Aftershave-Test: Manche Balsame muten der Haut einiges zu

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2024 | Autor: Vanessa Christa/Annette Dohrmann/Cordula Posdorf | Kategorie: Kosmetik und Mode | 12.10.2023

Aftershave im Test: Welche Balsame sind am besten?
Foto: ÖKO-TEST

Ein Aftershave-Balsam soll die gestresste Haut nach der Rasur beruhigen und bestenfalls nicht mit bedenklichen Stoffen belasten. Wir haben 26 solcher Pflegeprodukte im Labor untersuchen lassen. Tun Aftershave-Balsame der Haut wirklich nur Gutes?

  • Im Test: 26 Aftershave-Balsame, darunter sechs zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Viele Aftershave-Balsame tragen die Auslobung "sensitiv". Das teuerste Produkt kostet 40 Euro/100 Milliliter, die günstigsten 2,35 Euro/100 Milliliter.
  • 16 Aftershave-Balsame schneiden mit Bestnote ab. 
  • Die Schlusslichter fallen aufgrund kritischer Substanzen wie Duft- und Konservierungsstoffen negativ auf.
  • Erfreulich: Etliche Balsame sind frei von umweltbelastenden Kunststoffverbindungen.

    Aktualisiert am 07.11.2023 | Eine Rasur bedeutet Stress für die Haut. Die Klingen fügen ihr jedes Mal winzige Verletzungen zu, die Haut reagiert gereizt, mit juckenden oder brennenden Rötungen.

    Aftershave-Balsame sollen Abhilfe schaffen. Sie enthalten daher meist beruhigende, entzündungshemmende Stoffe wie Aloe vera, Panthenol, Kamille, Bisabolol oder Allantoin. In vielen Balsamen stecken darüber hinaus pflanzliche Öle und Fette wie Sonnenblumen-, Sesam- oder Mandelöl sowie Shea- oder Kakaobutter.

    Klassisches Rasierwasser dagegen basiert auf Alkohol. Das brennt erst mal selbst, bevor es kühlt. Gerade für empfindliche Haut mag Aftershave-Balsam daher die sanftere Lösung sein.

    Aftershave-Test: Wenig hautfreundliche Stoffe entdeckt

    Doch wie gut schneiden die Aftershave-Balsame in unserem Test ab? Wir schickten 26 Produkte zur Untersuchung in verschiedene Labore. 

    • Eine Stoffgruppe, die wir häufig in Kosmetika bemängeln, findet sich auch in drei Aftershave-Balsamen im Test: PEG-Verbindungen. Die Abkürzung steht für Polyethylenglykol. Diese Stoffe verbinden als Emulgatoren Wasser und Fett, können aber die nach der Rasur ohnehin strapazierte Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
    Nach der Rasur kann die Haut brennen und jucken: Mit einem Aftershave-Balsam soll das nicht passieren.
    Nach der Rasur kann die Haut brennen und jucken: Mit einem Aftershave-Balsam soll das nicht passieren. (Foto: Crime Art/Shutterstock)
    • Zudem beanstanden wir Diethylphthalat (DEP). In Kosmetika wird der Stoff unter anderem zur Vergällung von Alkohol eingesetzt. Aktuell prüft die Europäische Chemikalienagentur ECHA diesen Stoff wegen des Verdachts auf hormonelle Wirksamkeit. Solange es keine gesicherten Erkenntnisse gibt, werten wir DEP aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes ab.
    • In einem Produkt sind wir auf den Konservierungsstoff Chlorphenesin gestoßen – eine halogenorganische Substanz, die zu Hautirritationen führen kann.
    • Was aus unserer Sicht ebenfalls nichts in Kosmetik zu suchen hat: Dimethicone. Dabei handelt es sich um künstlich hergestellte Silikone. Dadurch fühlt sich die Haut zwar glatt an, diese Silikone integrieren sich aber nicht so gut in deren Gleichgewicht wie natürliche Öle und Fette.

    Bedenkliche Duftstoffe in Aftershave-Balsamen

    Was ist außerdem aufgefallen? Bis auf vier Produkte sind alle untersuchten Aftershave-Balsame mit Parfüm oder ätherischen Ölen versetzt. Drei Duftstoffe betrachten wir als problematisch.

    Celestolide (ADBI) gehört zu den polyzyklischen Moschusverbindungen, die sich im menschlichen Fettgewebe anreichern. Isoeugenol und Hydroxycitronellal, zwei deklarationspflichtige Duftstoffe, lösen vergleichsweise häufig Allergien aus.

