Backpapier-Test: Beschichtet und voller Chemikalien? Viele sind unbedenklich

Magazin Dezember 2025: Teelichter | Autor: Lisa Hitschler/Heike Baier/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 27.11.2025

Backpapier im Test: Welche Marken überzeugen?
Foto: PeopleImages/Shutterstock

Ob für Plätzchen, Stollen oder Lebkuchen: In der Weihnachtsbäckerei ist Backpapier eine echte Hilfe. Doch sind die Produkte auch gesundheitlich unbedenklich? Unser Test zeigt: Häufig schon – aber nicht immer. 

  • Im Test: 19 Backpapiere, die wir in (Bio-)Supermärkten, Drogerien, Werksverkäufen oder bei Discountern eingekauft haben. Dabei wählten wir bevorzugt Backpapierzuschnitte. 
  • Für die Beschichtung von Backpapieren kommen sowohl Silikone als auch per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) infrage. In spezialisierten Laboren ließen wir die Papiere deshalb auf ein großes Spektrum von PFAS-Verbindungen überprüfen sowie auf problematische Siloxane, die aus Silikonbeschichtungen stammen könnten. 
  • Das Labor simulierte in unserem Auftrag auch, ob sich bestimmte Chemikalien, die potenziell in der Papierherstellung zum Einsatz kommen können, aus den getesteten Papieren lösen und somit ins Lebensmittel migrieren können.
  • Das Ergebnis: Viele Backpapiere sind frei von Problemstoffen und überzeugen im Test. 

Früher dürfte die Sauerei deutlich größer gewesen sein, wenn es in der Vorweihnachtszeit ans Plätzchenbacken ging. Das ist vorbei, seit Backpapier zur Standardausrüstung in modernen Backstuben gehört. Simples Versprechen: Kein Backblech muss mehr eingefettet oder mit Mehl bestäubt werden, damit dort nichts kleben bleibt, und nach der Backorgie fällt auch die Reinigung leichter.

Für seine Spezialeigenschaften ist Backpapier mit verschiedenen Chemikalien ausgerüstet und beschichtet. Wir wollten in unserem Test unter anderem wissen: Stecken noch Reste dieser Chemikalien in den Papieren oder können sogar ins Plätzchen übergehen?

Rewe, dm & Co.: Backpapier im Test

Die Herstellung von Backpapier ist ein chemieintensiver Prozess, und für mögliche Rückstände kommt einiges infrage: potenziell krebserregende Stoffe aus der Nassverfestigung, allergisierende Konservierungsmittel, toxische Schwermetalle oder Verbindungen aus der Oberflächenbeschichtung.  

Weil sie wasser- und fettabweisend sind, werden häufig PFAS mit Backpapier in Zusammenhang gebracht. Diese sogenannten per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen werden wegen ihrer extremen Langlebigkeit auch als "Ewigkeitschemikalien" bezeichnet. Sie finden sich inzwischen überall in der Umwelt und stehen wegen verschiedenster negativer Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit in der Diskussion.

Labor weist PFAS-Verbindung nach 

Das von uns beauftragte Labor ist im Test der Backpapiere vereinzelt auf eine Verbindung mit dem Namen 6:2-Fluortelomeralkohol (6:2-FTOH) gestoßen. Diese gehört zu einer PFAS-Untergruppe, die als besonders persistent gilt, und kann laut CLP-Verordnung Schäden an Zähnen und Knochen verursachen – allerdings nur bei "längerer und wiederholter Exposition".

Ab Oktober 2026 greift eine bereits 2024 erlassene Regulierung von 6:2-FTOH gemäß der EU-Chemikalienverordnung REACH. Der vom Labor gemessene Wert kratzt hart an dem ab diesem Datum gültigen Grenzwert. 

Weitere Details zu möglichen Schadstoffen in den Backpapieren in unserem Test, finden Sie im ePaper: 

Backpapier im Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

Insgesamt ist die Auswahl an empfehlenswerten Backpapieren groß: Viele überzeugen im Test mit Bestnote. 

In Backpapieren steckt Zellstoff aus frischem Holz 

So praktisch Backpapier im Alltag sein mag, eines ist auch klar: Hier kommt ausschließlich Zellstoff aus frischem Holz zum Einsatz. Denn bei einer Verwendung von Altpapier wäre das Risiko zu hoch, dass Schadstoffe aus dem Recyclingstrom ins Papier und damit in Lebensmittel gelangten.

