TK-Spinat: Schwermetalle, Nitrit und Pestizide verderben den Appetit

Magazin Juli 2025: Schmerzsalbe | Autor: Lisa-Marie Karl/Marieke Mariani/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 31.07.2025

TK-Rahmspinat im Test: Wir haben 22 Produkte getestet.
Foto: New Africa/Shutterstock

Spinat gilt als vitaminreich und gesund. Leider können wir nach unserem Test nur vier Tiefkühl-Rahmspinate mit Bestnote empfehlen. Viele Produkte enthalten problematische Stoffe, die teils natürlich im Boden vorkommen und teils vom Menschen eingetragen werden. Über die Wurzeln werden diese von den Pflanzen aufgenommen. 

  • Im Test: 22 Marken Tiefkühl-Rahmspinat. Sieben davon tragen ein Bio-Zertifikat. Umgerechnet auf 500 Gramm zahlten wir für die Produkte zwischen 56 Cent und 3,12 Euro.
  • Nur vier TK-Spinate schneiden mit Bestnote ab.
  • Notenabzüge gibt es für die festgestellten Gehalte an Nitrit, Blei und Cadmium. Minuspunkte verteilen wir auch für besonders bedenkliche Pestizide sowie Mehrfachrückstände von Spritzgiften. Außerdem in der Kritik: Einige Rahmspinate enthalten zu wenig Milchfett. 

Spinat ist ein gesunder Nährstofflieferant. Er enthält die Vitamine C und K, außerdem Beta-Carotin, eine Vorstufe von Vitamin A. Darüber hinaus ist er reich an Folsäure und verschiedenen Mineralstoffen. Als Eisenquelle wird er bisweilen allerdings überschätzt.

Mit rund 3-4 Milligramm Eisen pro 100 Gramm enthält Spinat nicht mehr Eisen als anderes grünes Gemüse. Zu dem Mythos, der sich hartnäckig hält, soll angeblich ein verrutschtes Komma geführt haben, das Forschende von einem um das Zehnfache erhöhten Wert ausgehen ließ.

Positiv ist neben den wertvollen Nährstoffen auch, dass Spinat problemlos im hiesigen Klima gedeiht. Die Pflanze kommt also ohne problematische Anbau- und Erntebedingungen und lange Transportwege aus. Unser Test bestätigt das – der Spinat für alle Produkte im Test stammt laut Herstellerangaben aus Deutschland, den Niederlanden oder Belgien.

Ist TK-Spinat so gesund wie frischer Spinat? 

Bleibt die Frage, ob TK-Spinat genauso gesund ist wie frischer Spinat. Prinzipiell enthält frisch geernteter Spinat mehr Nährstoffe als Tiefkühlspinat, doch dieser Vorteil hat sich schon mit dem Transportweg bis ins Gemüseregal des Supermarkts relativiert. Durch das schnelle Schockfrosten nach der Ernte bleiben im TK-Spinat in aller Regel viele Nährstoffe enthalten.

Und wie sieht das jetzt mit dem Rahm im Rahm-Spinat aus? Verglichen mit Spinat, der mit Salz und Fett zubereitet wurde, liefert Rahmspinat mehr als doppelt so viele Kilokalorien, teilt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf Anfrage mit. Rahmspinat enthalte dreimal so viel Fett und ein ungünstigeres Fettsäuremuster

Es spreche aber nichts dagegen, ab und zu den Spinat als Rahmspinat zu essen. Letztlich komme es auf eine insgesamt abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung an.

Tiefgekühlter Rahmspinat ist schnell zubereitet und passt zu vielen Gerichten. Doch welche Produkte sind empfehlenswert? Wir haben 22-mal TK-Spinat getestet.
Tiefgekühlter Rahmspinat ist schnell zubereitet und passt zu vielen Gerichten. Doch welche Produkte sind empfehlenswert? Wir haben 22-mal TK-Spinat getestet. (Foto: Jung Hsuan/Shutterstock)

Iglo, Aldi & Co.: Tiefkühl-Rahmspinat im Test

Mit Sahne verfeinert und praktisch eingefroren hat sich Rahmspinat aus dem Tiefkühlfach in vielen Küchen als schnelle Alternative zu frischem Blattspinat etabliert.

