Vollkorntoast-Test: Welche Scheiben ruhig auf dem Teller landen dürfen

Magazin September 2025: Marmelade | Autor: Lisa-Marie Karl/Annette Dohrmann/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 28.08.2025

Vollkorntoast im Test: Wir haben 17 Produkte überprüft.
Foto: Nataliya Schmidt/Shutterstock

Vollkorntoast enthält doppelt bis dreimal so viele Ballaststoffe wie Buttertoast – und sorgt damit für eine längere Sättigung. Doch überzeugt die Vollkornvariante auch in Laboranalyse oder stecken Problemstoffe drin? Zwei Marken schneiden mit Bestnote ab.

  • 17 Vollkorntoast- beziehungsweise Sandwichbrote auf Basis von Weizenmehl, darunter fünf Produkte aus ökologischer Landwirtschaft.
  • Zwei schneiden mit Bestnote ab, sechs weitere sind immerhin "gut". 
  • Wir kritisieren vor allem Pestizidrückstände und Zucker bzw. andere Süßmacher. 
  • Tipp: Um den Acrylamidgehalt möglichst gering zu halten, sollten Sie die Scheiben nicht zu dunkel toasten.

Labbrig und in Sachen Nährstoffgehalt bestenfalls "na ja": Vom Image eines gesunden Lebensmittels ist Toastbrot weit entfernt. Dennoch sind die vorgeschnittenen Vierkant-Scheiben ziemlich praktisch und äußerst beliebt: ob als knusprig geröstete Unterlage für süße Aufstriche oder als Hülle für herzhafte Sandwiches.

Wie beliebt, zeigen Zahlen des Zentralverbands des Bäckerhandwerks aus dem vergangenen Jahr: Da war Toastbrot hierzulande mit gut 28 Prozent die meistverkaufte Brotsorte – vor Misch- und Mehrkornbrot. Ob sich die Toastbrotliebe der Deutschen auch auf die Vollkorn-Variante bezieht, geht aus der Umfrage zwar nicht hervor.

Vollkorntoast im Test: Wie steht es um Schadstoffe? 

Wir jedenfalls haben uns für diesen Test für die als gesünder geltende Version mit Vollkornmehl entschieden. Und können im Anschluss sogar ein bisschen Imagepflege betreiben. Denn mit durchschnittlich 6 Gramm pro 100 Gramm liefern die Vollkornscheiben allemal mehr Ballaststoffe als herkömmlicher Buttertoast. Damit gelten fast alle Produkte im Test offiziell als "ballaststoffreich".

Abgesehen davon dürfte Toastfans aber vor allem freuen, was NICHT in den Kastenbroten steckt. 

  • Das Labor hat weder nennenswerte Gehalte an getreidetypischen Schimmelpilzgiften nachgewiesen noch abwertungsrelevante Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen.

  • Auch die gemessenen Blei- und Cadmiumwerte erwiesen sich als unproblematisch. Die giftigen Schwermetalle kommen natürlicherweise im Boden vor, werden von der Pflanze aufgenommen und können sich im Körper anreichern.

  • Ebenfalls keinen Anlass für Bedenken gab die Analyse der Acrylamidgehalte, für die das Labor die Scheiben zuvor einheitlich auf Stufe 3,5 goldbraun getoastet hatte. Acrylamid entsteht beim Erhitzen stärkehaltiger Lebensmittel, etwa beim Grillen, Braten oder eben beim Rösten von Toastbrot.

    Im Tierversuch hat es sich als krebserregend und erbgutschädigend erwiesen. Sehr wahrscheinlich lassen sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen. Wie viel Acrylamid sich tatsächlich bildet, hängt neben dem Gehalt an Zucker und der im Getreide vorkommenden Aminosäure Asparagin auch vom Rösten selbst ab: je stärker und dunkler, desto mehr. Wie gesund so ein Toast ist, kann also zumindest an dieser Stelle jeder selbst beeinflussen.

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Pestizidrückstände in Vollkorntoast 

Damit das hier aber nicht zur Werbeveranstaltung für die weichen Weizenscheiben wird, kommen nun unsere Kritikpunkte auf den Tisch. Angefangen mit der Pestizidbelastung – wobei es auch da eine positive Überraschung gab, denn in keinem der Vollkorntoastbrote wies das Labor das umstrittene Spritzmittel Glyphosat nach. Dafür fanden sich Rückstände anderer Pestizide.

