Frischhaltefolien im Test: Viele sind empfehlenswert

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2013 | Autor: Maren Klein | Kategorie: Essen und Trinken | 19.10.2012

Frischhaltefolien im Test: Wir haben 16 Produkte getestet.
Foto: Pixel-Shot/Shutterstock

Ob fertig dekorierte Wurstplatten, Pausenbrote oder Kuchenreste: Frischhaltefolie hält's frisch. Wir haben 16 Produkte gekauft – und können viele davon empfehlen. Wir sind jedoch auch auf unerwünschte Stoffe gestoßen. Zudem überzeugen nicht alle Produkte in der Praxis.

Aktualisiert am 19.10.2012 | Das Verhältnis zur Frischhaltefolie ist bei den meisten Menschen vor allem eins: leidenschaftslos. Bemerkbar macht sich die viel verwendete Küchenhelferin eigentlich nur, wenn sie sich mal wieder weigert, an der gewünschten Stelle zu reißen, wenn sie nicht an der Plastikschüssel kleben will – oder die Rolle schon wieder aufgebraucht ist. So ganz ohne? Geht natürlich, ist aber vielen zu unbequem.

Die herkömmliche Frischhaltefolie besteht aus Polyethylen, kurz PE, einem der wichtigsten Kunststoffe weltweit. Sein größter Vorteil: Er kommt ohne Weichmacher aus. Der Ausgangsstoff Ethylen wird aus Erdöl hergestellt. Das heißt: Recycling lohnt sich.

Seit ihrer Einführung in den Sechzigerjahren hat die Toppits Frischhaltefolie – damals hieß sie noch "Melitta" – jede Menge Konkurrenz bekommen. Jeder Discounter, jede Supermarkt- oder Drogeriekette führt inzwischen ihr eigenes Produkt. 50 Meter sind ab 63 Cent zu haben.

Toppits, Rewe & Co.: Frischhaltefolien im Test

Wir haben 16 Folien eingekauft, um zu testen, ob sie problematische Inhaltsstoffe enthalten. Um ein für alle Mal zu klären, ob es tatsächlich Folien gibt, die sich besser abrollen und -reißen lassen als andere, haben wir Probanden testen und bewerten lassen.

Das Testergebnis: Viele Frischhaltefolien sind empfehlenswert. In der Handhabung sind die meisten Produkte akzeptabel. Rundum im Praxistest überzeugt hat die Tester aber nur eine Frischhaltefolie – ausgerechnet eine Folie, die aufgrund ihrer problematischen Inhaltsstoffe mit am schlechtesten im Gesamturteil abgeschnitten hat.

Getestete Frischhaltefolie besteht aus kritischem Stoff

Was ist im Test aufgefallen? Eine Frischhaltefolie besteht aus Polyvinylidenchlorid (kurz PVDC), das mithilfe des Ersatzweichmachers Acetyltributylcitrat (ATBC) und epoxydiertem Sojabohnenöl, dem sogenannten ESBO, geschmeidig gemacht wird.

Warum denn so was? "Sie ist weniger wasserdampf- und sauerstoffdurchlässig und hält deshalb länger frisch", erklärte uns ein Vertreter des betroffenen Herstellers. Ein Gutachten zeigt, dass ein Stück Käse nach 40 Tagen noch wunderbar aussieht, während die in herkömmliche Folie eingepackten Käsestücke vor sich hin gammelten.

Stoffe belasten die Umwelt und können ins Essen übergehen

Dennoch: Im Alltag braucht's das nicht. Nicht nur, dass PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe die Umwelt bei der Herstellung und Entsorgung belasten, in der Müllverbrennung bilden sie auch gesundheitsschädliches Dioxin.

Darüber hinaus muss diese Kunststoffgruppe anders als Polyethylen mit Weichmachern elastisch gemacht werden. Und diese, auch ATBC und ESBO, gehen aufgrund ihrer Fettlöslichkeit gerne in fetthaltige Lebensmittel über. Welche Probleme damit verbunden sind, ist noch nicht endgültig geklärt.

Ein anderer Kritikpunkt: In vereinzelten Frischhaltefolien wies das Labor eine phospororganische Verbindung nach, die als Stabilisator dient. Aus ihr kann sich Nonylphenol bilden – eine Substanz, die in Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken.

Wie schlagen sich die Frischhaltefolien in der Praxis?

Packung öffnen, Folie abrollen, abreißen, fertig. Ganz so leicht geht's in den meisten Fällen leider nicht. Bei ein paar Modellen geht der Ärger schon los, bevor man überhaupt mit dem Abrollen der Folie begonnen hat: Die Lasche lässt sich nur schwer in einem Rutsch abziehen, der Umkarton sieht nach dem ersten Öffnen ziemlich zerrissen aus.

Das Abrollen und Abreißen der Folie hingegen funktioniert bei den meisten Modellen gut. Hier fallen nur drei Produkte negativ auf. Rundum "sehr gut" schnitt in den Handhabungsprüfungen jedoch nur eine Folie ab. Da aber das Testergebnis Inhaltsstoffe nur "befriedigend" ausfällt, konnte sie uns dann doch nicht überzeugen.