Doch wie ist es um mögliche Schadstoffe bestellt? Um das herauszufinden, haben wir 22 Marken Tiefkühl-Rahmspinat eingekauft und ins Labor geschickt. Das Ergebnis: Trotz all des Lobes für das heimische Supergemüse können wir nur vier Produkte mit Bestnote empfehlen.

Viele der getesteten Spinatmarken enthalten problematische Stoffe, die teils natürlich vorkommen, teils vom Menschen in die Böden eingetragen und über die Wurzeln von den Pflanzen aufgenommen werden. Insgesamt fallen sieben TK-Spinate mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.

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Viele TK-Spinate im Test enthalten zu viel Nitrit

Gehen wir ins Detail. Spinat ist, wie anderes Blattgemüse auch, besonders anfällig dafür, Nitrat aus dem Boden aufzunehmen. Dabei ist Nitrat selbst nicht das Hauptproblem – sondern sein Abbauprodukt Nitrit, das sich bei unsachgemäßer Lagerung und Verarbeitung bilden kann.

Nitrit wiederum kann den Sauerstofftransport im Blut hemmen und im Magen zu krebserregenden Nitrosaminen reagieren. Entsprechend ihrer bedenklichen Eigenschaften liegt der Höchstwert für Nitrit weit niedriger als der für Nitrat.

In unserem Test kritisieren wir 14 TK-Rahmspinate wegen ihrer enthaltenen Nitritmengen. Das ursprüngliche Nitrat fanden wir nur in vergleichsweise geringen Gehalten, die wir als nicht abwertungsrelevant einordnen.

Darf man Spinat aufwärmen?

Übrigens: Dass man Spinat nicht aufwärmen darf, ist ein Irrglaube. Nicht das Aufwärmen ist das Problem, sondern die Lagerung. Schon bei Zimmertemperatur kann sich aus dem Nitrat im Spinat Nitrit bilden. Zügig abgedeckt im Kühlschrank gelagert und vor dem Verzehr gut durcherhitzt, kann Spinat auch aufgewärmt werden.

Vorsicht ist aber bei Kindern geboten, für die Nitrit deutlich gefährlicher ist. Spinat sollte außerdem nicht öfter als einmal pro Woche auf dem Speiseplan stehen.

Giftige Schwermetalle in TK-Spinat im Test

Ebenfalls aus den Böden stammen Schwermetalle, die der Spinat aufnimmt. Das von uns beauftragte Labor ist im Test auf Blei und Cadmium gestoßen. 

  • Blei kann sich nicht nur in Pflanzen, sondern auch im menschlichen Körper anreichern, insbesondere in Knochen und Zähnen. Die längere Aufnahme von Blei kann zudem gesundheitliche Folgen haben. Vor allem bei Kindern und Ungeborenen kann sich Blei schon in geringen Mengen negativ auf die Entwicklung des Nervensystems auswirken.

    Der gefundene Gehalt überschreitet deutlich den zulässigen Grenzwert für Blei in Blattgemüse, an dem wir uns für die Bewertung orientiert haben.

  • Cadmium und Cadmiumverbindungen sind als krebserzeugend, erbgutverändernd und reproduktionstoxisch eingestuft. Das Schwermetall kann über einen längeren Zeitraum in hohen Dosen aufgenommen zu Nieren- und Knochenschäden führen.

    Die nachgewiesenen Mengen schöpfen den Grenzwert für Spinat zu mehr als der Hälfte aus.

