18.01.2018 | Regelmäßig zum Schuljahrbeginn machen die Deutsche Verkehrswacht und die Polizei mit Kampagnen darauf aufmerksam, wie wichtig eine ausreichende optische Warnwirkung von Ranzen ist. Doch woran erkennt man die? Eine gute Richtschnur ist die Schulranzennorm DIN 58124. Diese gibt vor, dass mindestens 20 Prozent der sichtbaren Flächen der Vorder- und Seitenteile eines Ranzens aus fluoreszierendem und mindestens zehn Prozent aus retroreflektierendem Material bestehen.
Schulranzen-Test: Scout, McNeill & Co. auf Sicherheit und Inhaltsstoffe überprüft
Wir haben zehn Ranzenmodelle eingekauft und sie in Laboren unter anderem auf ihre Sicherheit, Handhabung, Verarbeitung und Schadstoffe prüfen lassen.
Das Ergebnis: Nur ein einziges Produkt können wir insgesamt empfehlen. Ansonsten herrscht viel Mittelmaß, drei Ranzen sind "mangelhaft". Positiv aber ist: Im Testergebnis Gebrauchseignung erhalten sechs der zehn Ranzen von uns ein "sehr gut" oder "gut". Allerdings relativiert sich das durch die miserablen Ergebnisse in puncto Inhaltsstoffe. Mehr als die Hälfte erzielt hier ein "ungenügend".
Bei vier Ranzen reicht die optische Warnwirkung nicht aus. Sie besitzen keine fluoreszierenden Farbflächen. Dafür gibt es unter dem Teilergebnis Sicherheit ein "mangelhaft" oder "ungenügend". Ein Marken-Schulranzen scheint mit seinem auffälligen orangenen Streifen auf den ersten Blick über genügend Warnfläche zu verfügen. Das Praxislabor stellte jedoch fest, dass es nicht normgerecht fluoreszierte.
In puncto Handhabung und Verarbeitung können die meisten getesteten Ranzen überzeugen. Ob Öffnen, Packen und Schließen sowie Trageeigenschaften und Belastungsprüfungen: Unter all diesen Teilergebnissen verteilen wir fast durchweg die Noten "sehr gut" und "gut". Einzig die Wasserdichtheit lässt zu wünschen übrig. Nach den Regenwasserprüfungen hatten die Seitenfächer oder die Vordertaschen von allen Modellen innen feuchte Stellen. Bei vier Produkten blieb zumindest das Hauptfach trocken. In ein Produkt drang deutlich Wasser ein, auch durch den Boden.
Vier getestete Schulrucksäcke bei Sicherheitsprüfung durchgefallen
In drei Produkten stecken Phthalatweichmacher - in einem Schulranzen sogar das in der EU in einer solchen Konzentration in Spielzeug und Babyartikeln verbotene Diethylhexylphthalat (DEHP). In sieben Produkten wies das von uns beauftragte Labor zudem hohe Gehalte an Ersatzweichmachern nach.
In drei Ranzen analysierte das Labor polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). In einem Exemplar steckten gleich sieben verschiedene PAK-Verbindungen, darunter das als krebserregend eingestufte Benzo[e]pyren. Im einem weiteren Schulranzen fanden die Laborexperten zudem Anilin. Der Farbstoffbaustein aus der Gruppe der aromatischen Amine hat sich im Tierexperiment als krebserzeugend erwiesen.
Die Testergebnisse und weitere Angaben des Tests haben wir zuletzt für das Jahrbuch Kleinkinder (erschienen am 18.1.2018) aktualisiert, sofern sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen realisiert haben. Dieser Test ist ursprünglich im ÖKO-TEST-Magazin April 2017 erschienen.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.