Rindenmulch im Test: Nur fünf Mulche sind "sehr gut"

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2013 | Autor: Maren Klein | Kategorie: Bauen und Wohnen | 19.10.2012

Rindenmulch im Test: Wir haben 17 Produkte getestet.
Foto: ronstik/Shutterstock

Rindenmulch sorgt dafür, dass Gärtnerinnen und Gärtner seltener gießen und Unkraut rupfen müssen. Doch in einigen Regionen enthält der Mulch Cadmiumgehalte, die der Gesetzgeber nach aktuellem Stand ab 2014 nicht mehr tolerieren wird. Allerdings kämpft die Lobby derzeit für einen höheren Grenzwert in Rindenprodukten.

Aktualisiert am 19.10.2012 | Das große Thema bei Rindenmulch: Cadmium. Es gelangt vom Boden in den Baum und lagert sich vor allem in der Rinde ab. Deshalb wollten wir wissen, wie cadmiumbelastet die Rindenmulche sind, die man in Bau- und Raiffeisenmärkten sowie in Gartencentern bekommt. Darüber hinaus durchliefen die Produkte eine breite Schadstoffprüfung. Außerdem ließen wir auch klären, ob die deklarierte Körnung eingehalten wird und wie hoch der Holzanteil ist.

Obi, Toom & Co.: Rindenmulch im Test

Das Testergebnis: In vier von 17 Rindenmulchen wurden Cadmiumgehalte, die über dem aktuellen gesetzlichen Grenzwert liegen, gemessen. Acht weitere enthalten niedrigere Gehalte, die aber dennoch zur Abwertung führen. "Sehr gut" schneiden am Ende fünf Mulche ab, bei denen es auch, was Körnung und Reinheit angeht - nichts auszusetzen gibt.

Cadmium-Grenzwert in Rindenmulchen überschritten

In Sachen Schwermetalle bleibt das große Problem das Cadmium. In vier Rindenmulchen im Test wurde der gesetzliche Grenzwert von 1,5 Milligramm pro Kilogramm überschritten. Nach derzeitigem Stand dürfen diese Produkte ab 2014 nicht mehr in Verkehr gebracht werden – wird jedoch der von der Branchenlobby geforderte höhere Grenzwert von 2,5 Milligramm pro Kilogramm durchgesetzt, so heißt es auch künftig: freie Fahrt für sehr stark belastete Mulche.

Ärgerlich: In einem Fall wird auf der Verpackung nicht auf das enthaltene Cadmium hingewiesen. Der Gesetzgeber verlangt aber einen Hinweis ab einem Gehalt von einem Milligramm Cadmium pro Kilogramm.

Kritik an der Reinheit mancher Rindenmulche

Wenn die Rinde vom Stamm abgeschält wird, kann es sein, dass ein paar Holzspäne unter die Rinde geraten. Je schneller und günstiger es gehen muss, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass helle Holzspäne im Mulch zu finden sind.

Ab einem gewissen Punkt sieht der Mulch dann sehr unsauber und unruhig aus. Die RAL-Gütegemeinschaft toleriert bis zu sechs Prozent bei Rindenmulch der mittleren Sortierung, wir waren ein bisschen großzügiger. Aber bei einem Holzanteil, der mehr als acht Prozent ausmacht, ziehen auch wir eine Note unter dem Testergebnis Körnung und Reinheit ab – ein Drittel der Produkte schneidet hier deshalb nur mit "gut" ab.

Rinde verrottet mit der Zeit. Je feiner die Bestandteile sind, desto schneller geht's. Wer etwas mehr Geld ausgibt, bekommt Rindenmulch, bei dem Rindenstückchen kleiner ein Zentimeter nur einen geringen Teil ausmachen. Deklariert ist dies dann als "10 bis 40 mm". Ein Rindenmulch, der zu den teureren Mulchen gehörte, bestand trotzdem zu fast der Hälfte aus Kleinstbröseln. Bei einem anderen Produkt handelt es sich direkt um die Katze im Sack, weil keine Körnung deklariert ist.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2013, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Testverfahren

Der Einkauf: Pinienrinde, Kakaoschale, mit und ohne Farbe – es gibt inzwischen viele verschiedene Mulchtypen, am gebräuchlichsten ist noch immer der gute alte Rindenmulch aus Kiefern- und Fichtenrinde. Wir haben Mulche der mittleren Sortierung, das heißt mit einer Körnung von bis 40 Millimeter eingekauft: in Gartencentern, Baumärkten und bei Raiffeisen.

