Oliven im Test: Die meisten kann man bedenkenlos essen

Ins Schwarze getroffen

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2011 | | Kategorie: Essen und Trinken | 08.10.2010

Unser Test zeigt, dass Sie die meisten Oliven sorglos genießen können.
Foto: Tsurukame Design/Shutterstock

Oliven gehören zu den südländischen Vorspeisen, wie bei uns die Butter aufs Brot. Aber auch hierzulande wird der salzige Snack gerne gegessen. Unser Test zeigt, dass Sie die meisten Oliven sorglos genießen können. Nur ein Produkt von Lidl und eine Bio-Marke fielen negativ auf.

Wir haben 24 Produkte – grüne und schwarze Oliven aus Spanien, Italien und Griechenland – ins Labor geschickt und auf Schadstoffe, Aussehen und Konsistenz untersuchen lassen.

ÖKO-TEST sieht schwarz bei Pestizidrückständen und Zusatzstoffen

Bis auf drei Ausreißer schneiden alle Produkte mit "sehr gut" und "gut" ab. Enttäuschend sind Pestizidrückstände ausgerechnet in Bio-Oliven von La Selva, bedenklich eine sehr hohe Menge an Zusatzstoffen in "geschwärzten" Oliven von Lidl.

Es hat uns schon ein wenig überrascht: Bis auf ein Produkt waren alle Oliven frei von Pestizidrückständen. Umso skandalöser, dass in La Selva Grüne Oliven in Salzlake gleich zwei Rückstände von Pestizidwirkstoffen steckten. Einmal ist die Menge zudem noch erhöht.



Oliven im Test enthalten zu viel Eisen – wegen unnötiger Färbung

In den Baresa Schwarze Oliven ohne Stein von Lidl fand das von uns beauftragte Labor auffällig viel Eisen. Die eigentlich grünen Oliven wurden mithilfe des Zusatzstoffes Eisen-II-gluconat geschwärzt, die dafür vorgesehene Menge aber möglicherweise überschritten – auch wenn man den natürlichen Eisengehalt der Oliven berücksichtigt. Da Menschen, die gerne Oliven essen, schon eine ordentliche Menge Eisen mit ihrem Lieblingssnack aufnehmen können, sollte der erlaubte Gehalt an dem Zusatzstoff unbedingt eingehalten werden.

Auch wenn die Höchstmenge an zugesetztem Eisen eingehalten wird, gibt es von uns Notenabzug. Schließlich bräuchte man die grünen, noch unreifen Oliven nur am Baum hängen zu lassen, damit sie schwarz werden. Die frühe Ernte erfolgt zum Beispiel, weil die Oliven noch fester und robuster sind und der Stein dann besser entfernt werden kann.

Dennoch dürfen sich solche von grün zu schwarz gefärbten Oliven ganz offiziell "Schwarze Oliven" nennen. Auch wenn der Gesetzgeber das bei verpackter Ware nicht vorschreibt: Der Klarheit halber wäre ein Hinweis "geschwärzt" in Verbindung mit dem Produktnamen ein deutlicher Hinweis für die Verbraucher, was sie eigentlich kaufen.

Weitere Mängel: Druckstellen, Stiele und herausgefallene Füllungen

Oliven sind ein Naturprodukt und können nicht immer makellos sein. Die eine oder andere Druckstelle, nicht entfernte Stiele oder herausgefallene Füllungen kommen vor, sollten aber ein gewisses Maß nicht überschreiten. Welches Maß, das legt der sogenannte Codex Alimentarius (lateinisch: Lebensmittelkodex) fest.

Acht Produkte erfüllten den Kodex für Oliven nicht. Sie wiesen entweder in einzelnen Kategorien oder in der Gesamtzahl zu viele Mängel auf.

Oliven im Test: Hersteller startet Rückruf

Die Firma La Selva führte aufgrund unser Daten selbst Rückstandsanalysen durch und fand einen von den zwei Pestizidwirkstoffen in zwei unterschiedlichen Chargen. Jetzt will La Selva in Zusammenarbeit mit den Lieferanten die Qualitätskontrolle prüfen und noch sicherer gestalten. Die belastete Ware wurde aus den Läden zurückgerufen.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin 8/2010 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2011 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: ÖKO-TEST hat schon oft Olivenöl getestet, schließlich werden 90 bis 95 Prozent der Olivenernte zu Öl verarbeitet und nur der kleine Rest wird als Oliven verzehrt. Nun testen wir zum ersten Mal die Oliven selbst. Deshalb wollten wir unseren Lesern eine bunte Vielfalt liefern: grüne, schwarze und geschwärzte Oliven, mit und ohne Stein, sowie mit Paprika gefüllte Oliven, die in Deutschland besonders beliebt sind.

Die Inhaltsstoffe: Da die von uns beauftragten Labore in vergangenen Tests selbst im Olivenöl noch Spuren von Pestizidrückständen nachgewiesen hatten, ließen wir auch die Oliven auf zirka 500 Wirkstoffe untersuchen, die gegen Insekten, Pilze und Unkraut eingesetzt werden. Die Olivenfliege kann beispielsweise die ganze Ernte bedrohen. Sie bohrt ein Loch in die Olive und legt ihre Eier dort ab, aus denen sich später Maden entwickeln. Doch die Gifte, die gegen Schädlinge wirken, können unter Umständen auch für die Gesundheit des Menschen problematisch sein.

