Kinderjacken für Herbst und Winter im Test: Nur eine ist "gut"

Jahrbuch Kleinkinder 2017 | | Kategorie: Kinder und Familie | 19.01.2017

Wir haben 15 Kinderjacken im Labor auf Schadstoffe untersuchen lassen.
Foto: Nastya.ivs/Shutterstock

Kinderjacken sollen warm halten und schick sein. Müssen sie häufiger gewaschen werden, weil Kinder sich schmutzig machen, sollten die Stücke Form und Farbe behalten. Alle Produkte, die wir zum Materialtest geschickt haben, schaffen das. Aber nur eine Jacke bleibt auch nach den Schadstofftests mit "gut" richtig empfehlenswert.

Wie muss die perfekte Kinderjacke aussehen? Das wollte ÖKO-TEST von Kindermodedesignern wissen. "Die optimale Jacke bietet ein gutes Maß an Beweglichkeit, hält warm, ist winddicht und bestenfalls wasserundurchlässig", sagt Julie Carol Kohlhoff, die das Bio-Modelabel Macarons in Stuttgart betreibt. "Außerdem sollte kein Schnickschnack dran sein - also Dinge, die außer Optik keinen Mehrwert bieten."

Allerdings stellt Kohlhoff fest: "Eine Allroundjacke für jede Wetterlage gibt es nicht." Ihr Rat an alle Eltern: Wer aufs Portemonnaie schauen muss, sollte eine Jacke kaufen, die viele Funktionen auf einmal bietet. "Wer sich eine Zweitjacke leisten kann, hat da schon etwas mehr Spielraum und kann zu einer etwas leichteren Jacke für mildere Temperaturen greifen - und für kalte Tage zur Daunenjacke oder einer Kombi aus Bio-Merinowolle und Bio-Baumwolle."

Die perfekte Kinderjacke ist bequem, wetterfest, schick und robust

Bequemlichkeit, wetterbedingte Eigenschaften und ein schickes Design sind gute Kaufargumente. Aber auch die Robustheit entscheide, sagt Aaron Bittner. "Kinderbekleidung wird üblicherweise nicht lange von einem Kind getragen, dabei aber intensiv genutzt und häufiger gewaschen", so der Produktmanager des Outdoorbekleiders Vaude.

Wie lang eine Jacke hält, können Verbraucher aber nicht auf Anhieb erkennen. Andere Funktionen hingegen schon, sagt Bittner, wie leicht bedienbare Reißverschlüsse und Knöpfe, elastische Ärmelbündchen und Reflektoren, um in der Dunkelheit oder bei Dämmerung besser gesehen zu werden. Ein integriertes Namensschild helfe, dass Kinder ihre Sachen nicht verwechseln.

ÖKO-TEST hat 15 unterschiedliche Jackenmodelle in Größen zwischen 104 und 120 eingekauft und getestet - von der Glanzjacke in Pink bis hin zum Parka mit Fellkapuze. Welche Kinderjacke kann die strengen Schadstoff- und Materialtests bestehen?

Das Testergebnis: So schneiden die Kinderjacken im Test ab

Das geht besser! Nur eine Kinderjacke können wir insgesamt mit "gut" empfehlen. Ein Produkt fällt mit "mangelhaft" durch. Die übrigen Jacken sind wegen zu vieler Schadstoffe nur befriedigendes oder ausreichendes Mittelmaß. Immerhin: Die Materialprüfungen, darunter Tests, ob die Textilien nach dem Waschen Farbe verlieren, haben alle mit "sehr gut" bestanden.

Alle Jacken sind entweder im Oberstoff, im Futter oder in der Wattierung aus Polyester gefertigt. Daraus kann sich giftiges Antimon lösen. Bei 13 Produkten wurde die Substanz nachgewiesen. Nur in einem Produkt wurde das Labor nicht fündig. Keinen Abzug gab es außerdem für den einen Parka, denn der nachgewiesene Gehalt lag unterhalb unserer Abwertungsgrenze.

Ebenfalls 13 Jacken kassieren eine Note Abzug unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe, weil darin umweltbelastende optische Aufheller eingesetzt werden. Besonders ärgerlich: Hätten die kritisierten Anbieter auf diese Substanzen verzichtet, stünden sie unterm Strich alle eine Note besser da - sieben davon sogar mit "gut".

In einem Praxislabor wurden alle Teile sogenannten Echtheitsprüfungen unterzogen: Bleichen die Textilien aus? Färben sie ab? Nein! Keine Jacke liegt unter unseren Anforderungen, weshalb alle im Testergebnis Materialprüfungen mit "sehr gut" abschneiden.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Die Ansprüche an Kinderjacken sind vielfältig. Weil es keine Jacke gibt, die alle Geschmäcker trifft, haben wir nach unterschiedlichen Modellen Ausschau gehalten: Insgesamt 15 Jacken in den Größen 104 bis 120 umfasst unsere Testpalette, die günstigste kostete 22 Euro, die teuerste 139,95 Euro.

