- Im Test: 17 weiße Fliesenlacke, darunter auch zwei Zweikomponentenlacke, die jeweils einen separaten Härter enthalten und vor der Anwendung angemischt werden müssen. Sofern erhältlich, haben wir uns beim Farbton für die seidenmatte Variante entschieden.
- Sieben Fliesenlacke schneiden mit "gut" oder "sehr gut" ab.
- Kritik üben wir an etlichen Inhaltsstoffen. Dazu gehören zum Beispiel Substanzen, die Allergien auslösen oder die Augen reizen können. Andere Stoffe sind etwa als krebserregend, erbgut- oder fortpflanzungsschädigend eingestuft.
Die neue Altbauwohnung ist ein echter Glückstreffer: mit Parkettboden, in guter Lage und noch dazu bezahlbar. Nur die beige-braunen Fliesen in Bad und Küche atmen den Charme der frühen 80er-Jahre und sind optisch eher ein Albtraum …
Keine Angst, die ollen Kacheln lassen sich auch ohne aufwendige Renovierungsarbeiten an den persönlichen Geschmack anpassen: Der Fachhandel bietet Heimwerkern dafür spezielle Fliesenlacke in vielen Farbtönen. Doch holt man sich mit der praktischen DIY-Lösung bedenkliche Substanzen ins Haus?
Alpina, Obi & Co.: Fliesenlack im Test
Für unseren Test haben wir 17 Fliesenlacke eingekauft – in neutralem, wenn möglich seidenmattem Weiß – und in verschiedenen Laboren auf Schadstoffe untersuchen lassen.
Das Ergebnis: Mit sieben Lackfarben können Sie die Schönheitskur für Ihre alten Fliesen entspannt in Angriff nehmen. Von fünf Fliesenlacken raten wir dagegen klar ab. Sie enthalten so viele problematische Stoffe, dass wir sie mit "mangelhaft" oder "ungenügend" bewerten.

Fliesen streichen: Es geht auch ohne bedenkliche Konservierer
So hat das von uns beauftragte Labor Formaldehyd nachgewiesen – und zwar in einer deutlich höheren Menge, als es der Blaue Engel für emissions- und schadstoffarme Lacke vorsieht. Wir orientieren uns an dem Umweltzeichen und werten hier um zwei Noten ab. Formaldehyd, das als Konservierer eingesetzt wird, reizt schon in geringen Mengen die Schleimhäute und kann Allergien auslösen. Über die Atemluft aufgenommen gilt es als krebserregend.
Ziemlich kritisch sehen wir auch zwei weitere Konservierungsmittel: das als fortpflanzungsschädigend eingestufte Zinkpyrithion sowie Methylisothiazolinon (MIT), das Allergien auslösen und die Haut sensibilisieren kann.
Natürlich müssen die Hersteller dafür sorgen, dass ihre Fliesenlacke in den Dosen und Farbeimern nicht verderben – doch andere Produkte zeigen, dass das auch mit weniger bedenklichen Substanzen gelingt.
Problematische Lösemittel in Fliesenlacken im Test
Die Laborexperten sind außerdem in einigen Fliesenlacken im Test auf sogenannte CMR-Stoffe gestoßen: Verbindungen, die als krebserregend, erbgut- oder fortpflanzungsschädigend eingestuft sind. Dazu gehören Phenol, ein Ausgangsstoff für die Kunstharzherstellung, die Lösemittel Toluol und Styrol, aber auch Methoxyethanol und Butanonoxim.
Methoxyethanol wird ebenfalls als Lösemittel zugesetzt und sorgt zudem dafür, dass sich beim Verdunsten ein gleichmäßiger Film bildet. Dagegen verhindert Butanonoxim, dass sich auf dem Lack eine Haut bildet, wenn die Farbdose länger geöffnet ist. Trotz ihrer zweifellos praktischen Funktionen: Aufgrund ihrer gesundheitlichen Risiken werten wir die Substanzen ab.
