- Im Test: zehn gekühlte und zwei tiefgekühlte Maultaschen mit Fleischfüllung. Vier Produkte tragen eine Bio-Zertifizierung. Pro 250 Gramm zahlten wir zwischen 1,24 und 6,27 Euro.
- Nur drei Produkte schneiden mit der Note "gut" ab. Sechs Maultaschen fallen durch den Test.
- Kritik gibt es für zu hohe Salzgehalte und Rückstände von Pestiziden, darunter auch von besonders bedenklichen Spritzgiften.
- Minuspunkte verteilen wir außerdem für Fleisch aus Haltungsform 1 und Eier aus Bodenhaltung – fehlende Angaben dazu auf den Verpackungen werten wir ebenfalls ab.
Ein schwäbischer Mönch stand einmal vor einem Dilemma: In der Fastenzeit war Fleisch eigentlich tabu – "verkomme lasse" wollte er es aber auch nicht. Um es vor den Augen Gottes zu verbergen, versteckte er es gemeinsam mit Gemüse in Nudeltaschen und servierte es seinen Brüdern im Kloster Maulbrunn als Fastenspeise – so soll zumindest einer gern erzählten schwäbischen Legende nach das "Herrgottsb’scheißerle" entstanden sein, im Rest von Deutschland besser bekannt als Maultasche.
Heute gibt es das schwäbische Nationalgericht gefüllt und vorgekocht deutschlandweit aus dem Kühl- und Tiefkühlregal. Was versteckt sich außer Fleisch und Gemüse noch in den Maultaschen?
Bürger, Rewe & Co.: Maultaschen im Test
Um das herauszufinden, haben wir zwölf Maultaschen eingekauft und im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis: Nur drei Produkte können wir mit der Note "gut" empfehlen. Die Hälfte der Maultaschen im Test bewerten wir mit "ungenügend" oder "mangelhaft".

In vielen Maultaschen stecken Pestizidrückstände
Ein großer Kritikpunkt sind Pestizidspuren. Diese hat das von uns beauftragte in den meisten Maultaschen im Test gefunden. Auch wenn die gemessenen Gehalte nicht als akut giftig gelten, ist die Wechselwirkung mehrerer Spritzmittelspuren noch nicht ausreichend erforscht.
Eine Studie stellte beispielsweise kürzlich einen Zusammenhang zwischen Mehrfachrückständen und Parkinson-Erkrankungen fest. Wir werten daher ab zwei Spuren ab.
Labor stößt auf besonders bedenkliche Pestizide
Für Pestizide, die wir als besonders bedenklich einordnen, gibt es weitere Notenabzüge. So haben die Laborexperten Spuren von Glyphosat und Lambda-Cyhalothrin nachgewiesen.
Der Unkrautvernichter Glyphosat fördert nachweislich den Verlust von Biodiversität, und auch der Verdacht auf eine krebserregende Wirkung ist noch nicht abschließend ausgeräumt. So schätzt die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) den Wirkstoff als wahrscheinlich krebserregend ein, die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) wiederum nicht.
Das Insektizid Lambda-Cyhalothrin stufen wir als besonders bedenklich ein, weil es giftig für Säugetiere, Wasserorganismen und Bienen ist.
Kritik an salzigen Maultaschen
Kritisch sehen wir es außerdem, wenn Maultaschen zu salzig sind. Salz kann bei empfindlichen Menschen den Blutdruck erhöhen.
Wir orientieren uns bei unserer Bewertung an den finnischen Kennzeichnungsvorgaben. Je nach Produktart müssen Lebensmittel dort ab bestimmten Salzgehalten Warnhinweise tragen – bei Fertig- und Halbfertiggerichten über 1,1 Prozent. Da wir Maultaschen zu dieser Produktart zählen, werten wir mehr als 1,1 Gramm Salz pro 100 Gramm ab.
Wir werten es zudem ab, wenn ein Hersteller Diphosphate als Stabilisatoren einsetzt. Denn eine zu hohe Phosphataufnahme kann den Nieren schaden.
"Erhöhte" Keimzahl in Maultaschen nachgewiesen
Und damit nicht genug: In vereinzelten Fällen hat das Labor am Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums eine Gesamtkeimzahl gemessen, die wir als "erhöht" einordnen.
Das kann zum Beispiel ein Anzeichen für mangelnde Hygiene in der Produktion oder ein Hinweis dafür sein, dass das Produkt langsam beginnt, zu verderben. Ein Problem für die Gesundheit muss eine erhöhte Gesamtkeimzahl nicht gleich sein: Krank machende Keime wie E.coli-Bakterien, Listerien oder Salmonellen waren in keinem Produkt nachweisbar.
Fleisch stammt meist aus Haltungsstufe 1
Wenn Hersteller Fleisch und Eier für ihre Maultaschen verwenden, dann ist es unserer Ansicht nach das Mindeste, dass sie dafür sorgen, dass die Tiere artgerecht gehalten wurden – und die Verbraucherinnen und Verbraucher auf der Verpackung über die Haltungsform informiert werden.
Auch wenn die Angabe auf der Verpackung bei den Maultaschen nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, bemängeln wir es, wenn sie fehlt. Auf Nachfrage teilten uns die meisten Hersteller mit, dass die Schweine im oder unter anderem im Stall gehalten wurden, was der niedrigsten Haltungsstufe 1 und damit der gesetzlichen Mindestanforderung an Schweinehaltung entspricht.
Nicht einmal ein Quadratmeter Platz zum Leben steht einem Schwein laut dieser Mindestanforderung zu – im geschlossenen Stall, ohne Tageslicht und Frischluft.
Eier aus Bodenhaltung: Das geht besser
Was die Eier angeht, geben die Hersteller fünf konventioneller Produkte Bodenhaltung auf der Verpackung an. Das ist zwar transparent für die Verbraucherinnen und Verbraucher; den Hennen hilft das aber nicht. Denn Bodenhaltung bedeutet für sie meist ein Leben auf extrem kleinem Raum, ohne Freilauf und nennenswertes Tageslicht.
Für den Einsatz von Eiern aus Bodenhaltung verteilen wir Minuspunkte. Auf Nachfrage teilten uns auch die restlichen Hersteller der konventionellen Maultaschen mit, dass die Hennen in Bodenhaltung gehalten wurden.
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