Stillkissen-Test: Mehr als die Hälfte ist empfehlenswert

Jahrbuch Kleinkinder 2018 | | Kategorie: Kinder und Familie | 18.01.2018

Stillkissen-Test: Mehr als die Hälfte ist empfehlenswert

Stillkissen sollen stabil und doch biegsam sein. Außerdem: schadstofffrei. Unser Test zeigt: Vor- und Nachteile bringen sowohl Kunst- als auch Naturstoffe.

Mikroperlen aus Polystyrol, Schaumstoff aus Polyurethan, Elastodien aus Latexflocken, Polyesterwatte und Dinkelspelz: ÖKO-TEST hat neun Stillkissen mit den genannten Füllungen eingekauft und in die Labore geschickt. Acht Kissen erhielten wir inklusive Bezug, eines ohne. Für Letzteres erwarben wir einen passenden Bezug und kauften zudem zwei weitere Bezüge ein, die wir ebenfalls prüfen ließen.

Stillkissen-Test: Zwei Drittel sind "sehr gut"

Das Testergebnis: Sechs von neun Stillkissen mit und ohne Bezug bekommen von uns ein "sehr gut" oder "gut", ebenso alle drei einzeln getesteten Stillkissenbezüge.

Keine Kunststofffüllung aus Polystyrol enthielt den Schadstoff Styrol, das häufig und hoch dosiert in unseren früheren Tests nachgewiesen wurde. Nur im Polyester des Innenbezugs eines Produkts im Test fand das Labor lösliche Rückstände des giftigen Halbmetalls Antimon.

Optische Aufheller in Stillkissenbezügen  

In einigen Bezügen wurden optische Aufheller nachgewiesen. Diese können sich mit Schweiß aus dem Gewebe lösen und zusammen mit Sonnenlicht allergische Reaktionen auslösen. Zudem belasten sie die Umwelt, wenn sie durch das Waschen ins Abwasser gelangen. In einem Bezug steckten zudem umstrittene halogenorganische Verbindungen.

Alle zwei mit Dinkelspelz gefüllten Kissen in unserem Test weisen ein erhöhtes Bakterien- und Pilzaufkommen auf. Ein starker Befall mit Pilzmyzel, Sporen und Hefen stellt ein erhöhtes Risiko für Allergiker und für Personen dar, die eine Anlage zur Ausprägung von Allergien besitzen.

Theraline & Co.: Was wir an Stillkissen im Test kritisieren 

In zwei Modellen im Test analysierte das von uns beauftragte Labor zudem eine erhöhte Belastung mit lebensfähigen Toxin- und Sporenbildnern. Diese können vor allem zu einem Problem werden, wenn die Kissen feucht und anschließend nicht ordentlich gelüftet werden.

Toxine sind giftige Substanzen; eine starke Sporenbildung birgt ein hohes Allergiepotenzial. Im einem der zwei Stillkissen wies das Labor eine Konzentration an anzüchtbaren Schimmelpilzen nach, die deutlich höher liegt als diejenige, die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als die üblichen Hintergrundwerte angibt.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben insgesamt zwölf Produkte in Kaufhäusern, bei Babyausstattern und Onlinehändlern eingekauft: acht Stillkissen mit Bezügen, einen ohne und drei einzelne Bezüge. Am häufigsten auf dem Markt sind Stillkissen mit Mikroperlen aus Polystyrol oder EPS (Expandiertes Polystyrol), Schaumstoff und Polyesterwatte. Wir haben sechs Stillkissen mit solchen Kunststofffüllungen ausgewählt. In zwei Produkten stecken Getreidespelzen und in einem Latexflocken.

Die Inhaltsstoffe

Aus Polystyrolfüllungen kann Styrol ausgasen, das beim Einatmen gesundheitsschädlich sein kann. Selbstverständlich stand diese Substanz bei solchen Füllungen im Fokus der Laboranalysen. Zudem wollten wir wissen, ob in Kunststofffüllungen schädliche zinnorganische Verbindungen stecken und sich aus Polyester giftiges Antimon löst. Die Naturfüllungen haben wir auf Pestizidrückstände aus der Landwirtschaft überprüft, diejenigen mit Getreidespelzen zusätzlich auf Sporen und Schimmelpilze, die bei Allergikern und Menschen mit Neigung zu Allergien Symptome auslösen oder eine Sensibilisierung bewirken können. Das einzige mit Latexflocken gefüllte Kissen im Test wurde in einer aufwendigen Prüfkammeruntersuchung auf ausgasende, krebserregende Nitrosamine getestet. Alle Bezüge - überwiegend gefärbte Baumwolle - haben wir auf problematische Farbbestandteile testen lassen sowie auf umstrittene halogenorganische Verbindungen und Formaldehyd/-abspalter, die zur Textilveredelung eingesetzt werden. Zudem wollten wir wissen, ob sich bedenkliche Schwermetalle wie das Allergen Nickel aus den bunten Aufdrucken, Applikationen und Stoffen lösen können.

Bewertung

Stillkissen und -bezüge kommen direkt mit Babys Haut in Berührung. Sporen und Schimmelpilze aus Naturfüllungen können über die Atemwege in die Lunge geraten. Die Produkte können im Gesamturteil nur "sehr gut” sein, wenn sie keine problematischen oder umstrittenen Inhaltsstoffe enthalten.