Die Inhaltsstoffe: Um das Eindringen von Feuchtigkeit zu vermeiden, werden häufig die Nähte verschweißt. Darin und an anderen Stellen können PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen stecken. Weil sämtliche Kinderjacken aus Polyester gefertigt sind, haben wir sie auf Antimon untersucht, ebenso wie auf optische Aufheller und andere bedenkliche und/oder problematische Inhaltsstoffe.

Der Materialtest: Eine Kinderjacke soll beim Waschen nicht abfärben oder ausbleichen. Außerdem sollte sie die Farbe behalten, wenn ein Kind mal den Ärmelstoff in den Mund nimmt. Dafür haben wir die Modelle mehreren Farbechtheitsprüfungen unterzogen. Wirbt ein Anbieter mit der Wasserdichtigkeit seines Produkts, machten wir die Probe.

Die Bewertung: Schadstoff- und Materialtests fließen zu jeweils 50 Prozent in die Gesamtnote ein. Abzüge gibt es, wenn die Echtheitsprüfungen nicht den Anforderungen entsprechen. Da aber Schadstoffe nichts in Kinderkleidung zu suchen haben, kann das Gesamtergebnis nicht besser als das Testergebnis Inhaltsstoffe sein.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) halogenorganische Verbindungen; b) optische Aufheller in Materialien mit Hautkontakt; c) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen im Produkt; d) mehr als 1 mg/kg Antimon; e) mehr als 10 mg/kg bis 1.000 mg/kg phosphororganische Verbindungen (hier: Triphenylphosphat und/oder Trikresylphosphat und/oder Phenylkresylphosphat).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: optische Aufheller in Materialien ohne Hautkontakt, sofern nicht schon optische Aufheller mit Hautkontakt abgewertet wurden. Das Gesamturteil beruht zu 50 Prozent auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe und zu 50 Prozent auf dem Testergebnis Materialprüfungen.

Das Gesamturteil kann nicht besser als das Testergebnis Inhaltsstoffe sein. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.

Testmethoden

Inhaltsstoffe: Azo-/Dispersionsfarbstoffe: Methoden Azo-Farbstoffe: Prüfung auf Amine nach reduktiver Spaltung, Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-2, Prüfung mit und ohne vorherige Extraktion DIN EN 14362-1 (Januar 2013); Bei Hinweisen auf 4-Aminoazobenzol zusätzliche Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-15 DIN EN 14362-3 (September 2012); Bestimmungsgrenze: 5 mg/kg; GC/MS, Dünnschichtchromatografie; zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine. Methoden Dispersionsfarbstoffe: Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-10 Norm DIN 54231 (November 2005); Dünnschichtchromatografie, TLC und HPLC mit DAD (UV/Vis-Detector). Phthalate, Ersatzweichmacher sowie weitere Substanzen: GC/MS nach Extraktion und Derivatisierung. Nonylphenolethoxylate: LC-MS/MS nach Extraktion. Halogenorganische Verbindungen: Probe wird mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur eluiert. Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Antimon: Elution von Schwermetallen mittels saurer Schweißlösung. Elementbestimmung mittels ICP-MS. Nickellöslichkeit: Elution der Proben mittels saurer Schweißlösung. Elutionsdauer eine Woche. Elementbestimmung mittels ICP-MS. Optische Aufheller: qualitativer Nachweis (UV-Licht). PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse. Formaldehyd: qualitativer Nachweis mit Carbazol/Schwefelsäure; quantitativer Nachweis gemäß DIN EN ISO 14184-1:2011-12, § 64 LFGB B 82.02-1: 1985-06.

Materialprüfungen: Prüfung der Waschechtheit: DIN EN ISO 105-C06:2010-08. Die Bewertung erfolgt unter den in der Norm festgelegten Bedingungen mittels Graumaßstab (Lichtechtheit mittels Blaumaßstab); Skala: Note 5 = beste Note; Note 1 = schlechteste Note. Eine unterstrichene Benotung zeigt immer die Tendenz der Gesamtnote der Prüfung an. Reibechtheit trocken/nass: DIN EN ISO 105-X12:2002-12. Die Bewertung erfolgt unter den in der Norm festgelegten Bedingungen mittels Graumaßstab (Lichtechtheit mittels Blaumaßstab); Skala: Note 5 = beste Note; Note 1 = schlechteste Note. Eine unterstrichene Benotung zeigt immer die Tendenz der Gesamtnote der Prüfung an. Speichel-/Schweißechtheit: DIN 53160-1,2:2010-10. Die Bewertung erfolgt unter den in der Norm festgelegten Bedingungen mittels Graumaßstab (Lichtechtheit mittels Blaumaßstab); Skala für alle genannten Echtheitsprüfungen: Note 5 = beste Note; Note 1 = schlechteste Note. Eine unterstrichene Benotung zeigt immer die Tendenz der Gesamtnote der Prüfung an. Wasserdichtheit: Methode: DIN EN 20811:1992-08. Hauptmaterial nach der Wäsche gem. Pflegekennzeichen: > 800 cm Wassersäule.

Einkauf der Testprodukte: August 2016.

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