Labor findet besonders bedenkliche Pestizide 

Ein weiterer Kritikpunkt: Pestizide. Im konventionellen Gemüseanbau gehören sie nach wie vor zum Standard. Auch in diesem Test wies das Labor in einigen Tiefkühl-Rahmspinaten Rückstände von Substanzen nach, die wir abwerten: 

  • Lambda-Cyhalothrin: Das Insektizid ist für Säugetiere, Wasserorganismen und Bienen toxisch.
  • Spinosad: Das Insektizid ist ebenfalls bienengiftig.
  • Dimethomorph: Das als reproduktionstoxisch eingestufte Antipilzmittel ist seit dem 20. Mai 2024 nicht mehr zugelassen. Der betroffene Anbieter, in dessen Produkt wir das Fungizid gefunden haben, teilte mit, der Spinat für die getestete Charge sei am 22. Mai 2024 geerntet worden. Selbst wenn Dimethomorph bewusst eingesetzt worden sein sollte, fiele das gerade noch in den erlaubten Zeitraum.

Darüber hinaus ziehen wir eine Note ab, wenn ein TK-Rahmspinat zwei oder mehr Pestizidrückstände enthält. Schließlich ist noch nicht ausreichend geklärt, wie sich die Kombination aus mehreren Rückständen auf den Körper auswirkt. Eine Studie lieferte jüngst Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Pestizid-Mehrfachrückständen und Parkinson

Zu wenig Milchfett in TK-Rahmspinat

Was ist außerdem im Test aufgefallen? Wollen Hersteller ihr Produkt als TK-Rahmspinat vermarkten, sollte dieser gemäß den Leitsätzen für Gemüseerzeugnisse einen Milchfettanteil von mindestens 0,8 Prozent enthalten. Einige Produkte lagen allerdings unter dieser Empfehlung. Ein Schuss mehr Sahne hätte dieses Defizit womöglich schon beseitigt.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir 22 Marken Tiefkühl-Rahmspinat eingekauft, darunter viele Eigenmarken von Supermärkten, Discountern und den Direktvertreibern Bofrost und Eismann, aber auch bekannte Marken wie Iglo und Frosta. Sieben davon tragen ein Bio-Zertifikat. Umgerechnet auf 500 Gramm zahlten wir dafür zwischen 56 Cent und 3,12 Euro.

Alle Produkte ließen wir im Labor einem Pestizid-Screening unterziehen und auf die Schwermetalle Blei und Cadmium sowie auf Nitrat und Nitrit untersuchen. Weitere Analysen erfolgten auf Pyrrolizidinalkaloide, die Desinfektionsmittelrückstände Chlorat und Perchlorat und auf anorganisches Gesamtbromid (Bromid ist ein Abbauprodukt des Begasungsmittels Methylbromid). Zudem wurde eine mikrobiologische Untersuchung auf die Gesamtkeimzahl und Listerien durchgeführt.

Um zu überprüfen, ob die Produkte den gemäß der Leitsätze für Gemüseerzeugnisse empfohlenen Mindestgehalt von 0,8 Prozent Milchfett enthalten, ließen wir im Labor Gesamtfettgehalt und Buttersäuremethylester analysieren, um daraus mithilfe eines Literaturwertes den Milchfettanteil zu berechnen. Die Verpackungen überprüften wir auf Werbung mit Selbstverständlichkeiten. Außerdem prüften wir, ob die Umweltauslobungen ausreichend erklärt und die Nutri-Scores korrekt deklariert waren.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bei Richt- und Orientierungswerten handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils vier Noten: a) ein gemessener Gehalt an Nitrit von mehr als 10 mg/kg, der den Richtwert gemäß der Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs für Gemüseerzeugnisse für tiefgefrorene Spinaterzeugnisse zu mehr als 100% ausschöpft (in Tabelle: "stark erhöht"); b) ein gemessener Gehalt an Blei von mehr als 0,30 mg/kg in Anlehnung an den Grenzwert für Blei in Blattgemüse entsprechend Verordnung (EU) 2023/915 (in Tabelle: "Blei stark erhöht").

Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein gemessener Gehalt an Cadmium von mehr als 0,10 mg/kg in Anlehnung an den Grenzwert für Cadmium in Spinat entsprechend Verordnung (EU) 2023/915 (in Tabelle: "Cadmium erhöht"); b) ein gemessener Gehalt an Nitrit von mehr als 5 bis 10 mg/kg, der den Richtwert gemäß der Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs für Gemüseerzeugnisse für tiefgefrorene Spinaterzeugnisse zu mehr als 50 % bis 100 % ausschöpft (in Tabelle: "erhöht").

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein mit dem analysierten Fettgehalt unter Berücksichtigung der Messunsicherheit (±15 %) und einem Mindestgehalt von 3,56 g/100g Buttersäuremethylester in Milchfett berechneter Milchfettgehalt von weniger als 0,8 g/100 g, der den Richtwert gemäß der Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs für Gemüseerzeugnisse für Rahmspinat unterschreitet (in Tabelle: "Milchfett zu niedrig"); b) ein Mehrfachrückstand von zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern; c) ein bis zwei besonders bedenkliche Pestizide in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg. Dabei orientieren wir uns an der Liste der hochgefährlichen Pestizide des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN), Stand 12/2024, insbesondere der in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als sehr bienentoxisch oder sehr bioakkummulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten genannten Stoffe sowie an wissenschaftlichen Erkenntnissen, Einstufungen von Pestiziden in der EU-Datenbank oder CLP-Verordnung als kanzerogen oder reproduktionstoxisch (hier: Lambda-Cyhalothrin, Dimethomorph, Spinosad).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: Werbung mit Selbstverständlichkeiten, wobei gesetzlich vorgeschriebene Eigenschaften oder selbstverständliche Umstände als etwas Besonderes hervorgehoben werden, obwohl vergleichbare Produkte diese ebenso aufweisen. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Gesamtfett: Gravimetrisch nach Säureaufschluss (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Buttersäuremethylester: GC-FID (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Milchfett: berechnet mit dem analysierten Fettgehalt und einem Mindestgehalt von 3,56 g/100g Buttersäuremethylester in Milchfett.

Nitrit: Ionenchromatographie (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Nitrat: nach ASU L 26.00-1:2018-10 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Anorganisches Gesamtbromid: ICP-MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Blei/Cadmium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung mit ICP-MS nach DIN EN 15763:2010-04 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Pyrrolizidinalkaloide (PA): LC-MS/MS. Die Analyse beinhaltet die Bestimmung von insgesamt 36 PA: Echimidin-N-oxid, Echinatin, Echinatin-N-Oxid, Europin, Europin-N-oxid, Heliotrin, Heliotrin-N-oxid, Heliosupin-N-oxid, Intermedin, Lasiocarpin, Lasiocarpin-N-oxid, Lycopsamin-N-oxid, Rinderin, Rinderin-N-oxid, Senecivernin-N-oxid, Senkirkin (Sen), Summe Lycopsamin + Indicin, Summe Intermedin-N-oxid + Indicin-N-oxid, Summe Retrorsin + Usaramin, Summe Retrorsin-N-oxid + Usaramin-N-oxid, Summe Seneciphyllin + Spartiodin, Summe Seneciphyllin-N-oxid + Spartiodin-N-oxid, Summe Senecivernin + Integerrimin + Senecionin, Summe Integerrimin-N-oxid + Senecionin-N-oxid, Summe Echimidin + Heliosupin (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662:2018-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Chlorat/Perchlorat: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Gesamtkeimzahl, aerob: nach DIN EN ISO 4833-2:2022-05.

Listeria monocytogenes: nach ASU L 00.00-22:2018-03.

Einkauf der Testprodukte: April – Mai 2025.

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