    Aftershave-Balsame im Test: Alle Ergebnisse im ePaper

    Flüssigplastik und unnötiger Verpackungsmüll 

    Eine vermeidbare Belastung für die Umwelt sind synthetische Polymere, die wir in sieben Aftershaves unter den Weiteren Mängeln abwerten. Dabei handelt es sich um Flüssigplastik, das beispielsweise eingesetzt wird, um den Balsamen eine bestimmte Konsistenz zu verleihen. Die Kunststoffverbindungen gelangen jedoch übers Abwasser in die Natur – mit welchen Folgen ist bislang unzureichend erforscht.

    Ebenfalls aus Umweltgründen bemängeln wir, wenn uns Hersteller nicht nachweisen konnten, dass ihre Plastikverpackungen zu mindestens 30 Prozent aus Post-Consumer-Rezyklat (PCR), also recycelten Kunststoffen aus der Wertstofftonne, bestehen. Den Nachweis über den Einsatz von mehr als 30 Prozent PCR erbrachten nur vier Hersteller.

    Aftershave-Balsam: Die Testergebnisse in der Übersicht

    • Wer empfindliche Haut hat, kann aus 16 "sehr guten" Aftershave-Balsamen wählen. Sie sind milder als klassisch scharfe Rasierwässer mit viel Alkohol.
    • Für zertifizierte Naturkosmetik sind Kunststoffverbindungen ohnehin tabu. Doch auch etliche konventionelle Produkte in diesem Test sind erfreulicherweise frei von den umweltbelastenden Substanzen.
    • Auffällig: Ausgerechnet bekannte Marken fallen durch den Test. Hier können Sie das ePaper mit den Testergebnissen kaufen: Aftershave-Balsame im Test

    Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 10/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

    Weiterlesen auf oekotest.de

    Wir haben diese Produkte für Sie getestet

    Testverfahren

    Im Test sind 26 Aftershave-Balsame, darunter auch sechs zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Viele Balsame tragen die Auslobung "sensitiv". Eingekauft haben wir sie in Drogerien, (Bio-) Supermärkten, Discountern oder übers Internet. 100 Milliliter des teuersten Aftershave-Balsams kosten 40 Euro, für die gleiche Menge der günstigsten Produkte haben wir 2,35 Euro gezahlt.

    Wir haben alle Aftershaves für Analysen in verschiedene Labore geschickt. Eines davon untersuchte die Produkte auf allergieauslösende Duftstoffe, problematische Moschusverbindungen sowie auf Diethylphthalat, das als Vergällungsmittel für Alkohol oder als Trägerstoff für Duftstoffe eingesetzt wird.

    Darüber hinaus ließen wir alle Produkte auf Formaldehyd/ -abspalter sowie auf halogenorganische Verbindungen prüfen. Viele Vertreter dieser großen Gruppe von Stoffen gelten als allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an. Andere aus unserer Sicht kritische Kosmetikinhaltsstoffe, wie Emulgatoren aus der Gruppe der PEG/PEG-Derivate, Silikone oder synthetische Polymere, müssen die Hersteller eindeutig in der INCI-Deklaration auf der Verpackung auflisten. Wir haben anhand dieser Verpackungsangaben erhoben, welche dieser Stoffe die Anbieter in ihren Aftershave-Balsamen einsetzen.

    Darüber hinaus wollten wir von den Anbietern wissen, ob sie für Plastikverpackungen nennenswerte Anteile an Recyclingmaterial verwenden und baten sie um entsprechende Belege. Außerdem ließen wir die Verpackungen im Labor auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen checken, die ein Umweltproblem darstellen. Überflüssige Umkartons, die kein Glas schützen, wirken sich negativ auf das Testergebnis Weitere Mängel aus.

    Bewertungslegende

    Produkte mit dem gleichen Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

    Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) halogenorganische Verbindungen (hier: Chlorphenesin); b) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Celestolide/ADBI; in der Tabelle "künstlicher Moschusduft"); c) PEG/PEG-Derivate; d) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Isoeugenol). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Hydroxycitronellal), wenn nicht schon wegen Isoeugenol um zwei Noten abgewertet wurde; b) ein gemessener Gehalt von mehr als 100 mg/kg DEP; c) mehr als 1 Prozent Silikonverbindungen und/oder Paraffine/künstliche paraffinartige Stoffe.

    Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: Silikone (hier: Dimethicone), wenn nicht schon wegen Silikonen unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe abgewertet wurde, und/oder weitere synthetische Polymere als Kunststoffverbindungen (hier: Acryl- und/oder Methacryl (Co- und Cross-)Polymere). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung oder keine Angabe hierzu oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu; b) ein Umkarton, der kein Glas schützt.

    Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

    Testmethoden

    Deklarationspflichtige Duftstoffe: Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS.
    Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
    Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenextraktion (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
    Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
    PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.
    Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.

    Einkauf der Testprodukte: Juni – Juli 2023

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