Waschlotionen und -gele für Babys: "Sehr gut" für 14 Produkte

Magazin März 2024: Spaghetti | Autor: Ann-Cathrin Witte/Heike Baier/Jil Eichhorn | Kategorie: Kinder und Familie | 18.03.2024

Im Test: 22 Waschlotionen und -gele für Babys.
Foto: ÖKO-TEST

Die meisten Baby-Waschprodukte im Test sind empfehlenswert. Ob sie notwendig sind, müssen Eltern selber entscheiden. Denn zum Sauberwerden reicht für Babys auch klares Wasser. 

  • Wir haben 22 Waschlotionen und -gele für Babys überprüft, darunter achtmal zertifizierte Naturkosmetik.
  • Eine große Anzahl von Produkten schneidet mit "sehr gut" ab.  
  • Aber: Wir üben Kritik an unerwünschten Stoffen wie PEG-Verbindungen und halogenorganischen Verbindungen. 

Babys sind eigentlich nicht schmutzig. Ihre Haut sondert noch wenig Talg oder Schweiß ab, sie wühlen noch nicht im Dreck und anstatt unangenehmer Gerüche verströmen sie nur ihren ganz einzigartigen, zauberhaften Babyduft. Naja – jedenfalls dann, wenn die Windel sauber ist.

Die Allerkleinsten muss man also nicht ständig baden, ein- bis zweimal die Woche genügt. Erst wenn ihr Aktionsradius größer wird oder sie beginnen, sich das erste "richtige" Essen in die Haare zu schmieren, braucht es vielleicht ab und zu einen Spritzer Waschlotion oder -gel im Badewasser.

Waschlotionen und -gele für Babys: Mehrzahl überzeugt

Doch wie steht es um die Inhaltsstoffe der Waschprodukte für Babys? Von 22 Waschlotionen und -gelen in unserem Test schneiden 14 mit "sehr gut" ab. Darunter auch günstigere Eigenmarken von Drogeriemärkten und vom Discounter.

Das Ergebnis ist erfreulich. Denn die Haut der Allerkleinsten ist noch sehr viel dünner als die erwachsener Menschen. Und weil ihr Säureschutzmantel noch nicht voll ausgereift ist, kann sie sich nicht so gut vor unerwünschten Fremdstoffen schützen.

Teilweise unerwünschte Stoffe in Baby-Waschprodukten

Leider sind nicht alle getesteten Waschprodukte frei von Problemstoffem. So sind wir auf PEG-Verbindungen gestoßen. Stoffe aus dieser Gruppe sorgen als sogenannte Tenside für die Reinigungswirkung, mitunter auch für einen schönen Schaum.

Doch unter den PEG-Verbindungen können sich auch Stoffe befinden, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. Deshalb stören sie uns in Pflegeprodukten – erst recht für die ohnehin schon dünne Babyhaut. Milder und hautfreundlicher reinigen Zuckertenside, die man auf der Liste der Inhaltsstoffe an Namen wie Coco-Glucoside oder Decyl-Glucoside erkennt.

Außerdem in der Kritik: Halogenorganische Verbindungen. Diese umfassen eine große Gruppe von Stoffen. Das Problem? Viele von ihnen können Allergien auslösen, fast alle reichern sich in der Umwelt an. 

Waschlotionen und -gele für Babys im Test: Jetzt Ergebnisse im ePaper lesen

Kritik an verwirrender Auslobung

Um das Vertrauen junger Eltern werben Hersteller mit einer Vielzahl von Auslobungen auf den Verpackungen der Testprodukte – von "dermatologisch getestet" bis "pH-hautneutral". Nicht alle Aussagen lassen wir durchgehen: Eine Waschlotion wirbt beispielsweise auf ihrer Frontseite damit, "essbar" zu sein. Was bitte sollen Eltern daraus schließen?

Eine solche Auslobung bei einer Waschlotion für Babys finden wir fragwürdig, denn sie stiftet nur Verwirrung. Auch wenn der Hersteller auf der Rückseite seiner Tube darauf hinweist, dass sein Produkt kein Lebensmittel sei und nicht verzehrt werden solle.

Was verbirgt sich hinter diesen Auslobungen?

Kommen wir zu Auslobungen, die Eltern häufiger ins Auge fallen. Was bedeuten diese? 