Nicht alle schwarzen Oliven sind von Natur aus schwarz, zum Teil werden sie durch eine Behandlung mit Sauerstoff gefärbt. Das zugesetzte Eisensalz stabilisiert diese Farbe. Über den Zusatzstoff dürfen aber nicht mehr als 150 Milligramm Eisen pro Kilogramm in den Oliven landen. So schreibt es der Gesetzgeber vor. Das ließen wir überprüfen. Denn es gibt Hinweise darauf, dass ein Zuviel des eigentlich wichtigen Mineralstoffs gesundheitsschädlich sein kann.

Oliven sind salzig. Das gehört zu ihrer traditionellen Herstellung, denn ein Einlegen in Salzlake macht die Steinfrüchte erst genießbar und konserviert sie auch. Wir ließen den Salzgehalt messen, um die Unterschiede sichtbar zu machen. Ob in den Gläsern so viel drin ist wie draufsteht, das ist nach Prüfung des Abtropfgewichts schnell festgestellt.

Kalamata-Oliven aus Griechenland sind für ihr köstliches Aroma und wenig Bitterstoffe bekannt und entsprechend begehrt. Wir ließen gleich von zwei unterschiedlichen Laboren prüfen, ob die angegebene Herkunft wirklich stimmt. Dazu werden zahlreiche Daten von Kalamata-Oliven benötigt, die den Fingerabdruck der echten Ware ausmachen. Dazu zählen beispielsweise das Fettsäuremuster und der Stickstoffgehalt.

Darüber hinaus haben wir auch das Aussehen und die Konsistenz der Produkte überpüft. Denn das Auge isst schließlich mit. Um repräsentativ zu sein, begutachtete das von uns beauftragte Labor jeweils 100 Oliven aus unterschiedlichen Gläsern. Nicht mehr als 17 Prozent davon sollten Schönheitsfehler aufweisen.

Die Bewertung: Lebensmittel müssen vor allem schadstofffrei sein: deshalb bewerten wir Rückstände von Schadstoffen streng. Auch Zusatzstoffe wie Eisensalze können schädliche Wirkungen haben. Deshalb kann das Gesamturteil von einem Produkt mit einer sehr hohen Eisenmenge nur noch "mangelhaft" lauten. Eine Abwertung gibt es auch schon für den Zusatzstoff an sich, denn viele Verbraucher wissen nicht, dass Eisen-II-Gluconat aus grünen Oliven schwarze macht. Aussehen und Konsistenz der Oliven spielen in unserer Gesamtbewertung eine Rolle, die im Verhältnis zu den Inhaltsstoffen aber kleiner ist. Denn es handelt sich um Naturprodukte.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein sehr hoher Eisengehalt von 175 mg/kg, der den Verdacht nahelegt, das nach Abzug des natürlichen Eisengehalts der Wert von 150 mg/kg (gemäß Zusatzstoffzulassungsverordnung) überschritten sein könnte.

Zur Abwertung um jeweils eine Note führt: a) Der Zusatz von Eisen-II-Gluconat; b) der Gehalt eines Pestizids, der über 20 Prozent der gesetzlichen Rückstandshöchstmenge erreicht, wenn diese bei 0,05 mg/kg liegt (erhöht).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: a) Die im Codex Alimentarius festgehaltene Gesamttoleranz von 17 Prozent für Mängel wird überschritten (insgesamt viele Mängel), b) Pestizidrückstand über dem BNN-Orientierungswert für BioWare von 0,01 mg/kg. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe in der Verpackung; b) Die im Codex Alimentarius festgehaltene Toleranz für einen Prüfpunkt wird überschritten (Schäden, die das Fruchtfleisch beeinträchtigen; zu viele Oliven mit Stielen), falls nicht schon wegen "insgesamt viele Mängel" um zwei Noten abgewertet wurde. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.

Testmethoden

Pestizide: GC-MS-Screening: ASU L 00.00-34, LC-MS/MS-Screening: ASU L00.00-113.
Kochsalz in der Lake und in den Oliven: ASU L 07.00-5/1, modifiziert.
Prüfung nach Codex Alimentarius: Codex-Standard für Tafeloliven (Codex Stan 66 – 1981 (Rev. 1-1987) C IV-6, an jeweils 100 Oliven.
Überprüfung Herkunft Kalamata: 1. Daten der Fettsäure- und Triglyceridverteilung wurden chemometrisch mit vorhandenen Referenzwerten verglichen. 2. Bestimmung der mittleren Isotopenverhältnisse organischer Verbindungen mittels massenspektrometrischer Isotopenverhältnisanalyse.
PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe: Röntgenfluoreszenzanalyse. Steht bei Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Nachweisgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Einkauf der Testprodukte: Mai 2010.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin 8/2010 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2011 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheber- und leistungsschutzrechtlich geschützt. Sie dürfen ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in keiner Form (elektronisch) vervielfältigt, verbreitet, verwertet, öffentlich wiedergegeben oder zugänglich gemacht oder in Datenbanken aufgenommen sowie auf elektronischen Datenträgern gespeichert werden. Der Verlag behält sich die Nutzung der Beiträge iSv § 44b UrhG vor.  

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2011
ÖKO-TEST Jahrbuch für 2011