Tipps zu Frischhaltefolien

ÖKO-TEST rät:

  • Frischhaltefolien sollten nur sparsam verwendet werden – sie enden alle im Müll. Oft reicht es aus, Schüssel mit einem Teller abzudecken. Aufschnitt und Käse bleiben in Dosen oder unter der Käseglocke frisch.
  • Von Folien auf Basis von PVC/PVDC/chlorierten Kunststoffen raten wir ab.
  • In vielen Supermärkten wird Käse in Folie eingepackt, die Weichmacher enthält. Diese Weichmacher gehen aufgrund ihrer guten Fettlöslichkeit recht schnell in den Käse über. Am besten, Sie packen zu Hause um.  

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 4/2012 und 3/2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf: Die ÖKO-TEST-Einkäufer waren in großen Lebensmittelmärkten, Discountern und Drogeriemärkten unterwegs und haben neben dem Klassiker von Toppits weitere 16 Produkte eingekauft - Bio-Frischhaltefolie auf Basis nachwachsender Rohstoffe suchten sie hier allerdings vergeblich. Interessiert hat uns auch, welche Folien an den SB-Frischetheken in Supermärkten verwendet werden, um Käse einzupacken.

Die Inhaltsstoffe: Herkömmliche Frischhaltefolien bestehen in der Regel aus Polyethylen, bei dessen Herstellung keine Weichmacher nötig sind. Es gibt aber hier und da noch Folien auf Basis von PVC beziehungsweise dem verwandten PVDC – vor allem im Profibereich, das heißt an der Frischetheke im Supermarkt. Die Labore prüften für uns, wo PVC/PVDC oder andere chlorierte Kunststoffe im Spiel sind. Bei den Haushaltsfolien wollten wir wissen, ob nicht doch mit Zusätzen gearbeitet wird, seien es Weichmacher, UV- und Hitzestabilisatoren oder Flammschutzmittel. Auch auf antibakterielle Wirkstoffe und problematische phosphororganische Verbindungen, die aus dem Herstellungsprozess zurückgeblieben sein können, ließen wir zur Sicherheit prüfen. Bei den Käseproben nahm sich das Labor Verpackung und Inhalt getrennt vor, um zu klären, welche Weichmacher in der Folie stecken und was davon womöglich in den Käse übergegangen ist.

Die Handhabung: Gibt es Folien, die sich besser abreißen lassen als andere? Um diese Frage zu klären, ließen wir fünf Probanden die Folien in der Praxis testen. Sie bewerteten auch, wie gut die Umverpackungen konstruiert sind. Die Frage, wie gut eine Folie haftet oder nicht, haben wir uns gespart: Das hängt vor allem davon ab, wie glatt und aus welchem Material der Untergrund ist.

Die Bewertung: Wenn man mal ein Stück Folie braucht, soll's bitte möglichst ohne größere Komplikationen vonstattengehen. Doch was nutzt einem die guten Handhabung, wenn Schadstoffe in der Folie stecken? Wer will schon sein Essen mit problematischen Stoffen umwickeln? Oder, auch das soll's geben, zur Celluliteabwehr die Oberschenkel? Deshalb sind beide Testergebnisse -Handhabung wie Inhaltsstoffe – ausschlaggebend für das Gesamturteil.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe; b) mehr als 1.000 mg/kg Ersatzweichmacher (ATBC, ESBO); c) phosphororganische Verbindungen. Das Testergebnis Handhabung setzt sich aus den Ergebnissen Öffnen der Verpackung (20 %), Abrollen der Folie (30 %), Abreißen der Folie (50 %) zusammen. Es wurde kaufmännisch gerundet. Öffnen der Verpackung: "sehr einfach" = Note 1, "gut" = Note 2, "Lasche reißt mehrfach ab" = Note 3. Abrollen der Folie: "sehr einfach" = Note 1, "gut" = Note 2, "Folie klebt stark" = Note 3. Abreißen der Folie: "sehr einfach" = Note 1, "gut" = Note 2, "eher schwierig" = Note 3.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe in der Verpackung (Sägeleiste).

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe und dem Testergebnis Handhabung. Es kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelergebnis.

Testmethoden

PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe / Schwermetalle (Frischhaltefolie, Verpackung): Röntgenfluoreszenzanalyse, Beilsteinprobe.
Phthalate / phosphororganische Verbindungen / antibakterielle Wirkstoffe / phenolische Verbindungen / ESBO und andere Weichmacher (Frischhaltefolie): GC/MS nach Extraktion und Derivatisierung.
Nonylphenol: ASU 80.32-3.
Handhabung: Gruppenprüfungen mit 5 eingewiesenen Laien verschiedenen Alters und Geschlechts. Punkteskala von 1 (niedrigste Punktzahl) bis 5 (höchste Punktzahl), Bildung von Mittelwerten. Geprüft wurden folgende Punkte: Erstes Öffnen der Verpackung, Aktivierung der Rollenfixierung, Wiederöffnen und -verschließen der Verpackung, Lösen des Folienendes (erste Entnahme), Abrollen / Abreißen der Folie, Anfangsfindung, Abreißen von langen (50 cm) und kurzen Stücken (10 cm), Entnahme gegen Ende der Rolle. Abrollen/Abreißen: In die Bewertung flossen der benötigte Kraftaufwand, Dehnverhalten, Neigung zur Verklebung ein.

Einkauf der Testprodukte: November 2011.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 4/2012 und 3/2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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