Aktualisiert am 8.01.2018 | Geschont werden praktische Textilien wie Regenjacke und Matschhose nicht. Auf dem Spielplatz oder bei Ausflügen in die Natur verbringen die Kleinen viel Zeit auf den Knien. Sie erklimmen Klettergerüste und fallen auch schon mal beim Toben hin.
Dabei kommen die Kinder meistens ordentlich ins Schwitzen – was zu Problemen mit Inhaltsstoffen in den Hosen führen kann. Denn gerade wasserdichte Textilien mit Beschichtungen, Membranen und Imprägnierungen sind mit Chemikalien behandelt, die für optimale Materialeigenschaften sorgen sollen, die manchmal aber von der schwitzenden Haut absorbiert werden.
Die Eltern wünschen sich pflegeleichte Hosen, wollen ihre Kinder aber auch nicht in zweibeinige Schadstoffcocktails stecken. Wir haben uns gefragt, wie die Hersteller diesen schmalen Grat meistern. 13 Matschhosen gängiger Anbieter schickten wir entsprechend in die Labore zum Praxistest und zur Prüfung der Inhaltsstoffe
BMS, Kik & Co.: Matschhosen im Test
Das Testergebnis ist ernüchternd: Wir können keine der 13 Matschhosen empfehlen. Viele Produkte schneiden nur mittelmäßig ab, sieben Matschhosen für Kinder fallen mit "ungenügend" oder "mangelhaft" durch. Was sind die Gründe unserer Kritik?
Zwei Matschhosen sind nicht wasserdicht
In erster Linie sollen Matschhosen Kinder vor Wetterkapriolen bewahren. Dafür müssen sie wasserdicht sein. Zwei Matschhosen im Test erfüllen dieses Kriterium selbst im nagelneuen Zustand nicht. Daher bewerten wir sie unabhängig vom Schadstofftest nicht besser als "mangelhaft", denn unserer Ansicht nach haben sie klar das Thema verfehlt.
Labor findet krebserregende Stoffe
Ein anderer Kritikpunkt betrifft polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK. Dahinter verbirgt sich eine Gruppe von Stoffen, von denen einige als krebserzeugend gelten. Sie können über die Nahrung, die Atemwege und die Haut in den Körper gelangen.
Kinder sind PAK gegenüber besonders stark ausgesetzt. Spuren von PAK haben wir in allen untersuchten Matschhosen gefunden. Eine Regenhose für Kinder hat es unserer Ansicht nach übertrieben. Nicht nur dass darin das als krebserregend eingestufte Chrysen stark erhöht ist, mit Benzo[a]anthracen ist zudem ein weiterer krebserregender PAK erhöht.
Kritik an optischen Aufhellern in den Etiketten
Warum müssen insbesondere Etiketten mittels umweltschädigender optischer Aufheller weiß leuchten? Eine Frage, die ÖKO-TEST seit Jahren stellt und der wir im ÖKO-TEST Magazin 2/2017 einen umfassenden Text gewidmet haben. Wir stellen sie auch diesmal und in Zukunft. Eine befriedigende Antwort gab uns noch kein Hersteller. Wir werten Aufheller in Produkten ab, wenn Hautkontakt besteht. Das betrifft die meisten Matschhosen in diesem Test.
Apropos Etiketten. Fünf Matschhosen ziert das Öko-Tex-Label. Also pochen die Hersteller darauf, dass ihre Hosen geprüft schadstofffrei sind. Wir aber bewerten viele Inhaltsstoffe deutlich strenger: So werten wir etwa Dibutylzinn bereits ab einer Konzentration von 0,1 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) ab, Öko-Tex legt 0,5 mg/kg für sein Label zugrunde – für unseren Anspruch deutlich zu hoch.
Denn bereits sehr kleine Mengen genügen, um das Immun- und Hormonsystem von Tieren und vermutlich auch des Menschen zu beeinträchtigen.
Matschhosen enthalten weniger Problemstoffe als früher
Immerhin zeigt sich, dass sich die Branche bewegt: Im Vergleich zu unserem Matschhosen-Test vor neun Jahren sind die Gehalte an bedenklichen/umstrittenen Inhaltsstoffen zurückgegangen – bei den spezifischen Stoffen und insgesamt. So fanden unsere Tester weder Cadmium oder Blei noch PVC. Phthalatweichmacher spielen ebenfalls keine Rolle mehr. Einige abgewertete Hosen liegen außerdem meist nur knapp über den Grenzen, die ÖKO-TEST im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes festgelegt hat.
Der Vergleich mit von ÖKO-TEST untersuchten Matschhosen des Jahrgangs 2008 zeigt aber auch: Die Materialeigenschaften haben gelitten. Damals waren von 13 Hosen immerhin vier auch nach dem Scheuertest noch wasserundurchlässig, heute keine einzige. Wegen ihrer hohen Schadstoffbelastung waren die dichten Hosen des Jahrgangs 2008 aber trotzdem "ungenügend".
Die Bewertung bleibt somit ein schmaler Grat. Die Branche zeigt deutliche Anzeichen, sich in die richtige Richtung zu bewegen. Der Weg hin zu schadstofffreien, wasserdichten Matschhosen ist noch weit.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kleinkinder 2017 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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