hautpflegeprodukte einer umfangreichen Duftanalyse unterzogen. Außerdem wollten wir wissen, ob die Hersteller kritische Konservierungsstoffe einsetzen. Ist auf der Verpackung ein bestimmter pH-Wert angegeben, haben wir untersuchen lassen, ob die Produkte diesen auch erreichen.

Die Bewertung: Von einer medizinischen Hautpflege erwarten die Käufer, dass sie ohne reizende Inhaltsstoffe auskommt – auch dass keine Allergene drinstecken. Deshalb bewertet ÖKO-TEST medizinische Hautpflegeprodukte teilweise strenger als konventionelle Kosmetika.

Bewertungslegende

Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) Methylisothiazolinon; b) PEG/ PEG-Derivate in Körperlotionen und Cremes. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) bedenkliche Parabene (hier: Propylparaben); b) PEG/PEG-Derivate in Dusch- und Waschprodukten; c) mehr als 1 Prozent Paraffine/apolare Silikonverbindungen und/oder paraffinähnliche Erdölprodukte in Körperlotionen und Cremes; d) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (Lyral).

Unter den Testergebnissen Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: ein Umkarton, der kein Glas schützt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um  eine Note. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochene) Wirkung der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Testmethoden: (je nach Zusammensetzung der Produkte) Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschüttung mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie. Halogenorganische Verbindungen: a) Wasserdampfdestillation, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Reinigung der Proben mit Kieselgel, Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Diethylphthalat/deklarationspflichtige Duftstoffe/Moschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS. Methylisothiazolinon: Extraktion mit einem Essigsäure-Methanol-Gemisch, HPLC-DAD. Paraffine/Erdölprodukte/apolare Silikonverbindungen: laut Deklaration und/oder HPLC/RI. Parabene: HPLC-UV. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse. pH-Wert: pH-Messung mit Elektrode.

Einkauf der Produkte: Juli 2014.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik und Wellness 2015 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2016 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

Jahrbuch für 2016
Jahrbuch für 2016

Jetzt Ausgabe als ePaper kaufen!