Links, rechts, links und wieder rechts, das Vorderrad des Kinderfahrrads wechselt die Richtung wie das Fähnlein im Wind. Nur mühsam hält die Vierjährige ihren Zickzackkurs auf dem bevölkerten Gehweg, gleich daneben rauschen auf der Fahrbahn Autos im Sekundentakt vorbei. Szenen wie diese sollte man eigentlich nicht mehr sehen, doch man sieht sie. Eltern setzen ihre Kinder oft zu früh aufs Rad, obwohl die Kleinen damit heillos überfordert sind. Das kann nicht nur gefährlich sein, sondern ist auch unnötig. Schließlich gibt es Alternativen, die dem Entwicklungsstand kleiner Kinder wesentlich besser entsprechen. Neben dem Laufrad ist das vor allem der Roller.
"Kinderroller sind hervorragend geeignet, Kinder auf den Umgang mit ihrem ersten Fahrrad vorzubereiten", sagt Hannelore Herlan, stellvertretende Geschäftsführerin und Pressesprecherin der Deutschen Verkehrswacht. Das Rollerfahren, da sind sich Experten einig, schult wichtige motorische Fähigkeiten, insbesondere die Bewegungs- und Gleichgewichtskoordination. Es vermittelt ein Gefühl für Geschwindigkeit, für Beschleunigen und Bremsen. Und Kinder lernen Kurvenfahren und sich beim Geradeausfahren umzuschauen. "Entwicklungspsychologisch betrachtet sind das alles sehr anspruchsvolle Aufgaben für ein kleines Kind", plädiert Hannelore Herlan für den Roller.
Verglichen mit dem Laufrad ist der Roller in puncto Koordination die größere Herausforderung. "Die Kinder müssen auf dem Roller aufrecht stehen und vorausschauend sein", erklärt Frauke Mecher, Kinderphysiotherapeutin und Beiratssprecherin des Berufsverbands Physio Deutschland. Zudem werde der Gleichgewichtssinn stärker gefordert, da das Kind längere Zeit auf einem Bein steht. Auch deshalb sollten Kinder nicht vor zweieinhalb bis drei Jahren auf den Roller steigen, rät Frauke Mecher: "Lieber ein bisschen später als zu früh."
Wenn Eltern einen Roller für ihr Kind erwägen, sollten sie genau hinsehen, denn die Modelle unterscheiden sich erheblich: die einen massiv wie Laufräder, schwer und mit luftbefüllten Reifen; die anderen leicht, zusammenklappbar und auf Hartgummirollen. Vorteile haben beide. Während die kleinen wenig Platz brauchen und sich unkompliziert transportieren lassen, spielen die wuchtigeren ihre Trümpfe beim Fahrverhalten aus: Dank ihrer Luftreifen reagieren sie weniger empfindlich auf Hindernisse oder Unebenheiten. "Für mich sind Roller mit Luftbereifung die Favoriten", meint Ernst Brust, Geschäftsführer von Velotech, einem Prüfinstitut für muskelbetriebene Fahrzeuge mit Sitz in Schweinfurt. "Sie kosten mehr, haben dafür aber die bessere Dämpfung. Bei harten Rollen kommen Schläge bis zum Kind durch."
Manche Roller steuert das Kind wie beim Fahrrad über das eine Vorderrad. Auf solchen mit zwei Vorderrädern bewegt es die Lenkstange nach links und rechts beziehungsweise verlagert sein Gewicht. Das Trittbrett neigt sich dabei leicht in die Kurve. Und die richtige Größe? Hier gibt die aufgedruckte Altersan...