Echinaceapräparate im Test: Überzeugen kann keins

ÖKO-TEST Jahrbuch Gesundheit für 2010 | | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 09.11.2009

ÖKO-TEST hat 22 Echinaceapräparate im Labor untersuchen lassen.
Foto: Wirestock Creators/Shutterstock

Zwei bis vier Erkältungen macht jeder Erwachsene pro Jahr durch. So ein banaler Infekt ist zwar harmlos, aber lästig. Zubereitungen aus dem Sonnenhut sollen den Körper beim Kampf gegen die Erreger unterstützen. Doch so richtig gut ist keines der getesteten Mittel.

Wissenschaftler haben sich des Sonnenhuts angenommen und geprüft, welche Studien dazu relevant und wie aussagekräftig diese sind. Wir waren gespannt, ob sich seit unserem letzten Test im Januar 2006 etwas an der Datenlage geändert hat. ÖKO-TEST hat 22 Echinaceapräparate, allesamt Arzneimittel, bewertet.

Das Testergebnis

  • Die Beweislage für die Wirksamkeit von Echinaceapräparaten bleibt dürftig. Es gibt immer noch keine Belege für eine vorbeugende Wirkung der Kräutermedizin, der Nutzen in der frühen Behandlung einer akuten Erkältung ist weiterhin umstritten. Letztlich ist der Placeboeffekt nicht zu unterschätzen: Wer das Mittel nimmt, fühlt sich wohler - möglicherweise einfach aus der Erwartungshaltung heraus, jetzt tue ich etwas für meine Gesundheit.
  • Daher kann man allen Präparaten, die als Anwendungsgebiet ausschließlich die unterstützende Behandlung bei grippalen Infekten nennen, gerade noch eine teilweise belegte Wirksamkeit attestieren. Nicht belegt hingegen sind Aussagen, die auf eine Stärkung der Abwehrkräfte oder eine Vorbeugung vor leichten Infektionen zielen. Ein entsprechender Hinweis prangt aber bei vielen Produkten auf der äußeren Verpackung.
  • Zwei Präparate sind unterdosiert: die beiden Cesra-Produkte Lymphozil Lutschtabletten und Lymphozil pro, Tabletten.
  • Für Herstellung, Zusammensetzung und Deklaration des arzneilich wirksamen Bestandteils gibt es sowohl in den Monografien als auch in den Transparenzkriterien für pflanzliche, homöopathische und anthroposophische Arzneimittel konkrete Anforderungen, die die beiden Bioforce-Mittel nicht erfüllen. Diese enthalten eine nicht vorgesehene Tinktur aus Purpursonnenhutkraut.
  • Kleinkinder unter zwei Jahren sollten nicht mit Immunstimulanzien traktiert werden, da nicht auszuschließen ist, dass Reaktionen in Gang kommen, die der Körper nicht mehr unter Kontrolle hat (Autoimmunerkrankungen, Allergien). Bei vier Produkten fehlen entsprechende Gegenanzeigen.
  • Bei zwei Mitteln vermissen wir im Beipackzettel den Hinweis, dass bei länger anhaltenden oder unklaren Beschwerden ein Arzt aufzusuchen ist. Bei der Esberitox N, Lösung ist zudem die Anwendungsdauer im Beipackzettel nicht begrenzt. Grundsätzlich sollten Echinaceapräparate nicht länger als acht Wochen angewendet werden.
  • Alkohol steckt in neun Mitteln. Ein hoher Alkoholgehalt ist für trockene Alkoholiker und Kinder problematisch. Trotzdem gibt es bei fünf alkoholhaltigen Produkten Dosieranleitungen für Kinder.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 11/2008 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Gesundheit für 2010 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Testverfahren

Bewertungslegende

Abwertung Pharmakologische Begutachtung: Zur Abwertung um jeweils vier Stufen führen: a) die nicht nachgewiesene Wirksamkeit von Echinaceapräparaten für deklarierte Anwendungsgebiete
wie Vorbeugung vor Infektionen oder Stärkung der Abwehrkräfte; b) die nicht nachgewiesene Wirksamkeit von Echinaceapräparaten für deklarierte Anwendungsgebiete wie die unterstützende Behandlung von grippeartigen Infekten bei Unterdosierungen (weniger als 100 mg Echinaceawurzel-Trockenextrakt oder 6 ml Echinaceakrautpresssaft in einer normalen Tagesdosis). Zur Abwertung um jeweils zwei Stufen führen: a) die nur teilweise belegte Wirksamkeit von Echinaceapräparaten für deklarierte Anwendungsgebiete wie die unterstützende Behandlung von grippeartigen Infekten, falls nicht schon wegen einer nicht nachgewiesenen Wirksamkeit für andere deklarierte Anwendungsgebiete abgewertet wurde; b) Hinweise im Beipackzettel, die die Anwendung bei Kindern unter zwei Jahren nicht ausschließen. Zur Abwertung um jeweils eine Stufe führen: a) eine Herstellung, Zusammensetzung und/oder Deklaration, die nicht den aktuellen Anforderungen gemäß den Vorgaben der Monografie des Bundesinstituts für
Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und/oder den "Transparenzkriterien für pflanzliche, homöopathische und anthroposophische Arzneimittel" entspricht; b) ein fehlender Hinweis im Beipackzettel, dass bei anhaltenden und/oder unklaren Beschwerden ein Arzt aufzusuchen ist. Abwertung Hilfsstoffe: Zur Abwertung um zwei Stufen führt: 1 Vol.-% oder mehr Alkohol, wenn das Medikament auch Kindern gegeben werden darf. Zur Abwertung um eine Stufe führt: ein Alkoholgehalt von mehr als 5 Vol.-% in Säften und 10 Vol.-% in Tropfen.

Unter Weitere Mängel führen zu einer Abwertung um eine Stufe: PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe in der Verpackung. Die Testergebnisse Pharmakologische Begutachtung, Hilfsstoffe und Weitere Mängel werden zunächst getrennt bewertet. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Pharmakologische Begutachtung und Beurteilung der Hilfsstoffe. Das Gesamturteil kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelergebnis. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder schlechter ist, verschlechtert das Testergebnis Hilfsstoffe um eine Stufe.

Testmethoden

Wirkstoffe/Beipackzettel: Pharmakologische Begutachtung.

PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe: Beilsteinprobe.

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Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 11/2008 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Gesundheit für 2010 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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