Aktualisiert am 15.06.2012 | Tränen spülen Schmutz aus den Augen, schützen mit keimtötenden Substanzen vor Infektionen, versorgen die Hornhaut mit Sauerstoff und ermöglichen ein reibungsloses Öffnen und Schließen der Augenlider. Ohne Tränenfilm würde die Augenoberfläche wund werden.
Wenn die Tränendrüsen nicht genug Tränenflüssigkeit ins Auge abgeben oder der Tränenfilm seine Aufgaben nicht mehr richtig erfüllt, spricht man vom trockenen Auge, dem Sicca-Syndrom.
Zehn Prozent aller Bundesbürger sind davon mehr oder weniger stark betroffen. Sie leiden unter einem ständigen Fremdkörpergefühl, ihre Augen brennen, sind gerötet und lichtempfindlich, die Augenlider sind geschwollen und morgens häufig verklebt. Bildschirmarbeit bereitet nicht nur Probleme, sondern kann auch ein Auslöser für trockene Augen sein.
Was macht der Augenarzt bei trockenen Augen?
Der hauchdünne Tränenfilm ist dreischichtig aufgebaut. Direkt auf der Hornhaut befindet sich eine Schleimschicht, darüber eine wässrige und schließlich eine Fettphase. Letztere hält die Verdunstung des Wassers möglichst gering. Etwa die Hälfte der Patienten leidet an einer Störung dieser Lipidphase, bei 10 bis 15 Prozent funktioniert die wässrige Phase nicht richtig. Häufig bereiten auch beide Schichten die Probleme.
Die genaue Ursache für trockene Augen muss ein Augenarzt feststellen. Er untersucht die Lidschlagfrequenz, die Lidränder, die Stabilität des Tränenfilms und beim Tränensekretionstest die Leistung der Tränendrüsen.
Stellt sich heraus, dass eine gestörte Lipidphase die Probleme verursacht, stehen Pflege und Hygiene der Lider im Vordergrund, beispielsweise mit feuchtwarmen Umschlägen. Unter Umständen können auch Antibiotika oder Steroide notwendig sein. Die häufigste Behandlung von leichten Formen des trockenen Auges sind Tränenersatzmittel.
Mittel gegen trockene Augen im Test
Im ÖKO-TEST: 21 Medizinprodukte und Arzneimittel aus der Apotheke, die als künstliche Tränenflüssigkeiten oder Benetzungstropfen angeboten werden. Das Testergebnis: 15 "sehr guten" Präparaten stehen sechs "mangelhafte" oder gar "ungenügende" gegenüber.
Die untersuchten Tränenersatzmittel sind zur Behandlung geringfügiger Störungen der wässrigen Phase des Tränenfilms geeignet. Die Tropfen kommen vor allem dann in Betracht, wenn noch eine geringe Tränenproduktion erhalten, die Hornhaut transparent und die Sicht gut ist.
Kritik an Konservierungsmitteln
Was ist im Test aufgefallen? Sechs Mittel gegen trockene Augen enthalten Konservierungsmittel (und zum Teil andere verzichtbare Substanzen), die im Auge nichts zu suchen haben. Sie können nicht nur den Tränenfilm noch weiter schädigen, sondern auch giftig auf Horn- und Bindehaut wirken.
Es handelt sich konkret um Benzalkoniumchlorid, Cetrimid, Borsäure, Polyhexanid (PHMB), Natriumedetat, Polidronium (Polyquad) und Natriumchlorit (Purite). Diese Stoffe gelten als überflüssig und überholt, da dank ausgeklügelter Konstruktionen inzwischen selbst bei Mehrdosisbehältnissen eine Verkeimung des Inhalts ausgeschlossen ist.
Weil Mittel gegen trockene Augen häufig dauerhaft angewendet werden, sind Konservierungsmittel hier noch kritischer zu sehen als bei den nur vorübergehend eingesetzten antiallergischen Augentropfen. Natriumedetat ist kein Konservierungsmittel im eigentlichen Sinne, unterstützt aber deren Wirkung.
Wichtige Hinweise für Kontaktlinsenträger fehlen
Gut zu wissen: Nicht alle Produkte vertragen sich mit Kontaktlinsen. Bei einem Mittel vermissen wir im Beipackzettel Hinweise für Kontaktlinsenträger. Das werten wir entsprechend ab.
Außerdem stecken in einem Produkt halogenorganische Verbindungen. Diese könnten sich bei der Reaktion des Natriumchlorits (aus dem Konservierungsmittel Purite) mit den organischen Inhaltsstoffen gebildet haben.
Tipps bei trockenen Augen
Das rät ÖKO-TEST:
- Produkte ohne Konservierungsmittel bevorzugen.
- Da Wirksamkeit und Verträglichkeit der Tränenersatzmittel individuell sehr unterschiedlich sind, ist es häufig sinnvoll, geduldig mehrere Produkte auszuprobieren.
- Lidrandpflege ist das A und O, wenn ein Lipidmangel die Probleme bereitet. Dazu handelsübliche Wattestäbchen in abgekochtes, noch lauwarmes Wasser tauchen, vor dem Spiegel das Unterlid vom Auge abziehen, dann die Unterlidkante mit dem Wattestäbchen massieren. Das Ganze zweimal täglich über mehrere Wochen durchführen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Handbuch Gesundheit sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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