Photovoltaikversicherungen im Test: Welche sind empfehlenswert?

Handbuch Bauen, Wohnen, Renovieren | Autor: Uwe Schmidt-Kasparek | Kategorie: Geld und Recht | 02.11.2012

Wir haben 29 Photovoltaikversicherungen unter die Lupe genommen.
Foto: U. J. Alexander/Shutterstock

Privater Sonnenstrom boomt. Damit sich die Investition auf Jahre lohnt, brauchen Betreiber von Photovoltaikanlagen vernünftigen Versicherungsschutz. Wir haben 29 Photovoltaikversicherungen unter die Lupe genommen.

Aktualisiert am 2.11.2012 | Von privaten Dächern kommt immer mehr Strom. Noch leisten die Solarstromanlagen vier Prozent am gesamten Stromverbrauch in Deutschland. 2030 sollen es aber schon zehn Prozent sein, schätzt der Bundesverband Solarwirtschaft.

Ist eine Photovoltaikversicherung sinnvoll?

Die große Nachfrage nach Solarmodulen bringt aber auch verstärkt Kriminelle auf die Spur. "Die Sonnendiebe kommen über Nacht, reisen im Lkw an und montieren unerschrocken ganze Anlagen ab", so Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. Wer dann keinen ausreichenden Versicherungsschutz hat, sieht alt aus.

Eine spezielle Photovoltaikversicherung ersetzt nicht nur Diebstahl und Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Sturm oder Hagel. Sie kommt meist auch für Konstruktions-, Material- und Auslegungsfehler auf. Auch bei Kurzschluss, Schmoren, Sachbeschädigung oder Sabotage tritt die Police ein und zahlt eine Ausfallentschädigung, wenn die Anlage aufgrund einer versicherten Gefahr keinen Strom erzeugen kann.

In der Photovoltaikversicherung sind zudem alle Gefahren versichert, die nicht ausdrücklich ausgeschlossen sind. Eingeschlossen sind in der Regel Bedienungsfehler und Ungeschicklichkeiten, nicht jedoch die "grobe Fahrlässigkeit".

29 Photovoltaikversicherungen im Test

ÖKO-TEST hat daher die Hürde an dieser Stelle höher gelegt und bewertet nur solche Tarife mit einer höheren Punktzahl, die ohne Einschränkung auch gröbste Schnitzer der Kunden akzeptieren und dann Schäden ohne Abzüge zahlen. Zudem wurde erstmals zwischen grob fahrlässiger Herbeiführung des Schadens und einem grob fahrlässigen Verstoß gegen Sicherheitsauflagen und Pflichten unterschieden. Insgesamt hat ÖKO-TEST nun 29 selbstständige Photovoltaikversicherungen genau unter die Lupe genommen.

Ergebnis: Mit Abzügen müssen die Kunden bei allen Policen rechnen, wenn sie gegen Sicherheitsvorschriften oder sonstige Pflichten grob fahrlässig verstoßen. Noch ist bei Photovoltaikpolicen – im Gegensatz zur Wohngebäude- und Hausratversicherung – kein Anbieter bereit, im Schadenfall auf die Kürzung der Entschädigung zu verzichten, wenn Anlagen jahrelange nicht gewartet oder entgegen den Herstellerauflagen Veränderungen vorgenommen wurden.

Das gilt auch, wenn zum Beispiel ein Brand "grob fahrlässig" herbeigeführt wurde. Wer beispielsweise versehentlich die Kabel der Solaranlage beschädigt und nicht umgehend repariert, muss damit rechnen, dass Versicherer nicht voll leisten. Nur fünf Policen kürzen in solchen Fällen die Entschädigung nicht.

Was kostet eine Photovoltaikversicherung?

Alle Angebote auf dem 1. Rang stammen von Versicherungsmaklern, die mit den Assekuranzen Sonderregeln ausgehandelt haben und so den Schutz verbessern konnten. Die Maklerangebote im Test sind auch top im Preis. In einem Fall wird für eine Versicherung ohne Selbstbeteiligung nur 71,40 Euro verlangt. Drei weitere Angebote der besten Tarife liegen ohne Selbstbeteiligung unter 90 Euro.