Stoffe in Fliesenlacken können die Raumluft belasten
Doch damit nicht genug der abwertungsrelevanten Inhaltsstoffe. Wir verteilen auch Minuspunkte, wenn Hersteller umwelt- und gesundheitsschädliches Chrom einsetzen oder Phthalsäureanhydrid, das Augen und Atemwege reizen kann.
Negativ fällt außerdem auf, dass das Labor in vereinzelten Fliesenlacken im Test einen aus unserer Sicht zu hohen Gehalt an Acrylaten festgestellt hat. Denn in flüchtiger Form können diese Bindemittel Allergien verursachen.
Apropos flüchtige Form. Während des Lackierens und auch später während des Trocknens – und zum Teil noch lange danach – können aus Lacken weitere flüchtige organische Verbindungen (VOC) entweichen und die Raumluft belasten. In einigen Fliesenlacken schätzen wir den gemessenen VOC-Gehalt als "erhöht" ein.
Bestimmte VOC betrachten wir besonders kritisch. Dazu gehören Glykole, wie das in einem Fall nachgewiesene Butoxyethoxyethanol. Die Verbindung gilt als schädlich beim Einatmen sowie als augen- und hautreizend.
Wichtige Verpackungshinweise fehlen
Neben etlichen Inhaltsstoffen bemängeln wir auch einiges, was Hersteller auf ihre Verpackungen schreiben oder vielmehr nicht schreiben. Etwa bestimmte Gefahren- und Sicherheitshinweise.
Ein Fliesenlack-Anbieter im Test gibt sich diesbezüglich besonders wortkarg: Er hat keinen einzigen der von uns als wichtig angesehenen Hinweise aufgedruckt. Wir meinen: Verbraucherfreundlich geht anders.
Das gilt auch für Hersteller, die ihren Lack als "lösemittelfrei" ausloben, obwohl der gemessene VOC-Gehalt 700 Milligramm pro Kilogramm überschreitet – einen Grenzwert, den sich der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) für seine Produkte auferlegt hat. Und der noch dazu über dem deklarierten VOC-Gehalt liegt.
Fliesen streichen: Tipps
Das rät ÖKO-TEST:
- Gut vorbereitet: Falls es um Fliesen in einer Mietwohnung geht, sollten Sie zuvor die Zustimmung des Vermietenden einholen. Damit der Fliesenlack hält, muss der Untergrund sauber, trocken, unbeschädigt und frei von Fett, Silikon, Kalk- und Seifenresten sein. Silikonfugen vorher rückstandslos entfernen, sie lassen sich nicht überstreichen. Bei zementierten Fugen ist das kein Problem.
- Gut geschützt: Verarbeiten Sie Fliesenlack nur bei ausreichender Belüftung und gut geschützt: beim Anschleifen mit P2-Maske mit Staubfilter, bei Spritzgefahr mit Schutzbrille.
- Richtig entsorgt: Benutzte Pinsel, Farbrollen und Lackreste vollständig trocknen lassen und über den Hausmüll entsorgen. Übrig gebliebene Farbe alternativ als Sondermüll bei der örtlichen Sammelstelle abgeben.
- Wieder entfernt: Fliesenfarbe lässt sich mechanisch mit einem Spachtel oder Schaber entfernen. Eventuell vorher einen für Fliesen geeigneten Farbentferner einwirken lassen.
- Sanft gepflegt: Überstrichene Fliesen sind empfindlicher als unbehandelte. Verwenden Sie daher zur Pflege milde, neutrale Reinigungsmittel und verzichten Sie auf raue Bürsten und Schwämme.
Übrigens: Nicht alle Fliesenlacke in unserem im Test sind gleichermaßen für Bodenfliesen und den Fliesenspiegel in Duschkabinen geeignet sind. Die Details finden Sie im ePaper:
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