Es handelt sich zwar in allen Fällen um Spurengehalte, die in der Regel kein akutes Gesundheitsrisiko darstellen. Allerdings ist ungeklärt, wie sich die Kombination mehrerer Wirkstoffe auf den Organismus auswirkt, daher werten wir Mehrfachrückstände ab. Sechsmal kritisieren wir darüber hinaus das besonders bedenkliche Insektizid Deltamethrin. Es ist stark bienengiftig und als wahrscheinlich krebserregend und fortpflanzungsschädigend eingestuft.

Zucker und andere Süßmacher in der Kritik 

Im Gegensatz dazu wirkt unsere nächste Abwertung wie Nörgeln auf hohem Niveau: Die meisten Hersteller im Test greifen für die Produktion ihrer Toastbrote zu Zucker oder anderen Süßmachern. Zur Geschmacksabrundung und vermutlich, um die enthaltene Hefe schneller auf Touren zu bringen und deren Gärung zu unterstützen. So geht der Teig besser auf und wird schön fluffig.

Ziemlich praktisch also – einerseits. Andererseits verursacht Zucker Karies und erhöht das Risiko für Übergewicht. Grund genug, den Zusatz von Zucker möglichst zu reduzieren. Erst recht in Lebensmitteln wie Toastbrot, die man unter Umständen täglich isst.

Wir sehen süßende Zutaten wie Invertzucker-, Reis-Gerstenmalzsirup und (Rohrohr-)Zucker aber noch aus einem weiteren Grund kritisch. Denn sie verleihen unter Umständen den Broten eine dunklere Farbe, was den Anschein eines höheren Vollkornanteils erwecken kann.

Die Hilfsmittelchen machen in diesem Test dann auch den Unterschied: Es gibt Vollkorntoasts, die erfreulicherweise ganz darauf verzichten.

Warum ÖKO-TEST zu viel Salz kritisiert 

Minuspunkte verteilen wir auch, wenn ein Vollkorntoast zu viel Salz enthält. Denn zu hohe Salzgehalte im Essen sind ein Risikofaktor für Bluthochdruck und daraus folgende Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In Finnland muss frisches Brot einen Warnhinweis tragen, wenn es mehr als 1,2 Gramm Salz pro 100 Gramm enthält. Daran orientieren wir uns und werten ab, wenn der deklarierte Salzgehalt über diesem Wert liegt.  

Vollkorntoast: Ein Blick in die Zutatenliste 

Was neben Vollkornmehl, Wasser, Hefe und Salz häufig noch in den Toastbroten steckt:

Pflanzliche Öle

Eine kleine Menge Öl im Teig vergrößert das Volumen, macht das Innere des Toastbrotes weicher, saftiger, sodass es länger frisch bleibt. Die Produkte im Test enthalten meist Rapsöl, vereinzelt auch Sonnenblumen- oder Olivenöl.

Sauerteig

Gut die Hälfte der getesteten Vollkorntoasts deklariert Sauerteig – das natürliche Triebmittel aus Wasser, Mehl und Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien macht Brot lockerer, aromatischer und bekömmlicher. Die Säure sorgt zudem für längere Haltbarkeit.

Natriumacetat

Fast alle konventionell hergestellten Vollkorntoastbrote enthalten Natriumacetat. Der Zusatzstoff wird als Säureregulator eingesetzt, hat aber zugleich eine konservierende Wirkung – muss jedoch nicht als Konservierungsstoff deklariert werden. Bio-Hersteller greifen oft auf Apfelsäure zurück.

Alkohol

Alkohol kann in Lebensmitteln als Geschmacksgeber fungieren, hat konservierende Eigenschaften oder wird als Trennmittel eingesetzt. Auch können Backwaren in geringen Konzentrationen damit behandelt sein, um Frische und Haltbarkeit zu verlängern. Vier Bio-Anbieter im Test deklarieren Ethanol bzw. Ethylalkohol.

Weiterlesen auf oekotest.de: 

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

In diesem Test: 17 Vollkorn-Toast- beziehungsweise Sandwichbrote auf Basis von Weizenmehl, darunter fünf Produkte aus ökologischer Landwirtschaft. Wir haben die Brote in Discountern und (Bio-)Supermärkten gekauft und dafür – einheitlich umgerechnet auf 500 Gramm – zwischen 0,79 Euro und 4,15 Euro bezahlt.