Die Frist, in der Nutzungsausfall bei Stillstand der Anlage geleistet wird, fällt sehr unterschiedlich aus. Sie reicht von lediglich drei bis zu zwölf Monaten. Geleistet wird in der Regel ein fester Tagessatz pro Kilowatt-Peak (kWp), der wegen der unterschiedlichen Intensität der Sonneneinstrahlung im Laufe des Jahres teilweise gestaffelt ist. Einen insgesamt hohen Ertragsausfallschutz bieten sieben Tarife, bei denen bis zu zwölf Monate Entschädigung und hohe 2,50 Euro pro kWp und Tag zusammenkommen.

Was leistet eine Photovoltaikversicherung?

Alle Policen sichern Diebstahl, Einbruchdiebstahl, Raub, Plünderung, Feuer, Brand, Blitzschlag, Explosion, Implosion, Hagel, Sturm, Frost, Schneedruck, Überspannung, Induktion, Kurzschluss, Wasser, Feuchtigkeit, Überschwemmung, Vandalismus, Sabotage, Vorsatz Dritter, Tierverbiss, Konstruktions-, Materialfehler, Ausführungsfehler, Bedienungsfehler, Ungeschicklichkeit, unsachgemäße Handhabung und unbenannte Gefahren ab, den technischen Fortschritt alle, bis auf eine Ausnahme. Diese Leistungen sind in der Tabelle daher nicht gesondert aufgeführt.

Hohe Preisnachlässe gibt es beispielsweise bei zwei Photovoltaikversicherungen im Test, wenn bereits eine Wohngebäudeversicherung besteht oder gleichzeitig mit der Photovoltaikversicherung abgeschlossen wird. Trotzdem sollten die Kunden Vergleichsangebote für ihren Wohngebäudeschutz einholen. Denn hier tobt derzeit ein verbraucherfreundlicher Wettbewerb.

Testergebnisse gelten für Musteranlage zum Preis von 34.000 Euro

Alle unsere Testergebnisse gelten für die Musteranlage zum Preis von 34.000 Euro. Bei wesentlich größeren und teureren Anlagen kann es zu einer Deckelung der Entschädigungsleistungen kommen.

Sinnvoll ist es, die Solaranlage von einem Fachbetrieb installieren zu lassen. Es gibt Versicherer, die nur Versicherungsschutz bieten, wenn Fachleute das Sonnenkraftwerk installieren. Wer selbst montiert, braucht zudem meist für die Aufbauzeit noch eine Montagepolice, die für die untersuchte Musteranlage nochmals mit einer Prämie von 100 Euro zu Buche schlägt.

Eine Photovoltaikversicherung gibt es nicht nur als eigenständige Police, sondern auch als Zusatzbaustein zur Wohngebäudeversicherung. Einige Versicherer bieten nur diese Version. Die Angebote sind preislich äußerst attraktiv. ÖKO-TEST hat solche Policen dennoch nicht näher unter die Lupe genommen. Denn wer den Zusatzbaustein wählt, bindet sich noch enger an seinen Wohngebäudeversicherer. Und der muss nicht unbedingt der günstigste und leistungsstärkste sein.

Trotz Versicherung nicht versichert?

In Kundenforen im Internet gibt es derzeit einen hitzigen Streit, in welchem Umfang Privatleute, die ein Gewerbe betreiben, weil sie den Strom ins öffentliche Netz einspeisen, ihre Solaranlage warten müssen. Werden Auflagen von Herstellern oder Behörden nicht erfüllt, können die Versicherer den Kunden später im Schadensfall die volle Entschädigung verweigern.

Da unklar ist, welche Auflagen die Kunden genau erfüllen müssen, ist es ratsam sich an einem Leitfaden für Photovoltaikanlagen (VdS 3145) zu orientieren, den der Verband der Elektrotechnik (VDE) und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gemeinsam verantworten.

Bei der VdS Schadenverhütungs GmbH, die das Werk für die Versicherer erstellt hat, heißt es: "Dann sind Sie auf der sicheren Seite." Tatsächlich ist der umfangreich illustrierte Ratgeber eine gute Basis für die sichere Installation und Wartung von Photovoltaikanlagen. Er kann kostenlos im Internet abgerufen werden (bei der Suche gilt es, "3145" einzugeben).

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Handbuch Bauen, Wohnen, Renovieren sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Testverfahren

Bewertungslegende

Zur Ermittlung der Gesamtpunktzahl wurden für die einzelnen Leistungsbereiche Punkte vergeben.

Je drei Punkte für die Leistung bis zur Höhe der Versicherungssumme bei Diebstahl, Einbruchdiebstahl, Raub, Plünderung; Feuer, Brand, Blitzschlag, Explosion, Implosion; Hagel, Sturm, Frost, Schneedruck; Überspannung, Induktion; grober Fahrlässigkeit über gesetzlicher Quotenregelung; unbenannte Gefahren.

