25 schwarze BHs im Test

Ab ins Körbchen!

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2010 | | Kategorie: Kosmetik und Mode | 05.10.2009

25 schwarze BHs im Test

Nichts ist schwerer, als einen passenden BH zu kaufen: Schätzungen zufolge liegt jede zweite Frau bei der Wahl ihrer BH-Größe völlig daneben. Falsch läuft offenbar auch einiges bei der BH-Herstellung. So fielen in unserem Test etliche Modelle durch problematische Farbstoffe auf - und durch. Doch es gibt auch Gutes für untendrunter.

Rund 50 Millionen BHs gingen 2008 in Deutschland über den Ladentisch, weiß die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung. Push-ups und auffällige Modelle sind zurzeit nicht so gefragt, hingegen besonders beliebt sind im Moment BHs, die sich unter dem Oberteil nicht abzeichnen.

Wir haben 25 schwarze Modelle in Geschäften und im Versandhandel gekauft und sie auf problematische Inhaltsstoffe und ihre Reibechtheit untersuchen lassen.

Das Testergebnis

Das Hauptproblem sind die Färbemittel in den BHs. Sechs von 25 Modellen weisen teils immense Mengen an Farbstoffen auf, die in Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen. Der Bügel-BH von KiK trieb es dabei im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spitze, denn er versteckte deutlich mehr als die gesetzlich erlaubten 30 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) p-Aminoazobenzol im Bündchen und im Träger.

Zinnorganische Verbindungen haben wir nur in wenigen Modellen gefunden - dafür aber teilweise in rauen Mengen. Die Stoffe werden zum Beispiel als Farb- und Kunststoffstabilisatoren eingesetzt und sind in der Umwelt nur schwer abbaubar. Schon kleine Mengen genügen, um das Immun- und Hormonsystem von Tieren - und wahrscheinlich auch von Menschen - zu beeinträchtigen. In Kleidung, die direkt auf der Haut getragen wird, haben solche Stoffe also nichts verloren.

Eine Disziplin, in der fast alle BHs mit "gut" oder "sehr gut" abgeschnitten haben, ist die Reibechtheit. Die Textilien hielten den Abriebtests wacker stand - bis auf drei Ausnahmen: Der Calida Bügel-BH, der Speidel Bügel-BH und das Modell von Naturhersteller Hess ließen ordentlich Farbe.

Wonderbras sollen für ein besonders beeindruckendes Dekolleté sorgen. Dies macht das Modell Wonderbra Transparent Line unter anderem mithilfe eines schmalen Kunststoffbündchens zwischen den Körbchen. Wahrscheinlich daraus stammt der Weichmacher Diethylhexylphthalat, der als fortpflanzungsgefährdend gilt. Deshalb ist er für Kinderspielzeug verboten. In Unterwäsche hat er unserer Meinung nach auch nichts zu suchen.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Die schwarzen BHs wurden im Januar und Februar 2009 eingekauft.

Problematische Inhaltsstoffe

Schwarze Farbe in Textilien hat es in sich. Darum waren wir gespannt auf die Ergebnisse unserer Farbstoffanalyse. Einige der analysierten Substanzen - etwa die aromatischen Amine Benzidin und p-Aminoazobenzol - sind EU-weit ab einer bestimmten Menge zum Färben von Textilien verboten, weil sie als krebserregend gelten. Bedenklich sind aber auch Dispersionsfarbstoffe, die die beauftragten Labore ebenfalls untersucht haben. In Textilien, die hauptsächlich aus Synthetik bestehen, kann freilich noch eine Menge mehr an Schadstoffen stecken. Zum Beispiel die problematischen zinnorganischen Verbindungen. Diethylhexylphthalat, ein weiterer Testparameter, ist ein Stoff, der dafür sorgt, dass Kunststoffe geschmeidig bleiben. Die phosphororganische Verbindung TBEP wird häufig als Flammschutzmittel eingesetzt, findet in dem BH aber wohl ebenfalls als Weichmacher Verwendung. Antimon wird zur Polyesterproduktion eingesetzt. Halogenorganische Verbindungen stammen vermutlich aus dem Färbeprozess, den die schwarzen BHs durchlaufen haben. Schließlich untersuchten die beauftragten Labore noch auf überflüssige optische Aufheller.

Praxisprüfung

Unsere Verbraucherberatung erreichen immer wieder Fragen rund um das Thema abfärbende Textilien: Schwarze BHs und weiße T-Shirts - kann das gut gehen? Dass wir bei unseren BH-Tests unbedingt auch die Reibechtheit mit unter die Lupe nehmen würden, war also schnell klar. Unser beauftragtes Labor war dabei nicht zaghaft: Es testete die BHs in trockenem und nassem Zustand sowie mit Alkoholzusatz. Letzteres sollte Deospuren simulieren - ein Problem, von dem unsere Leserinnen oft berichten.

Die Bewertung

Unser Gesamturteil setzt sich aus der Analyse der Inhaltsstoffe und der Prüfung der BHs auf Reibechtheit zusammen. Beide Ergebnisse sind ausschlaggebend für das Gesamturteil; das Hauptaugenmerk haben wir aber auf die Inhaltsstoffe gelegt. Wurden mehr als die gesetzlich erlaubten 30 mg/kg aromatische Amine gefunden und war das Produkt deshalb nicht verkehrsfähig, kann es nur "ungenügend" sein. Doch auch Produkte, die weiter verkauft werden dürfen, in der Inhaltsstoffbewertung aber von uns ein "ungenügend" bekommen, können im Gesamturteil nicht mehr besser abschneiden.

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