  • "pH-hautneutral": Mit dieser Auslobung versichert der Anbieter, dass die Waschlotion dem leicht sauren pH-Wert der Haut von 5,5 entspricht. Schaden kann das sicher nicht. Wie wichtig es allerdings für Babyhaut ist oder ob sie – ähnlich der von Erwachsenen – ihren pH-Wert nach einem Bad schnell wieder regulieren kann, ist noch nicht ausreichend erforscht.
  • "Ohne Tränen": Waschprodukte mit diesem Slogan sollen weniger zwicken, wenn mal was ins Auge geht. Das erreichen die Hersteller nach eigenen Angaben etwa durch den Einsatz von Tensiden mit geringem Reizpotential für die Augen – beispielsweise Zuckertenside oder Sodium Cocoyl Glutamate.
  • "Allergikerfreundlich": Weil der Begriff nicht gesetzlich definiert ist, sollten Hersteller besser dazu schreiben, nach wessen Kriterien sie sich richten: Der Deutsche Allergie- und Asthmabund schließt für Kosmetik bestimmte Tenside, Konservierungs- und Farbstoffe sowie alle Duftstoffe aus. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) verbietet Parfüm nicht grundsätzlich, 26 Duftstoffe mit allergenem Potenzial müssen allerdings unterhalb eines allergieauslösenden Schwellenwerts liegen. Bestimmte Konservierungsstoffe sind komplett verboten.
Weniger ist mehr: Babywaschlotionen und - gele können zum Beispiel als Spritzer ins Badewasser gegeben werden.
Weniger ist mehr: Babywaschlotionen und - gele können zum Beispiel als Spritzer ins Badewasser gegeben werden. (Foto: Natee K Jindakum/Shutterstock )

Keine synthetische Polymere in Baby-Waschprodukten

Noch zwei gute Nachrichten zum Schluss: Kein einziges Waschprodukt enthält (mehr) synthetische Polymere. Und wir fanden darin auch keine bedenklichen Duftstoffe.

Zwei Drittel der Produkte sind zwar parfümiert, doch bei der Analyse lagen die Gehalte an allergenen Duftstoffen weit unterhalb der Schwelle, ab der wir diese normalerweise in der Test-Tabelle angeben. Die Hersteller parfümieren also offenbar zurückhaltend, und das ist gut so. Denn eigentlich duften Babys ja ohnehin besser als jedes Parfüm.

Tipps für das Babybad

Wir haben drei Tipps: 

  1. Baby-Waschlotion oder Baby-Waschgel sanft auftragen und danach gut abspülen. Oder ein paar Spritzer ins Badewasser geben.
  2. Tägliches Baden trocknet die empfindliche Babyhaut aus. In den ersten drei Monaten reicht einmal pro Woche, danach ein bis zweimal.

  3. Am Anfang reichen zehn Minuten in der Badewanne aus. Mit zunehmendem Alter spricht nichts gegen ein längeres Bad.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 22 Waschgele und -lotionen speziell für Babys bzw. Babys und Kinder in Apotheken, Drogerien, (Bio-)Supermärkten und online eingekauft. Bei acht Produkten handelt es sich um zertifizierte Naturkosmetik. Die Preise rangierten zwischen 98 Cent und 7,13 Euro pro 200 Milliliter.

Spezialisierte Labore analysierten die Produkte für uns auf Formaldehyd/-abspalter, halogenorganische Verbindungen und bedenkliche Duftstoffe. Anhand der Deklarationen haben wir geschaut, ob sie PEG/PEG-Derivate, Paraffine, bedenkliche Konservierungsstoffe, Silikone oder andere synthetische Polymere enthalten. Schließlich überprüften wir auch, ob die Anbieter ihre Produkte als "klimaneutral" ausloben, ohne dies näher zu erklären, und baten sie um Nachweise für den Einsatz von Post Consumer Rezyklat (PCR) in ihren Flaschen und Tuben aus Plastik.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gemessener Gehalt von mehr als 1,0 mg/kg halogenorganische Verbindungen. Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um eine Note: PEG/PEG-Derivate.

Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um jeweils eine Note: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage; b) Werbung mit Klimaneutralität, CO₂-Neutralität oder einer missverständlichen CO₂-Bilanz ohne ausreichende Information dazu auf dem Produkt; c) Auslobung "essbar" auf der Vorderseite eines Kosmetikprodukts, wobei auf der Rückseite steht: "Alle Inhaltsstoffe werden unter Einhaltung von Lebensmittelstandards ausgewählt. Trotzdem ist unser Produkt kein Lebensmittel und sollte nicht verzehrt werden."

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS
Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS; nach Zugabe von Wasser und organischem Lösungsmittel werden die Allergene durch Flüssig-Flüssig-Extraktion aus den Proben extrahiert. Ein Aliquot des organischen Extrakts wird mit GC-MS analysiert.
Formaldehyd/-abspalter: Bestimmung mittels Fotometrie nach saurer Wasserdampfdestillation und Derivatisierung.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenextraktion (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.

Einkauf der Testprodukte: November-Dezember 2023

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