Aktualisiert am 09.11.2012 | Schönheit ist nach drei Tagen genauso langweilig wie Tugend, hat George Bernard Shaw einmal gesagt. Nichtsdestotrotz betreibt der Mensch viel Arbeit an seiner Fassade. Die Industrie bietet eine ganze Reihe Produkte an, von denen die Hersteller behaupten, sie seien gut für Haut, Haare und Nägel, gelegentlich fürs Bindegewebe oder die Knochen gleich mit.
ÖKO-TEST hat 14 Nahrungsergänzungsmittel und zwei traditionelle Arzneimittel eingekauft. Auf allen Verpackungen oder Infobeilagen versprechen die Anbieter, dass die Mittel für Haut, Haare und Nägel gut seien, bei unreiner Haut helfen oder für schöne Haut von innen sorgen. Das Testergebnis: Alle Produkte schneiden mit "mangelhaft" oder gar "ungenügend" ab.
Schönheitspillen im Test: Was können Präparate aus Kieselerde?
Die beiden traditionellen Arzneimittel im Test sind reine Kieselerdepräparate mit gleichlautendem Anwendungsgebiet: "Traditionell angewendet zur Vorbeugung von brüchigen Fingernägeln und Haaren, zur Kräftigung des Bindegewebes." Und weiter: "Diese Angaben beruhen ausschließlich auf Überlieferung und langjähriger Erfahrung." Und genau da liegt das Problem, denn tatsächlich gibt es für Kieselerde keine wissenschaftlich belegte therapeutische Wirkung.
Kieselerde, die vor allem aus Kieselschalen abgestorbener Algen gewonnen wird, besteht hauptsächlich aus Kieselsäure und enthält damit Silicium. Allerdings ist bis heute nicht bestätigt, ob das Spurenelement für den Menschen überhaupt essenziell ist und welche funktionelle Rolle es spielt. Obgleich Siliciummangel immer wieder mit Haarausfall, Nagelbrüchigkeit und Bänderbeschwerden in Verbindung gebracht wird, stammen entsprechende Zusammenhänge bislang nur aus tierexperimentellen Untersuchungen.

Umstrittene Wirksamkeit der Inhaltsstoffe
In den Nahrungsergänzungsmitteln wird nicht nur auf Kieselerde gesetzt, sondern auch auf Biotin, Zink oder Bierhefe, häufig in Kombination miteinander oder mit weiteren Vitaminen, Mineralstoffen und Pflanzenauszügen. Nur: All diese Inhaltsstoffe haben in Form von Nahrungsergänzungsmitteln keine gesicherten Effekte bei Haut-, Haar- und Nagelveränderungen. Bierhefe entpuppt sich bei näherem Hinsehen nicht nur als ungünstig zusammengesetzte, sondern auch als recht dürftig dosierte Nährstoffmischung. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass von den Biolabor Bierhefe Tabletten 10 bis 15 Tabletten pro Tag zu schlucken sind.
Biotin und Zink sind nur sinnvoll - und dann auch effektiv - bei krankhaften Veränderungen der Haut, deren Ursache vom Arzt abzuklären ist. Liegt tatsächlich ein Biotin- oder Zinkmangel vor, kann mit entsprechend hoch dosierten Arzneimitteln therapiert werden. Allerdings ist laut Bundesinstitut für Risikobewertung "die deutsche Bevölkerung ausreichend mit Biotin versorgt" und Zinkmangel hierzulande selten.

Schönheitspillen im Test: Fehlende Warnhinweise bei Zink
Etliche Präparate sind anscheinend nach dem Gießkannenprinzip mit weiteren Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen aufgepeppt, die aber ebenfalls bei Haut, Haaren und Nägeln keine Wirkung erzielen und deshalb schlicht als überflüssig anzusehen sind. Überschreiten die zugesetzten Mengen die Vorschläge des Bundesinstituts für Risikobewertung für Höchstmengen in Nahrungsergänzungsmitteln, hagelt es weitere Notenabzüge.
Bei vielen zinkhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln bemängeln wir die Deklaration. Wegen des geringen Abstands zwischen der tatsächlichen Zufuhr und der noch sicheren Aufnahmemenge für Zink sollten Kinder und Jugendliche keine zinkhaltigen Präparate erhalten. Ein entsprechender Hinweis fehlt auf den Verpackungen.
Diesen Test haben wir bereits im Ratgeber Gesundheit 2011 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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