Das heißt aber auch, dass hier frisches Holz in Produkte fließt, die am Ende ihres Gebrauchs nicht recycelbar und deshalb für den Papierkreislauf für immer verloren sind. Da halten wir es für das Mindeste, dass die Hersteller mit ihren Papieren wenigstens die ökologische und sozialverträgliche Bewirtschaftung von Wäldern fördern. Doch nicht jeder Anbieter hat uns dafür einen Nachweis geliefert. 

Backpapier gehört in den Restmüll 

Und noch etwas gehört der Ehrlichkeit halber dazu, finden wir: ein eindeutiger Hinweis auf der Verpackung, dass das Backpapier am Ende seines Lebens in den Restmüll muss. Nur wenige Anbieter kommunizieren das unmissverständlich. Andere schreiben über die Backpapier-Entsorgung entweder gar nichts, oder sie drucken eine Altpapiertonne ab und lassen Verbraucherinnen und Verbraucher im Unklaren, ob dort nur der Verpackungskarton oder auch das Backpapier hineindarf.

Manch einer behauptet gar, ihre Backpapiere seien kompostierbar. Dabei hat Backpapier – allein schon wegen der Beschichtung – weder in der Biotonne noch auf dem Hauskompost etwas verloren. Immerhin: In unserem letzten Backpapier-Test vor vier Jahren waren es noch sehr viel mehr Produkte, die sich als vermeintlich kompostierbar ausgaben.

Lässt sich Backpapier mehrfach verwenden?

Könnte man ein noch sauberes Backpapier mehr als einmal benutzen, dann wäre sein ökologischer Fußabdruck zumindest etwas kleiner. Einige Hersteller im Test loben ihr Papier tatsächlich als mehrfach verwendbar aus, ein anderer empfiehlt sein Backpapier dagegen ausdrücklich nur "zur Einmalanwendung". Doch was ist mit all jenen Papieren, die dazu gar nichts schreiben – gibt es für sie eine allgemeingültige Regel?

Wahrscheinlich nicht. Das Umweltbundesamt (UBA) fordert zwar in seinem seit Jahresbeginn für Backpapier gültigen Standard des Blauen Engels einen Hinweis auf der Packung, dass das Produkt mehrfach verwendet werden kann. "Bei diesen Papieren wissen wir aber, mit welchen Chemikalien sie hergestellt sind", sagt Almut Reichart vom UBA. Für alle anderen Papiere könne sie die Wiederverwendbarkeit nicht grundsätzlich empfehlen, denn die hänge von der jeweiligen Qualität und Beschichtung ab.

Theoretisch könnten sich Backpapiere bei höheren Temperaturen nämlich zersetzen, erklärt das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) in einem Untersuchungsbericht. Die Befürchtung dürfte sein, dass bei der Zersetzung schädliche Chemikalien ins Backgut übergehen. Das Laves rät, nur solche Papiere wiederholt in den Ofen zu schieben, die vom Hersteller für eine Mehrfachnutzung ausgelobt und außerdem nicht beschädigt sind. 

Backpapier im Test: Das Wichtigste in Kürze

  • Auf die Plätzchen, fertig, los: 13 "sehr gute" Backpapiere können wir zum vorweihnachtlichen Einsatz ohne Einschränkung empfehlen.
  • Halten Sie sich an die bei allen Backpapieren angegebene Maximaltemperatur von 220 Grad. Wird das Papier heißer, besteht die Gefahr einer Zersetzung.
  • Backpapier ist nicht recycelbar und gehört in den Restmüll.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 19 Backpapiere in (Bio) Supermärkten, Drogerien, Werksverkäufen oder bei Discountern eingekauft. Dabei wählten wir bevorzugt Backpapierzuschnitte und bezahlten pro Blatt zwischen 3 und 17 Cent. Für die Beschichtung von Backpapieren kommen sowohl Silikone als auch per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) infrage. In spezialisierten Laboren ließen wir die Papiere deshalb auf ein großes Spektrum von PFAS-Verbindungen überprüfen sowie auf problematische Siloxane, die aus Silikonbeschichtungen stammen könnten.

