Stoppersocken im Test: Mehr als die Hälfte fällt durch

ÖKO-TEST Jahrbuch Kleinkinder für 2013 | Autor: Ulrike Hochgesand | Kategorie: Kinder und Familie | 11.01.2013

ÖKO-TEST hat 14 Stoppersocken unter die Lupe genommen.
Foto: Evgeniya369/Shutterstock

Das Beste für Babys Füße ist Barfußlaufen. Wo das nicht möglich ist, sind Stoppersocken eine praktische Alternative. Aber leider enthalten viele Modelle immer noch bedenkliche Schadstoffe. Dabei geht es auch anders, wie unser Test zeigt.

Auf Stoppersocken mögen viele Eltern nicht mehr verzichten. Damit Parkett und Fliesen nicht zur unkontrollierbaren Rutschbahn werden, gibt's für die Kleinen was an die Füße. Auch der Münchner Kinder- und Jugendarzt Dr. Thomas Fendel empfiehlt die Socken mit Antirutschsohle, wo Barfußlaufen nicht möglich ist. Die Socken bieten mehr Bewegungsfreiheit als Schuhe, so kann sich das Fußgewölbe besser ausbilden.

Wir haben 14 Sockenpaare ins Labor geschickt. Dort wurden sie umfassend auf Schadstoffe getestet.

Das Testergebnis: So schneiden die Stoppersocken im Test ab

Offensichtlich haben nur wenige Hersteller begriffen, welche Verantwortung sie haben. Mehr als die Hälfte der getesteten Produkte fällt durch. Eines ist nicht einmal verkehrsfähig. Zum Glück gibt es Alternativen. Drei Modelle sind "sehr gut".

Immer noch stecken in acht der 14 Socken PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe. Für die Flexibilität der Kunststoffsohle benutzen viele Hersteller inzwischen Ersatzweichmacher wie DEHT. In zwei Produkten ist noch der als fortpflanzungsgefährdend eingestufte Weichmacher DEHP enthalten. Bei einem Paar übersteigt der DEHP-Gehalt sogar den für Babyartikel gesetzlichen Grenzwert. Sie hätten deshalb gar nicht erst in den Verkehr gebracht werden dürfen, stellt die Landesuntersuchungsanstalt (LUA) Sachsen auf Nachfrage von ÖKO-TEST fest.

Stoppersocken: Weniger Weichmacher, aber krebsverdächtige PAK

Auch wenn der Gesetzgeber formal zwischen Spielzeug und Bekleidung unterscheidet, Babys und Kleinkinder tun das nicht. Daher bewerten wir auch den Gehalt der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK), von denen einige krebsverdächtig sind, strenger als bei Textilien für Erwachsene. In acht Produkten werten wir diese Stoffe ab.

Zinnorganische Verbindungen haben in Stoppersocken nichts zu suchen. Und trotzdem hat das Labor bei einem Produkt die beiden sehr giftigen Stoffe Dibutylzinn (DBT) und Tributylzinn (TBT) nachgewiesen. Bereits kleine Mengen genügen, um das Immun- und Hormonsystem von Tieren und vermutlich auch des Menschen zu beeinträchtigen.

Die gute Nachricht: Einige Hersteller haben dazugelernt und verwenden Silikon für die Herstellung der Noppen. Schade nur, dass dies für den Verbraucher so gut wie nicht zu erkennen ist, denn nur bei einer Stoppersocke ist das Noppenmaterial überhaupt auf der Verpackung ausgewiesen.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin September 2011 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Wir haben 14 Stoppersocken für Jungen und Mädchen in Babygrößen eingekauft. Bei sieben Produkten besteht das Stoppermaterial aus Noppen, bei der anderen Hälfte aus einer durchgängigen Kunststoffsohle. Je nachdem ob bekannte Marke oder No-Name hat das Paar Socken zwischen 1,25 und 8,50 Euro gekostet. Eingekauft haben wir die Produkte bei Babyausstattern, in Kaufhäusern und in Drogeriemärkten. Bei einem Produkt stammt die Baumwolle laut Anbieter aus kontrolliert biologischem Anbau.

Die Inhaltsstoffe: Das Antirutschmaterial, das eine normale Socke zu einer Stoppersocke macht, kann viele Probleme bergen. Also haben wir uns die Beschichtungen ganz besonders angeschaut. Die Labore testeten sie nicht nur auf PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe, sondern auch auf in Babyartikeln verbotene Phthalate und Ersatzweichmacher, die das Material geschmeidig machen sollen. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die über Weichmacheröle in den Kunststoff gelangen können, und zinnorganische Verbindungen, die das Material stabilisieren sollen, gehörten ebenfalls zur Schadstoffprüfung. Außerdem haben wir das Textil der Socken auf verbotene und bedenkliche Farbstoffe und halogenorganische Verbindungen, die sich aus Farbstoffen lösen können, untersuchen lassen. Geprüft wurde auch, ob die Hersteller bei den Weißtönen mit optischen Aufhellern nachgeholfen haben.

Die Bewertung: Wir halten es für wichtig, dass nicht nur Spielzeug, sondern auch Baby- und Kinderkleidung schadstofffrei sind. Daher werten wir Phthalatweichmacher, die in Spielzeug und Babyartikeln verboten sind, konsequent ab. Streng sind wir ebenfalls bei hohen PAK-Gehalten, auch wenn diese vom Gesetzgeber noch nicht hinreichend reglementiert sind.

Bewertungslegende

Zur Abwertung um fünf Noten führen: in Spielzeug und Babyartikeln gesetzlich reglementierte Phthalate (DEHP) über Grenzwert (0,1 %). Zur Abwertung um jeweils vier Noten führen: a) ein stark erhöhter Gehalt von mehr als 200 μg/kg einer oder mehrerer PAK-Einzelverbindungen; b) mehr als 1.000 mg/kg mittelkettiger Chlorparaffine. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein erhöhter Gehalt von mehr als 100 bis 1.000 mg/kg in Spielzeug und Babyartikeln gesetzlich reglementierte Phthalate (DEHP); b) ein Gehalt von mehr als 25 bis 250 μg/kg Dibutylzinn und/oder Tributylzinn; c) ein erhöhter Gehalt von mehr als 100 bis 200 μg/kg einer oder mehrerer PAK Einzelverbindungen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe; b) optische Aufheller; c) halogenorganische Verbindungen; d) ein Gehalt von mehr als 1.000 mg/kg eines oder mehrerer Ersatzweichmacher (DEHT, DiNCH, ATBC), falls nicht schon Phthalate zur Abwertung geführt haben. Das Gesamturteil beruht auf dem Test der Inhaltsstoffe.

Testmethoden

PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe: Röntgenfluoreszenzanalyse bei Noppen- und Textilmaterial. Phthalate/Ersatzweichmacher/Chlorparaffine (untersucht wurde das Noppenmaterial mit Textilmaterial am Noppen): GC-MS nach Extraktion und Derivatisierung. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (Noppenmaterial): GC-MSD, getestet auf 25 PAK EU/EPA/JECFA. Halogenorganische Verbindungen (Textilmaterial): Probe wird mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur eluiert. Binden der organischen Halogene mit Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes. Zinnorganische Verbindungen (Noppenmaterial): NaDDTC, EtOH, Hexan, NaBEt4, GC-AED. Optische Aufheller: qualitativer Nachweis (UV-Licht).

Einkauf der Testprodukte: April – Mai 2011.

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Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin September 2011 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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