Je zwei Punkte für die Leistung bis zur Höhe der Versicherungssumme bei Wasser, Feuchtigkeit, Überschwemmung; Vandalismus, Sabotage, Vorsatz Dritter; keine Anrechnung von Anlagerestwerten. Bis zu 1,5 Punkte für Kosten durch Schäden an Dächern und Fassaden.

Bis zu einen Punkt für die Leistung bei Tierverbiss; Konstruktions-, Materialfehler, Ausführungsfehler; Bedienungsfehler, Ungeschicklichkeit, unsachgemäße Handhabung; innere Betriebsschäden an elektronischen Bauteilen; Nutzungsausfall durch innere Betriebsschäden; Aufräumungs-, Dekontaminations-, Entsorgungskosten; De-/Remontagekosten aufgrund von Gebäudeschäden; Feuerlöschkosten; Erdbeben.

0,5 Punkte für die Zahlung der Kosten durch technischen Fortschritt. Bis zu sechs Punkte für die maximale Ausfallentschädigung.

Die Verlängerung der Haftungszeit bei Schäden durch Elementarereignisse wurde mit der Hälte der Verlängerung berücksichtigt. Zur Ermittlung des Rangs wurde die Differenz zwischen höchster und niedrigster Gesamtpunktzahl in drei gleich große Klassen geteilt.

Anforderungen an die Tarife: Anlage auf einem privaten Wohnhaus; massiv; Schrägdach, Eigentümer ist Angestellter; 40468 Düsseldorf; Neupreis brutto: 34.000 Euro, Montage durch einen Fachbetrieb, 12 kWp; keine feuergefährlichen Stoffe in der Nähe; Blitz- und Überspannungsschutz nach VDE (DIN V0185) vorhanden. Preis: Einjahresbeitrag inklusive Versicherungssteuer.

Stand: September 2011.

Testmethoden

Zur Ermittlung der Gesamtpunktzahl wurden für 22 Leistungsbereiche Punkte vergeben. Bis zu sechs Punkte für die maximale Ausfallentschädigung. Die Verlängerung der Haftungszeit bei Schaden durch Elementarereignisse wurde mit der Hälfte der Verlängerung berücksichtigt. Bis je drei Punkte für die Leistung Diebstahl, Einbruchdiebstahl, Raub, Plünderung; Feuer, Brand, Blitzschlag, Explosion, Implosion; Hagel, Sturm, Frost, Schneedruck; Überspannung, Induktion Kurzschluss; unbenannte Gefahren. Bis je zwei Punkte für die Leistung bei Wasser, Feuchtigkeit, Überschwemmung; Vandalismus, Sabotage, Vorsatz Dritter; keine Anrechnung von Anlagerestwerten. Bis je 1,5 Punkte bei Verzicht auf Einrede der groben Fahrlässigkeit bei der Herbeiführung des Versicherungsfalls sowie bei einem Verstoß gegen Obliegenheiten oder Sicherheitsvorschriften; für Kosten durch Schäden an Dächern und Fassaden. Bis je einen Punkt für die Leistung bei Tierverbiss; Konstruktions-, Material- und Ausführungsfehlern; Bedienungsfehlern, Ungeschicklichkeit, unsachgemäßer Handhabung; innere Betriebsschäden an elektronischen Bauteilen; Nutzungsausfall durch innere Betriebsschäden; Aufräumungs-, Dekontaminations- und Entsorgungskosten; De-/Remontagekosten aufgrund von Gebäudeschäden; Feuerlöschkosten; Erdbeben. 0,5 Punkte für die Zahlung der Kosten durch technischen Fortschritt. Zur Ermittlung des Rangs wurde die Differenz zwischen höchster und niedrigster Gesamtpunktzahl in drei gleich große Klassen geteilt. Die Anforderungen an die Tarife sind: Anlage auf einem privaten Wohnhaus; massiv; Schrägdach, Eigentümer ist Angestellter; 40468 Düsseldorf; Neupreis brutto: 34.000 Euro, Montage durch einen Fachbetrieb Anfang 2010, 12 kWp; keine feuergefährlichen Stoffe in der Nähe; Blitz- und Überspannungsschutz nach VDE (DIN V0185) vorhanden. Preis: Einjahresbeitrag inklusive Versicherungssteuer.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Handbuch Bauen, Wohnen, Renovieren sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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