In spezialisierten Laboren ließen wir alle Toastbrote umfangreich analysieren, unter anderen auf ein breites Spektrum von Pestiziden, darunter Glyphosat und die Wachstumsregulatoren Chlormequat und Mepiquat. Darüber hinaus unterzog das beauftragte Labor alle Produkte einer Untersuchung auf Mineralölbestandteile wie ungesättigte (MOSH/MOSH-Analoge) und aromatische (MOAH) Kohlenwasserstoffe.

Weiterer Teil des Prüfschemas: verschiedene typischerweise in Getreide vorkommende Schimmelpilzgifte wie Deoxynivalenol (DON), Zearalenon (ZEA), Ochratoxin A (OTA) sowie T-2- und HT-2-Toxine. Zudem Analysen auf die Schwermetalle Cadmium und Blei, die mikrobiologische Qualität der abgepackten Produkte am Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) sowie auf krebsverdächtiges Acrylamid, das unter hohen Temperaturen beim Rösten und Braten stärkehaltiger Lebensmittel entsteht. Acrylamid untersuchte das beauftragte Labor anhand der zuvor auf Stufe 3,5 goldbraun getoasteten Brotscheiben. Darüber hinaus ließen wir den Salzgehalt der Vollkorntoastbrote bestimmen und prüften, ob sich Abweichungen vom deklarierten Gehalt innerhalb der lebensmittelrechtlich zulässigen Toleranzen bewegen.

Per Deklaration erfassten wir neben dem Salz- und Ballaststoffgehalt auch, ob den Toastbroten (natürliche) Aromen sowie färbende oder süßende Zutaten zugesetzt sind und ob Umweltauslobungen ohne ausreichende Informationen abgedruckt sind. Einige Hersteller loben ihre Toastbrote als "reich an Ballaststoffen" bzw. "ballaststoffreich" aus – dies prüften wir nach den Kriterien der Health-Claims-Verordnung. Zudem überprüften wir den auf etlichen Toastbroten ausgelobte Nutri Score.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret
benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen
Testmethode. Bei Richt- und Orientierungswerten handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die
eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) ein deklarierter Salzgehalt von mehr als 1,2 g/100 g. Dies entspricht dem Schwellenwert für einen Warnhinweis bei hohem Salzgehalt von frischem Brot in Finnland; b) ein bis zwei besonders bedenkliche Pestizide in Gehalten von jeweils mehr als 0,010 mg/kg. Dabei orientieren wir uns an der Liste der hochgefährlichen Pestizide des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN), Stand 12/2024, insbesondere der in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als sehr bienentoxisch oder sehr bioakkumulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten genannten Stoffe sowie an wissenschaftlichen Erkenntnissen, Einstufungen von Pestiziden in der EU-Datenbank oder CLP-Verordnung als kanzerogen oder reproduktionstoxisch (hier: Deltamethrin); c) ein Mehrfachrückstand von zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern; d) Zutaten, die eine färbende und/oder süßende Eigenschaft haben.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe.

Testmethoden 

Mineralölbestandteile: nach ISO 20122:2024-04 mod.; die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix; Messung mittels LC-GC/FID (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Natrium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung nach ASU L 00.00-144:2019-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Salzäquivalente: berechnet gemäß LMIV nach der Formel: Salz = Natrium × 2,5.

Blei/Cadmium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014. Messung mit ICP-MS nach DIN EN 15763:2010-04 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Acrylamid: LC-MS/MS. Die Analyse erfolgte aus den "goldbraun" getoasteten Proben. Die Proben wurden auf Stufe 3,5 in einem handelsüblichen, vorgeheizten Toaster getoastet. (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).            

Mykotoxine/Glyphosat: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662:2018-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).   

Chlormequat/Mepiquat: nach ASU L 00.00-76:2008-12 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).     

Gesamtkeimzahl, aerob: nach DIN EN ISO 4833-2:2022-05.

Schimmelpilze: nach ISO 21527-1:2008-07.

Escherichia coli: nach ASU L 00.00-132/1:2021-03. 

Einkauf der Testprodukte: Mai–Juni 2025

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