Aktualisiert am 19.10.2012 | Das Verhältnis zur Frischhaltefolie ist bei den meisten Menschen vor allem eins: leidenschaftslos. Bemerkbar macht sich die viel verwendete Küchenhelferin eigentlich nur, wenn sie sich mal wieder weigert, an der gewünschten Stelle zu reißen, wenn sie nicht an der Plastikschüssel kleben will – oder die Rolle schon wieder aufgebraucht ist. So ganz ohne? Geht natürlich, ist aber vielen zu unbequem.
Die herkömmliche Frischhaltefolie besteht aus Polyethylen, kurz PE, einem der wichtigsten Kunststoffe weltweit. Sein größter Vorteil: Er kommt ohne Weichmacher aus. Der Ausgangsstoff Ethylen wird aus Erdöl hergestellt. Das heißt: Recycling lohnt sich.
Seit ihrer Einführung in den Sechzigerjahren hat die Toppits Frischhaltefolie – damals hieß sie noch "Melitta" – jede Menge Konkurrenz bekommen. Jeder Discounter, jede Supermarkt- oder Drogeriekette führt inzwischen ihr eigenes Produkt. 50 Meter sind ab 63 Cent zu haben.
Toppits, Rewe & Co.: Frischhaltefolien im Test
Wir haben 16 Folien eingekauft, um zu testen, ob sie problematische Inhaltsstoffe enthalten. Um ein für alle Mal zu klären, ob es tatsächlich Folien gibt, die sich besser abrollen und -reißen lassen als andere, haben wir Probanden testen und bewerten lassen.
Das Testergebnis: Viele Frischhaltefolien sind empfehlenswert. In der Handhabung sind die meisten Produkte akzeptabel. Rundum im Praxistest überzeugt hat die Tester aber nur eine Frischhaltefolie – ausgerechnet eine Folie, die aufgrund ihrer problematischen Inhaltsstoffe mit am schlechtesten im Gesamturteil abgeschnitten hat.
Getestete Frischhaltefolie besteht aus kritischem Stoff
Was ist im Test aufgefallen? Eine Frischhaltefolie besteht aus Polyvinylidenchlorid (kurz PVDC), das mithilfe des Ersatzweichmachers Acetyltributylcitrat (ATBC) und epoxydiertem Sojabohnenöl, dem sogenannten ESBO, geschmeidig gemacht wird.
Warum denn so was? "Sie ist weniger wasserdampf- und sauerstoffdurchlässig und hält deshalb länger frisch", erklärte uns ein Vertreter des betroffenen Herstellers. Ein Gutachten zeigt, dass ein Stück Käse nach 40 Tagen noch wunderbar aussieht, während die in herkömmliche Folie eingepackten Käsestücke vor sich hin gammelten.
Stoffe belasten die Umwelt und können ins Essen übergehen
Dennoch: Im Alltag braucht's das nicht. Nicht nur, dass PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe die Umwelt bei der Herstellung und Entsorgung belasten, in der Müllverbrennung bilden sie auch gesundheitsschädliches Dioxin.
Darüber hinaus muss diese Kunststoffgruppe anders als Polyethylen mit Weichmachern elastisch gemacht werden. Und diese, auch ATBC und ESBO, gehen aufgrund ihrer Fettlöslichkeit gerne in fetthaltige Lebensmittel über. Welche Probleme damit verbunden sind, ist noch nicht endgültig geklärt.
Ein anderer Kritikpunkt: In vereinzelten Frischhaltefolien wies das Labor eine phospororganische Verbindung nach, die als Stabilisator dient. Aus ihr kann sich Nonylphenol bilden – eine Substanz, die in Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken.
Wie schlagen sich die Frischhaltefolien in der Praxis?
Packung öffnen, Folie abrollen, abreißen, fertig. Ganz so leicht geht's in den meisten Fällen leider nicht. Bei ein paar Modellen geht der Ärger schon los, bevor man überhaupt mit dem Abrollen der Folie begonnen hat: Die Lasche lässt sich nur schwer in einem Rutsch abziehen, der Umkarton sieht nach dem ersten Öffnen ziemlich zerrissen aus.
Das Abrollen und Abreißen der Folie hingegen funktioniert bei den meisten Modellen gut. Hier fallen nur drei Produkte negativ auf. Rundum "sehr gut" schnitt in den Handhabungsprüfungen jedoch nur eine Folie ab. Da aber das Testergebnis Inhaltsstoffe nur "befriedigend" ausfällt, konnte sie uns dann doch nicht überzeugen.
Tipps zu Frischhaltefolien
ÖKO-TEST rät:
- Frischhaltefolien sollten nur sparsam verwendet werden – sie enden alle im Müll. Oft reicht es aus, Schüssel mit einem Teller abzudecken. Aufschnitt und Käse bleiben in Dosen oder unter der Käseglocke frisch.
- Von Folien auf Basis von PVC/PVDC/chlorierten Kunststoffen raten wir ab.
- In vielen Supermärkten wird Käse in Folie eingepackt, die Weichmacher enthält. Diese Weichmacher gehen aufgrund ihrer guten Fettlöslichkeit recht schnell in den Käse über. Am besten, Sie packen zu Hause um.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 4/2012 und 3/2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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