Nach dem langen Schultag geht es ab ins Homeoffice zum Hausaufgabenmachen. Der erste eigene Schreibtisch erfüllt Kinder im Einschulungsalter meistens mit großem Stolz. Und wenigstens zu Hause gibt es die Möglichkeit, die Lernumgebung individuell auf das Kind abzustimmen: Dazu müssen Stuhl und Tisch noch einiges mehr leisten als nur größenanpassbar zu sein. Schülerschreibtische sollten nach Expertenmeinung auch eine neigbare Platte haben.
Der Grund: Beim Lesen und Schreiben an einer schräg gestellten Tischplatte können Kinder den Rumpf und Kopf aufrechter halten. Das schützt unter anderem vorm sogenannten Schulkopfschmerz. Der kann nämlich durch die typische Nickhaltung entstehen, die Grundschüler beim Lesen und Schreiben über einer rechtwinkligen Tischplatte einnehmen.
Wir wollten wissen, an welchen Schreibtischen kleine und große Schüler wirklich gut sitzen können und dabei von Schadstoffen verschont bleiben. Dazu haben wir neun höhen- und neigungsverstellbare Modelle in eine umfangreiche Praxisprüfung sowie zahlreiche chemische Untersuchungen geschickt.
Das Testergebnis: Schreibtische im Test
- Vier von neun Schreibtischen verfehlen das Klassenziel um Längen. Aber wenn es in diesem Test auch keine absoluten Musterschüler gibt, dann doch ein paar solide Leistungen. Eltern und Schüler haben die Wahl zwischen zwei "guten" und drei "befriedigenden" Schreibtischen.
- Bei den getesteten "mitwachsenden" Tischen der Marken Moll, Orgoo, Kettler, Moizi und Paidi lassen sich die Platten schon für kleine fünfjährige Abc-Schützen niedrig genug einstellen. Und wenn die Zwerge von heute wollen, finden sie an diesen Tischen auch nach dem Abitur noch ausreichend Beinfreiheit.
- Ergonomisch ein echter Reinfall sind dagegen der Idimex Schülerschreibtisch Carina und der Dolphin Kinderschreibtisch: Sie eignen sich weder für kleine noch für große Kinder. Bei dem einen reicht die scharfkantige Ablage unter dem Tisch so weit in den Beinraum hinein, dass noch nicht einmal die Kleinsten ergonomisch richtig daran sitzen können. Der andere ist für kleine Kinder nicht niedrig genug einstellbar und bietet für größere ebenfalls zu wenig Beinfreiheit. Allenfalls in einem kurzen Wachstumszeitfenster um die 1,33 bis 1,40 Meter würden die Abmessungen passen.
- Am leichtesten verstellen lässt sich die Höhe beim Paidi Falko, nämlich per Kurbel. Bei der Mehrheit der Tische muss man dagegen mit einem Innensechskantschlüssel zu Werke gehen. Beim Dolphin Kinderschreibtisch muss erst einmal die komplette Schubladenkonstruktion abgebaut werden.
- Den besten Verstellmechanismus zum Neigen der Tischplatte hat der Moll Schreibtisch Runner Classic. Er ermöglicht als einziger ein stufenloses Verstellen per Hebel. Alle anderen funktionieren über sogenannte Rastaufsteller. Dabei müssen die Nutzer die schräg gekippte Tischplatte hinten erst einmal bis zum Anschlag hochheben, bevor sie sie wieder in die Ebene bringen können. Im Stehen mit Griff an der Hinterkante dürfte das nach Einschätzung des Prüfinstituts auch für kleinere Kinder machbar sein.
- Leider ist die Technik auch in Bezug auf die Vermeidung von Verletzungsrisiken nicht gut durchdacht. Die Schüler können sich an Rastaufstellern oder zwischen Tischplatte und Unterbau die Finger quetschen. Beim Kent Schreibtisch blieb die Platte im Probandentest mit Kindern in höchstmöglicher Position stehen, ohne einzurasten, und krachte dann, als der Junge Druck ausübte, ungebremst runter. Absolute Sicherheit, sich nicht zu klemmen oder zu stoßen, kann es bei Tischen mit Verstellmechanismen kaum geben.
- Dass aber durch Sorgfalt viel zu erreichen ist, zeigen die Marken Orgoo und Paidi, bei denen den Experten weder sogenannte Quetsch- und Scherstellen negativ auffielen, noch ungünstig in der Mitte unter dem Tisch platzierte Rastaufsteller, an denen Schüler sich die Knie verletzen können.
- Der schon von der Anmutung her reichlich wackelige Dolphin-Tisch fiel als einziger in der Standsicherheitsprüfung nach Schulmöbelnorm durch. Bei einer Krafteinwirkung von 600 Newton, die vielleicht einem auf der Tischkante Platz nehmenden Elternteil vergleichbar ist, kippte er nach hinten um.
- Alle Tische im Test, sind nur eingeschränkt als Bildschirmarbeitsplatz geeignet: Da die komplette Platte schräg gestellt wird, müsste man auf die Schrägstellungsfunktion verzichten. Viele Hersteller haben spezielle Module für die Computernutzung im Angebot. Wer zur Einschulung erst einmal ein Basismodell kauft, erkundigt sich am besten gleich schon mal nach späteren Erweiterungsmöglichkeiten.
- Bei den meisten Tischen ist die Formaldehydabgabe erhöht oder sogar stark erhöht. Formaldehyd, das über die Atemluft aufgenommen wird, gilt als krebserregend. Einige Verstellteile oder Rollen enthalten umweltschädliche Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Arsen.
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