Körnung und Reinheit: Mulch soll vor allem aus Rinde bestehen. Doch wird die Rinde nicht sorgfältig vom Stamm abgeschält, finden sich viele helle Holzstücke im Mulch, er sieht unruhig aus. Das muss nicht sein. Auch Verunreinigungen wie Kunststoff, Glas, Moos will niemand drin haben. Ein Qualitätsmerkmal ist darüber hinaus die Körnung: Je höher der Kleinanteil, desto schneller setzt sich der Mulch um. Deshalb sind Mulche, die aus eher größeren Rindenstücken zwischen 10 und 40 Millimeter bestehen, etwas teurer. Wir ließen begutachten, ob sich die Investition lohnt oder ob auch diese Mulche hohe Anteile an Rindenbröseln enthalten.

Die Inhaltsstoffe: Das große Thema bei Rindenmulch: Cadmium. Es gelangt vom Boden in den Baum und lagert sich vor allem in der Rinde ab. Über den Boden können natürlich noch andere Schwermetalle in die Rinde geraten. Ein anderes Thema sind Pflanzenschutzmittel: In Deutschland dürfen Keulen wie Lindan und andere chlororganische Insektizide schon lange nicht mehr angewendet werden. Doch Rinde wird inzwischen auch aus dem Ausland importiert, weil die Nachfrage steigt – Rinde wird nämlich auch zum Heizen verwendet. Deshalb haben wir auf eine ganze Palette von Insektiziden prüfen lassen. Dass auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe ein Thema sein können, wissen wir spätestens seit unserem Test Blumenerden.

Die Bewertung: Ab 2014 dürfen Rindenmulche, die mehr als 1,5 Milligramm Cadmium pro Kilogramm enthalten, nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. Wir orientieren uns an diesem Grenzwert, auch wenn er womöglich bald auf Wunsch der Hersteller wieder nach oben gesetzt wird. So kommt's, dass ein Mulch, der ganz und gar legal ist, bei uns im roten Bereich landet. Abzüge gibt's zusätzlich, wenn die Hersteller auf der Verpackung nicht auf den Cadmiumgehalt ihrer Produkte hinweisen. Das verlangt der Gesetzgeber schon jetzt.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Körnung und Reinheit: Unter dem Testergebnis Körnung und Reinheit führt zur Abwertung um jeweils eine Note: a) mehr als 30 % Anteile kleiner 10 mm in Rindenmulchen, die mit der Sortierung 10 – 40 mm deklariert sind; b) keine Angaben zur Körnung; c) ein Holzanteil von mehr als 8 %.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein sehr stark erhöhter Gehalt von mehr als 1,5 mg/kg Cadmium (Trockenmasse). Zur Abwertung um drei Noten führt: ein stark erhöhter Gehalt von mehr als 1,25 bis 1,5 mg/kg Cadmium (Trockenmasse). Zur Abwertung um zwei Noten führt: ein erhöhter Gehalt von mehr als 0,75 bis 1,25 mg/kg Cadmium (Trockenmasse).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: ein Verstoß gegen die Kennzeichnungspflicht gemäß Düngemittelverordnung (Cadmiumgehalt nicht deklariert, obwohl größer 1 mg/kg in der Trockenmasse). Zur Abwertung um eine Note führt: überflüssige Anreicherung mit Stickstoff.

Das Gesamturteil setzt sich aus dem Testergebnis Inhaltsstoffe und dem Testergebnis Körnung und Reinheit zusammen. Es kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelergebnis. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe um eine Note

Testmethoden

Untersucht wurde die Originalsubstanz, falls nicht anders angegeben. Trockensubstanz: DIN ISO 11465. Volumengewicht feucht: VDLUFA-Methodenbuch Bd. 1/A13.2. Cadmium: DIN EN ISO 11885 (E22) 1998. Holzanteil/Körnung: nach GGS.

Einkauf der Testprodukte: Mai 2012.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2013, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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