Reisekrankheit zeigt sich anfänglich durch Schweißausbrüche und ein flaues, zittriges Gefühl, aus dem schnell Übelkeit bis zum Erbrechen wird", weiß Professor Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin in Düsseldorf. Hinzu kommen Schlappheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und verzögertes Reaktionsvermögen.
Reisekrankheit, auch Kinetose genannt, bedeutet Chaos im Kopf: "Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und weitere Rezeptoren signalisieren dem Gehirn, dass etwas schwankt und sich der Boden bewegt. Die Augen melden aber, dass sich gar nichts tut. Die Informationen verschiedener Sensoren widersprechen sich. Das Gehirn zieht dann die Notbremse und es wird einem schlecht." Denn eigentlich, so Jelinek, gehe das Hirn davon aus, dass sich die Sinnessignale decken. Nur so könne es die eigene Fortbewegung im Raum verlässlich steuern.
Wie wirksam und gesund sind rezeptfreie Arzneien gegen Reisekrankheit tatsächlich? Wir haben 20 überprüft.
Das Testergebnis
Drei Präparate haben ihren Platz in der Reiseapotheke mit "gut" verdient. Darunter zwei mit synthetischem und eine Arznei mit natürlichem Wirkstoff. 15 Arzneien schneiden immerhin mit "befriedigend" ab. Zwei Lutschtabletten sind ihr Geld nicht wert: "mangelhaft".
Gegen milde Formen der Reisekrankheit haben sich Arzneien mit Dimenhydrinat und Diphenhydramin bewährt. Die Antihistaminika seien seit Jahrzehnten von therapeutischem Nutzen, erklärt unser Gutachter Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt. Sie heben die Wirkung des Botenstoffs Histamin im zentralen Nervensystem auf, der Erbrechen auslösen kann. Eine klinische Übersichtsstudie aus dem Jahr 2011 beschreibt sie als wichtige Mittel zur Selbstmedikation gegen Kinetose. Auch das Auswärtige Amt rät auf Reisen zu den Wirkstoffen. Sie besitzen allerdings überdosiert erhebliche Nebenwirkungen. Diphenhydramin macht bereits in üblichen Dosen merklich müde und träge. Daher können wir die Tabletten und Kinderzäpfchen der Marke Emesan nur eingeschränkt empfehlen. Hinterm Ruder oder Steuer sind sie tabu. Dies gilt auch für die 15 getesteten Präparate mit Dimenhydrinat. Der Stoff ist eine Kombination aus Diphenhydramin mit 8-Chlortheophyllin. Der Zusatz soll den müde machenden Effekt eigentlich aufheben, versagt aber in der Praxis. Allein in Kaugummis, das legen erste Studien nahe, wirkt der Kombinationswirkstoff offenbar weniger ermüdend. Dimenhydrinat besitzt daher keinen überzeugenden Vorteil gegenüber Diphenhydramin. Sein Zusatzstoff erhöht aber das Nebenwirkungsrisiko.
Auch Ingwer kann gegen leichte Reiseübelkeit helfen. Nicht ohne Grund schwören Seeleute seit Jahrhunderten auf die Heilpflanze. Unserem Gutachter Schubert-Zsilavecz zufolge belegen ihren Nutzen auch viele klinische Einzelstudien. Der Extrakt aus ihrem Wurzelstock unterdrückt offenbar Brechreiz und Unwohlsein dir...