Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Jul 2017 | Imprägniermittel bilden auf Materialoberflächen feine, netzartige Schichten, die bestenfalls so dicht sind, dass Wasser sie nicht durchdringen kann und in Tropfen abperlt. Es gibt sie meist als Sprays mit Treibgas, Pumpsprays oder als Schaum zum Aufsprühen. Was die Inhaltsstoffe der Mittel angeht, tappen Käufer aber oft im Dunkeln: Es besteht keine Kennzeichnungspflicht.
Zwar sind einige Produkte mittlerweile als "fluorfrei" ausgelobt und setzten stattdessen etwa auf Polyurethan-Dispersionen oder Siloxane. Das trifft aber längst nicht auf alle zu. Erst kürzlich hat eine Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW ergeben, dass viele Imprägniersprays weiter Fluorcarbone enthalten und Hersteller auf den Etiketten nicht darauf hinweisen.
Imprägniersprays im Test: Fluorcarbone als Problem
Fluorcarbone gehören zur Gruppe der per- und polyfluorierten Chemikalien, kurz PFC. Diese Stoffgruppe umfasst mehr als 3.000 Substanzen. PFC sind wasser- und fettabweisend, resistent gegen Hitze und UV-Strahlung – und extrem langlebig.
Aus Imprägniermitteln können sie in die Gewässer gelangen oder in flüchtiger Form in die Atmosphäre. Sie reichern sich in der Umwelt an, Menschen nehmen sie über Nahrung, Luft und verunreinigtes Trinkwasser auf. Nicht alle PFC sind auf ihre gesundheitliche Wirkung hin untersucht. Aber insbesondere für einige langkettige PFC mit acht oder mehr Kohlenstoffatomen ist bekannt, dass sie giftig sind.
Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) beispielsweise gilt als wahrscheinlich reproduktionstoxisch für den Menschen, seit 2010 steht sie auch auf der sogenannten POP-Liste. POP bedeutet "Persistent Organic Pollutants" – auf deutsch: langlebige organische Schadstoffe. In dieser Liste sind gemäß der Stockholm-Konvention, einem internationalen Übereinkommen zur Reduzierung solcher Substanzen, gefährliche Umweltgifte aufgeführt.
Gefährliche Umweltgifte in einer Liste
Die gelisteten Stoffe sind weltweit in Verbraucherprodukten verboten oder äußerst stark beschränkt. Auch Perfluoroctansäure (PFOA) könnte bald auf dieser Liste stehen: 2019 steht die Entscheidung über eine Aufnahme an. In Tierversuchen hat sie sich unter anderem als leberschädigend und schädlich für die Fortpflanzung erwiesen, ähnliche Wirkungen sind beim Menschen zu vermuten.
Für PFOA gilt von 2020 an ein europaweites Herstellungs-, Verwendungs- und Inverkehrbringungsverbot. Produkte dürfen dann höchstens 25 Mikrogramm pro Liter enthalten. Bis dato ist die Verbindung gemäß der Europäischen Chemikalienverordnung (REACH) als besonders besorgniserregender Stoff ein gestuft – so wie sieben weitere langkettige PFC.
Die Industrie indes ist in den vergangenen Jahren verstärkt auf kurzkettige PFC umgestiegen. Diese sind nach Expertenmeinung aber ebenso langlebig wie die langkettigen PFC und zudem hochmobil. Allein deshalb sind sie keine geeignete Alternative.
Imprägniersprays im Test: Ein Produkt ist empfehlenswert
ÖKO-TEST hat sieben Imprägniersprays in die Labore geschickt. Neben den Analysen auf bedenkliche Inhaltsstoffe wollten wir wissen, wie gut sie Nässe und Schmutz abhalten.
Das Ergebnis: Die wenigsten Imprägniermittel können überzeugen. Nur eines kommt ohne Fluorchemie aus und nur zwei wirken zufriedenstellend. Unterm Strich vergeben wir einmal die Note "gut".
In drei Imprägniersprays im Test fand das Labor kurzkettige PFC-Verbindungen. Vorläuferverbindungen zu den besonders besorgniserregenden Stoffen Perfluoroctan- (PFOA) und Perfluordekansäure (PFDA) wurden nicht nachgewiesen.
Das von uns beauftragte Labor hat außerdem organische Fluorverbindungen in drei Imprägniersprays nachgewiesen, konnte diese allerdings nicht genauer identifizieren. Wir können also nicht mit Sicherheit sagen, dass es sich dabei um PFC handelt, auch wenn es naheliegt. Aber: Die nachgewiesenen organischen Fluorverbindungen können zumindest teilweise ausgasen und in die Atmosphäre gelangen. Deshalb werten wir auch hier um eine Note ab.
Kritik an Leistung mancher Imprägniermittel
Ein Imprägniermittel im Test enthält Dichloroctylisothiazolinon, das wir wegen seiner starken allergenen Wirkung kritisieren. Isothiazolinone werden als Konservierungsmittel eingesetzt. Auch Benz- (BIT) und Methylisothiazolinon (MIT) haben ein hohes allergenes Potenzial.
Die Imprägnierleistung der Sprays lässt zu wünschen übrig. Im Labor haben wir prüfen lassen, wie gut die Sprays Leder schützen können. Lediglich ein getestetes Imprägniermittel und mit Abstrichen ein weiteres verbessern den Nässeschutz im Vergleich zu dem unbehandelten Prüfleder deutlich.
Lederschuhe sind nur halb so schick, wenn Staub und Dreck daran hängen bleibt. Die meisten Imprägniermittel machen die Sache aber eher schlimmer. Vier von sieben Sprays schneiden in dieser Disziplin "schwach" beziehungsweise "sehr schwach" ab. Nach dem Auftragen des Produkts verbleibt deutlich mehr beziehungsweise sehr viel mehr Testschmutz auf dem Leder als vor der Behandlung.
Tipps für die Praxis
Nässeschutz testen: Sind Schuhe und Kleidung noch dicht? Der Wassertropfentest zeigt es bereits zu Hause, nicht erst unterwegs im Regen. Einfach etwas Wasser auf das Material geben. Perlen die Tropfen nicht ab und sinken sie in das Material ein, ist der Nässeschutz nicht mehr optimal.
Verfärbungen vorbeugen: Vor allem Lackleder kann empfindlich auf Imprägniermittel mit Isopropanol oder kohlenwasserstoffbasierten Alkoholen reagieren. Fehlen entsprechende Informationen auf den Etiketten, lohnt es sich unter Umständen, beim Hersteller anzufragen oder auf ein spezielles Produkt für Lackleder auszuweichen.
Anweisungen befolgen. Vor dem Imprägnieren empfiehlt es sich, das Material zu säubern. Schuhe können etwa mit einer Bürste oder einem Tuch gereinigt werden und Textilien sollten je nach Herstelleranweisung zunächst in der Waschmaschine gesäubert werden.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin Oktober 2017 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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