Das Labor simulierte in unserem Auftrag auch, ob sich bestimmte Chemikalien, die potenziell in der Papierherstellung zum Einsatz kommen können, aus den getesteten Papieren lösen und somit ins Lebensmittel migrieren können: Dazu gehörten Schwermetalle wie Cadmium, Quecksilber und Blei, 1,3Dichlor2propanol (1,3DCP) und 3Monochlor1,2propandiol (3MCPD) als Rückstände aus der Nassverfestigung sowie allergisierende Konservierungsstoffe wie Isothiazolinone.

Die Hersteller baten wir um Auskunft darüber, mit welchen Verbindungen ihre Backpapiere beschichtet sind, ob Sie Rezyklat- oder Primärfasern einsetzen und aus welchem Land das Holz für ihre Primärfasern stammt. Wir prüften, ob auf dem Produkt ein gültiges FSC- oder PEFC-Label aufgebracht ist, welches belegt, dass mindestens 70 Prozent des verwendeten Holzes aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. War dies nicht der Fall, wollten wir von den Herstellern wissen, ob die Lieferkette ihres Papiers dennoch über eine entsprechende Zertifizierung verfügt, und ließen uns Belege dafür beispielsweise in Form von Originalzertifikaten mit Bezug zur getesteten Produktcharge vorlegen.

Wir schauten uns auch an, was die Anbieter auf ihre Verpackungen schreiben: Kommunizieren Sie verständlich, dass das Backpapier im Restmüll zu entsorgen ist? Loben sie die Kompostierbarkeit ihrer Papiere aus? Werben sie mit Selbstverständlichkeiten wie, dass ihr Backpapier lebensmittelecht ist? Schließlich prüften wir auch, ob alle Papiere den vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlenen Hinweis auf die zulässige Höchsttemperatur von 220 Grad Celsius tragen.  

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode. Bei Richt- und Orientierungswerten handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gemessener Gehalt an 6:2-FTOH, der den laut REACH-Verordnung voraussichtlich ab 10. Oktober 2026 geltenden Grenzwert von 1 mg/kg für Undecafluorhexansäure-verwandte Stoffe zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausschöpft (in Tabelle: "6:2-FTOH erhöht").

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: keine Angabe und/oder kein ausreichender Nachweis mittels gültigem FSC-Mix-, FSC-100 %- oder PEFC-Label auf dem Produkt oder ausreichende produktbezogene Nachweise, dass das Holz für den Zellstoff aus kontrollierten Quellen und zu mindestens 70 Prozent aus zertifizierten Wäldern stammt, die nach den Grundsätzen einer ökologischen und sozialverträglichen Forstwirtschaft bewirtschaftet werden. Dies fordert das Umweltzeichen Blauer Engel (DE-UZ 65) für die Herkunft des Holzes für Zellulose in Backpapier, an dem wir uns orientieren. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) die Auslobung "kompostierbar" auf der Verpackung, da solche Auslobungen suggerieren, dass das Backpapier über den Biomüll oder Kompost zu entsorgen ist, obwohl es laut Bioabfallverordnung nicht zur Entsorgung in der Biotonne zugelassen ist; b) Werbung mit Selbstverständlichkeiten ohne Hinweis auf gesetzliche Regelungen, wobei gesetzlich vorgeschriebene Eigenschaften oder selbstverständliche Umstände als etwas Besonderes hervorgehoben werden, obwohl vergleichbare Produkte diese ebenso aufweisen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Werbung mit Selbstverständlichkeiten, wobei selbstverständliche Umstände als etwas Besonderes hervorgehoben werden, obwohl vergleichbare Produkte diese ebenso aufweisen; b) fehlender Hinweis zur richtigen Entsorgung des Backpapiers im Restmüll. Einen solchen fordert das Umweltzeichen Blauer Engel (DE-UZ 65), an dem wir uns orientieren.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Schwermetalle: Heißwasserextrakt nach DIN EN 647:1994-01, Messung mittels ICP-OES nach DIN EN ISO 11885: 2009-09 bzw. mittels ICP-MS (Quecksilber) nach DIN EN ISO 17294-2: 2024-12 .
1,3-Dichlor-2-propanol, 3-Monochlor-1,2-propandiol: Kaltwasserextrakt nach DIN EN 645:1994-01, GS/MS nach Derivatisierung.
Isothiazolinone: Heißwasserextrakt nach DIN EN 647:1994-01, LC-MS/MS.
Zyklische Siloxane: Headspace-Screening.
Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS): DIN EN 17681-1:2025-06 bzw. Hydrolyse-Methode.

Einkauf der Testprodukte: Juni - Juli 2025 

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