Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte April 2018 | Die Augen sind der Spiegel der Seele, schmeichelt der Volksmund. Die Haut drum herum scheint für viele allerdings eher ein Krisengebiet zu sein: Fältchen, Furchen, Krähenfüße, Augenringe und Tränensäcke trüben den Blick. Doch Rettung naht in Form von Cremes und Seren - speziell für die empfindliche Augenpartie und mit Heilsversprechen, die selbst den ambitioniertesten Sektenguru vor Neid erblassen lassen.
Die Kosmetikindustrie möchte Verbraucher glauben machen, dass sich all die vermeintlichen Schönheitsmakel einfach wegcremen lassen. Und ist die gesunde Selbstwahrnehmung erst einmal vernebelt, greifen viele nur allzu dankbar ins Kosmetikregal.
Augencreme-Test: Wirken die Produkte?
Doch kann eine kosmetische Creme den Zeichen von Zeit, Übermüdung und Stress überhaupt etwas entgegensetzen? Gern führen Hersteller Wirksamkeitsstudien ins Feld, die die vollmundigen Versprechen untermauern sollen. Die Studien mögen zwar wissenschaftlich daherkommen, doch die Veränderungen, die sie beschreiben, sind für das bloße Auge kaum wahrnehmbar.
"Effekte sind überwiegend auf eine verbesserte Durchfeuchtung der Haut, also eine Abflachung feiner oberflächlicher Fältchen zurückzuführen", sagt Professorin Ulrike Blume-Peytavi, kommissarische Direktorin der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Berliner Charité. Allzu weit her ist es also mit den Wunderwirkstoffen nicht. Denn Feuchtigkeit spendet auch eine einfache Creme ohne Hyaluron, Q 10 und Co.
Substanzen, die zu Hautreizungen führen
Dass eine Wirkung gegen Fältchen, Augenringe und Tränensäcke, wenn überhaupt, nur im kaum sichtbaren Bereich stattfindet, macht eine Augencreme aber noch nicht zu einem schlechten Pflegeprodukt. Problematisch wird es, wenn sie Substanzen enthält, die zu Hautreizungen führen können. Das können Kontaktallergene wie Duftstoffe sein oder halogenorganische Konservierungsmittel wie Iodpropynylbutylcarbamat oder Chlorphenesin. Eine unangenehme Folge davon können Lidekzeme sein: Die entzündeten Hautstellen am Auge jucken, schuppen oder nässen.
In den Griff bekommt man sie nur mit ärztlicher Unterstützung und striktem Verzicht auf Kosmetik, wie Professorin Blume-Peytavi betont: "Während der Erkrankung sollten Betroffene mit allen Produkten pausieren, das heißt, auch keine Schminke wie Mascara oder Ähnliches verwenden und ausschließlich die dermatologisch angesetzte Behandlung durchführen, um eine weitere Reizung des Hautareals zu vermeiden."
Inhaltstoffe der Augencremes im Test meist sauber
Wir haben 21 Augencremes ins Labor geschickt und unter anderem auf hautreizende Substanzen untersuchen lassen. Außerdem haben wir die Hersteller um Wirksamkeitsbelege für ihre Anti-Aging-Versprechen gebeten.
Das Testergebnis: In Sachen Inhaltsstoffe ist ein Großteil der Cremes empfehlenswert. Die Wirkversprechen konnten die Hersteller aus unserer Sicht aber nicht glaubhaft belegen. Einige Produkte fallen auch wegen problematischer Inhaltsstoffe durch.
Die Rezeptur einer Augencreme im Test enthält laut Deklaration den Konservierungsstoff DMDM-Hydantoin, der bekannt dafür ist, Formaldehyd freizusetzen – was die Laboranalyse bestätigt. Formaldehyd ist ein krebsverdächtiger Stoff, der schon in geringen Mengen Schleimhäute reizt und Allergien auslösen kann. Über die Atemluft aufgenommen, gilt die Substanz als krebserregend.
