12 Montagekleber im Test

Einer für alles?

Jahrbuch für 2017 | | Kategorie: Bauen und Wohnen | 20.10.2016

12 Montagekleber im Test

Statt zum Bohrer und Dübel greifen viele Handwerker zu Montagekleber, um Sockelleisten, Schränkchen und Spiegel an die Wand zu bringen. Vier Marken können wir ohne Abstriche empfehlen, eine Reihe von Produkten floppte allerdings in unserem Test.

Wo früher noch gedübelt und geschraubt wurde, greifen Handwerker und Do-it-yourselfer heute gern zum Montageklebstoff in der Kartusche: Sockelleisten, ein Wandbord oder gar kleine Regale oder Schränkchen, Spiegel, Wandverkleidungen, Blenden und Dekorationselemente werden gern mal so einfach an Wand oder Decke gepappt. Doch wie schon gesagt, ganz so einfach ist das Kleben nicht, weil je nach Untergrund, Material und Randbedingungen manche Kleber besser und andere weniger oder gar nicht geeignet sind. Und weil es vor allem auf die richtige Vorbereitung und Handhabung ankommt. Und weil eine Klebefläche möglicherweise so extrem beansprucht wird, zum Beispiel durch Scherkräfte, dass es ohne technisches Know-how schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist, einen Gegenstand fest und dauerhaft zu kleben.

Deshalb empfehlen Experten auch, im Haushalt nur dort zu kleben, wo keine oder keine allzu großen Kräfte übertragen werden. Sonst ist das Risiko zu groß, dass es zu einem irgendwie gearteten Absturz kommt. Ein weiterer Nachteil: Die Klebeverbindung ist unlösbar. Sollte die Fuge doch versagen, so bleiben zudem Rückstände oder gar Beschädigungen an Wand, Decke oder Boden.

ÖKO-TEST hat in Baumärkten zwölf Montagekleber eingekauft, von denen die Hersteller versprechen, dass sie für viele Materialien und Untergründe geeignet seien. Im Test sind sowohl dispersionsbasierte Kleber als auch sogenannte Hybridpolymere auf Basis von Silicium. Wir wollten wissen, ob sie wirklich lösemittelfrei sind, keine problematischen Stoffe ausgasen und den Heimwerker oder die Wohnung durch weitere bedenkliche Inhaltsstoffe belasten.

Das Testergebnis

Mit den Inhaltsstoffen sind wir meist nicht einverstanden. Ein Produkt erreicht unterm Strich ein "ungenügend"", drei weitere sind kaum besser. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Vier Marken schneiden mit "sehr gut" ab.

In drei elastischen Hybridpolymerklebern setzen die Hersteller Diisononylphthalat (DINP) ein - eine Phthalatverbindung, die zumindest in Spielzeug und Babyartikeln, die in den Mund genommen werden können, verboten ist. Die Verbindung steht in begründetem Verdacht, wie ein Hormon zu wirken; zudem gibt es Hinweise auf weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen. Ebenfalls in drei derartigen Rezepturen hat das Labor deutliche Mengen an zinnorganischen Verbindungen nachgewiesen. Sie können allergische Reaktionen und Reizungen verursachen und in das Immun- und Hormonsystem des Menschen eingreifen, weshalb sie sogar als fortpflanzungsgefährdend und fruchtschädigend eingestuft sind. In zahlreichen Anwendungen sind sie deshalb in hohen Konzentrationen, die über den hier nachgewiesenen Mengen liegen, verboten.

Die positive Nachricht ist, dass alle Montagekleber nahezu lösemittelfrei sind und nichts oder fast nichts ausgast. Nur in der Baumarkt-Eigenmarke Obi fanden sich problematische Ethylenglykole, die möglicherweise die Raumluft belasten un...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

... erfolgte in Baumärkten. Unsere Einkäufer wählten Montagekleber für eine möglichst breite Anwendung aus, also solche, die viele Materialien auf unterschiedlichen Untergründen zum Halten bringen. Fast alle sind als lösemittelfrei ausgelobt. Die Preise für eine Kartusche der Klebstoffe schwanken zwischen 5 und 13 Euro.

Die Inhaltsstoffe

Beim Verarbeiten können Lösemittel ausgasen und eingeatmet werden. Die meisten Klebstoffe sind wasserbasiert und müssen deshalb meist mit Konservierungsmitteln haltbar gemacht werden. Deshalb ließen wir die Produkte auf flüchtige organische Verbindungen (VOC) und problematische Konservierungsmittel wie Formaldehyd/-abspalter und Isothiazolinone untersuchen. Auch bedenkliche Phthalat-Weichmacher, die den Klebstoff elastisch und flexibel halten sollen, sowie zinnorganische Verbindungen, die möglicherweise als Katalysator oder Stabilisator eingesetzt werden, standen auf dem Prüfprogramm.

Die Weiteren Mängel

Wir prüften die Deklarationen, denn die Hersteller von Bauprodukten sollten den Heimwerker umfassend über das Produkt und seine Inhaltsstoffe - vor allem über die Konservierungsmittel - informieren und für Allergiker eine Hotline anbieten, sofern sensibilisierende Isothiazolinone eingesetzt werden.

Die Bewertung

Phthalate und zinnorganische Verbindungen, die in begründetem Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken, werten wir besonders streng ab, aber auch Formaldehyd/-abspalter führen dazu, dass ein Produkt bestenfalls im Mittelfeld landet. Weitere bedenkliche Inhaltsstoffe und deutliche Weitere Mängel bringen zusätzliche Minuspunkte.

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