Mittel gegen prämenstruelle und Zyklusbeschwerden im Test: Keins überzeugt vollends

ÖKO-TEST Jahrbuch Gesundheit für 2010 | | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 09.11.2009

Nur wenige Frauen kommen ohne Beschwerden durch den monatlichen Zyklus.
Foto: Pixel-Shot/Shutterstock

Nur wenige Frauen kommen ohne Beschwerden durch den monatlichen Zyklus. Wir haben 21 freiverkäufliche Mittel, die gegen solche Probleme helfen sollen, unter die Lupe genommen. Doch so richtig überzeugt hat uns keines.

Einige Frauen vermiest es die ganze gute Laune: PMS kann schmerzhaft sein und geht mit vielfältigen Syntomen einher. Doch was kann man dagegen tun? 

PMS: So entsteht es und das sind die Syntome

Das Prämenstruelle Syndrom, kurz PMS, tritt überwiegend bei Frauen ab 35 Jahren auf, immer in der zweiten Zyklushälfte in der sogenannten Gelbkörperphase. Bis zu 150 unterschiedliche Symptome werden mit dem PMS in Verbindung gebracht. Müdigkeit, Reizbarkeit, Empfindlichkeit der Brust und ein labiler Gemütszustand sind am häufigsten.

Man weiß, dass das PMS mit den Hormonvorgängen im monatlichen Zyklus zusammenhängt und dass Belastungen wie Stress die Probleme verstärken. Die konkreten Ursachen sind allerdings nach wie vor noch ungeklärt.

Mit Einsetzen der Periode klingen die typischen PMS-Symptome ab - während andere Frauen, die eventuell in den Tagen vor ihren Tagen beschwerdefrei sind, nun von Regelbeschwerden gequält werden.

ÖKO-TEST hat 18 rezeptfreie Arzneimittel gegen prämenstruelle Beschwerden eingekauft. Das Gros sind Präparate mit Keuschlamm, auch Mönchspfeffer genannt. Darüber hinaus schickten wir zwei Nahrungsergänzungsmittel mit Nachtkerzenöl gegen Zyklusbeschwerden in den Test, die laut Hersteller "helfen, sich auch an den Tagen vor den Tagen wohlzufühlen" bzw. "zum Wohlbefinden während des monatlichen Zyklus" beitragen.

Mittel gegen prämenstruelle und Zyklusbeschwerden: Das Testergebnis

Ein Erfolgsrezept gegen prämenstruelle Beschwerden ist keines der Präparate: Ein "sehr gutes" oder "gutes" Testergebnis gibt es nicht. Der Grund dafür: Die Mittel müssen dauerhaft und über viele Zyklen genommen werden, was nicht zuletzt - je nach Präparat - monatliche Kosten zwischen 3,90 Euro und 11,40 Euro verursacht. 

Für die Präparate mit Keuschlammfrüchten (Vitex Agnus Castus oder Mönchspfeffer) ist eine Linderung prämenstrueller Beschwerden nur teilweise belegt. Wenn Frauen insbesondere unter Brustspannungen leiden, lohnt sich ein Versuch damit. Laborversuche lassen nämlich vermuten, dass die Inhaltsstoffe aus dem Mönchspfeffer die Ausschüttung des Hormons Prolactin verhindern. Und mit einem erhöhten Prolactinspiegel im Blut werden Brustspannungen in den Tagen vor der Regel erklärt. Unverträglichkeiten auf Mönchspfeffer werden sehr selten beobachtet.

In zwei Hartkapselprodukten kritisieren wir den halogenorganischen Farbstoff Erythrosin. Dieser ist als Zusatzstoff E 127 in Lebensmitteln erlaubt. Es beeinträchtigte im Tierversuch die Nervenfunktion und ist verdächtigt, die Schilddrüsenhormone zu beeinflussen.

ÖKO-TEST Empfehlungen

  • Bei leichteren Beschwerden können Präparate mit Vitamin B6 oder Mönchspfeffer unter Umständen helfen, das muss aber jede Frau selbst ausprobieren. Bei massiven Problemen kann der Frauenarzt eventuell eine leichte Pille verschreiben.
  • In erster Linie kann frau versuchen, leichte bis mittelschwere prämenstruelle Beschwerden mit regelmäßigem Ausdauersport wie Nordic Walking oder Entspannungsübungen und einem Verzicht auf Kaffee, Alkohol sowie einer Umstellung auf fettarme und kohlenhydratreiche Kost abzuschwächen. Auch Stress oder zu wenig Schlaf verstärken die Beschwerden.
  • Bei Brustspannung und -schwellung oder Unterleibsbeschwerden ist ein Besuch beim Frauenarzt empfehlenswert, um andere Erkrankungen auszuschließen.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2008 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Gesundheit für 2010 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Testverfahren


Bewertungslegende 

Abwertungen Pharmakologische Begutachtung: Zur Abwertung um drei Stufen führen: wenig überzeugende Wirksamkeitsbelege. Zur Abwertung um zwei Stufen führt: eine teilweise belegte Wirksamkeit. Zur Abwertung um eine Stufe führen: a) eine lediglich gut belegte Wirksamkeit; b) fehlender Hinweis in der Gebrauchsinformation, bei einem Spannungs- und Schwellungsgefühl in den Brüsten sowie bei Störungen der Regelblutung einen Arzt aufzusuchen; c) mehr als 15 mg Vitamin E pro höchste empfohlene Tagesdosis.

Abwertungen Hilfsstoffe: Zur Abwertung um zwei Stufen führt: der halogenorganische Farbstoff Erythrosin. Zur Abwertung um eine Stufe führt: 10 Vol.-% oder mehr Alkohol.

Unter Weitere Mängel führen zur Abwertung um eine Stufe: PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe in der Verpackung. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Pharmakologische Begutachtung und dem Testergebnis Hilfsstoffe bzw. dem Testergebnis Weitere Inhaltsstoffe. Es kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelergebnis. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Testergebnis Hilfsstoffe um eine Stufe.

Testmethoden 

Wirkstoffe/Maßgebliche Inhaltsstoffe/ Beipackzettel: Fachliche Begutachtung.
PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Mai 2008

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Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2008 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Gesundheit für 2010 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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