Völlig absurd, einen solchen Konservierer ausgerechnet in Augencreme einzusetzen, noch dazu gegen Falten. Denn Formaldehyd lässt die Haut schneller altern. Und als wäre das nicht genug, enthält die Augencreme noch halogenorganische Verbindungen, PEG/PEG-Derivate und Silikone.
Parfümstoffe in Cremes können Haut stressen
Parfümstoffe können die Haut ganz schön stressen. Nicht umsonst sind zurzeit 26 allergene Duftstoffe laut EU-Kosmetikverordnung deklarationspflichtig. Darunter befindet sich auch das stark allergisierende Hydroxycitronellal, welches in einer Augencreme im Test steckt. Wer für die empfindliche Haut an den Augen auf Nummer sicher gehen will, greift lieber zu einer der unparfümierten Cremes im Test.
Allergien sind nicht das einzige Problem, das von Duftstoffen ausgeht. Butylphenyl Methylpropional, auch Lilial genannt, löst zwar verhältnismäßig selten Allergien aus, hat sich aber im Tierversuch als fortpflanzungsgefährdend erwiesen. Wir werten Lilial in einer getesteten Augencreme ab.
Augencremes: Wirkung nicht hinreichend belegt
Kein Anbieter hat hinreichend die versprochene Wirkung gegen Fältchen und Co. belegt oder bewiesen, dass die Creme gegenüber einem herkömmlichen Pflegeprodukt Vor- teile bietet. Viele haben uns Einblicke in ihre Studien verweigert. Sie berufen sich darauf, dass sie diese nur den Behörden vorlegen. Doch ohne Einsicht in konkrete, produktbezogene Studien können wir nicht nachvollziehen, wie das Produkt geprüft wurde.
Andere schickten zwar Studien, doch waren diese oft unvollständig. Oder die Produkte wurden nicht im Vergleich mit einer herkömmlichen Pflegecreme getestet, sondern nur gegen ein unbehandeltes Hautareal. Auch Studien, die auf rein subjektiven Beurteilungen der Probanden beruhen und nicht durch objektive Messdaten belegt werden, sind unserer Meinung nach wenig aussagekräftig. Wirkstoffbezogene Belege geben keine Auskunft darüber, wie sich ein Produkt in seiner fertigen Gesamtrezeptur verhält.
Lebensstil hat Auswirkungen auf Hautbild
Schon ab Mitte 20 gelten Frauen als Zielgruppe der Antifaltenindustrie. Professorin Ulrike Blume-Peytavi von der Berliner Charité hält zwar auch in diesem Alter eine gute Hautpflege, regelmäßiges Abschminken und UV-Schutz für unbedingt empfehlenswert. Allerdings seien Behandlungen mit Anti-Aging-Produkten übertrieben. Der Schwerpunkt solle auf Pflege und Prävention liegen. Ursachen bekämpfen statt Symptome. So gilt Sonneneinstrahlung als eine der Hauptursachen für vorzeitige Hautalterung. Wer schon in jungen Jahren, bevor sich die Falten überhaupt gebildet haben, sein Gesicht vor Sonne schützt, kann damit einiges bewirken.
Ein ungesunder Lebenswandel hingegen hat durchaus Auswirkungen auf die Haut: Wenig Schlaf, Stress, Rauchen und Alkohol schlagen sich im Hautbild nieder. Alkohol etwa entzieht dem Körper Wasser - die Austrockung macht sich schnell bemerkbar. Denn vor allem die dünne Haut um die Augen ist anfällig für Trockenheitsfältchen. Wer stattdessen viel Wasser trinkt und sich ausgewogen ernährt, tut dem Körper etwas Gutes. Die Hautpflege kommt so quasi von innen heraus. Doch auch der gesündeste Lebensstil kann die Zeit nicht anhalten. Ein kleiner Trost: Die Falten an der Augenpartie werden nicht umsonst Lachfältchen genannt. Wer an dieser Körperstelle "vom Leben gezeichnet" ist, kann mit Fug und Recht behaupten, dass er Spaß an selbigem hat. Und das kann doch eigentlich nichts Schlechtes sein.
Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin August 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Jahrbuch 2019 im Oktober 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
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