- Im Test: 18 verschiedene Margarinen mit einem Fettgehalt von 60 Prozent aufwärts – darunter zwei Bios und eine palmölfreie. Gab es von einer Marke keine Margarine im Becher, kauften wir solche, die in Folie eingeschlagen als Block angeboten werden.
- Auffällig: Nur eine Margarine im Test schneidet mit "gut" ab und ist damit empfehlenswert.
- Viele überprüfte Margarinen sind mit Mineralölbestandteilen verunreinigt. Das Labor ist sowohl auf MOSH/MOSH-Analoge als auch auf MOAH gestoßen. Kritik gibt es außerdem für sensorische Auffälligkeiten und fehlende Transparenz in Sachen Lieferkette.
- Palmöl ist ein großes Thema, denn für die Gewinnung von Palmöl wird häufig Regenwald gerodet. Daher beim Einkauf palmölhaltiger Margarine auf das RSPO-Label mit dem Zusatz SG oder IP achten: Es darf nur auf der Packung stehen, wenn im Produkt ausschließlich zertifiziertes Palmöl steckt.
- Die Hälfte der Margarinen im Test fällt mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
Wäre das einfach: Wenn in Butter zu viel Mineralölbestandteile stecken, lasst uns doch einfach zu Margarine greifen. Schließlich ist sie ohnehin besser – fürs Klima, für die Tiere und für uns, da die Fettzusammensetzung (oft) gesünder ist. Und sie ist auch bestens zum Backen geeignet.
Deli Reform, Rama & Co.: Margarine im Test
Leider, leider ist es nicht so einfach, zumindest nicht automatisch. Denn ja, unseren Testergebnissen nach schneidet Margarine zwar etwas besser ab als die Butter im vergangenen Jahr. Aber nur, weil von den 20 Buttermarken, die wir 2022 getestet haben, unfassbare 17 durchfielen.
Von den 18 Margarinen in unserem aktuellen Test rasselt zwar "nur" die Hälfte durch, aber im grünen Bereich landet eben auch nur eine einzige. Die Hauptprobleme der Margarinen: Mineralölbestandteile, teils ungünstige Fettzusammensetzungen und tropische Fette – darunter fast immer Palmöl, bei denen teilweise weder klar ist, woher sie genau stammen, noch unter welchen Bedingungen sie produziert wurden.
Kritik an Mineralölbestandteilen in Margarinen
Fangen wir mit dem Mineralöl an. Alle (!) Margarinen sind mehr oder weniger mit Mineralölbestandteilen verunreinigt, teilweise sind es nur sehr geringe Spuren, die wir nicht abwerten, andere Produkte sind so stark belastet, dass wir sie als "ungenügend" bewerten.
Grob kann man Mineralölbestandteile in zwei Hauptgruppen aufteilen, die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/MOSH-Analoga und die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH.
- MOAH sind davon die bedenklicheren, weil es innerhalb dieser Gruppe Verbindungen gibt, die Krebs erregen können.
- Wie und ob sich MOSH/MOSH-Analoge auf die Gesundheit auswirken können, darüber fehlen bislang gesicherte Erkenntnisse – klar ist "nur", dass MOSH sich im Körper anreichern und dort die wohl größte Verunreinigung darstellen, was ja auch nicht so schön ist.
Drei Margarinen überschreiten MOAH-Richtwert
In vier der Margarinen hat das von uns beauftragte Labor die besonders bedenklichen MOAH nachgewiesen. Und drei davon überschreiten den Richtwert, den der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel der EU-Kommission 2022 festgelegt hat. Demnach sollen Produkte, die ihn überschreiten, eigentlich vom Markt genommen werden – eine rechtliche Bindung hat dieser Wert allerdings (noch) nicht.
Mineralöl kann immer dort in Produkte gelangen, wo sie in Kontakt mit Schmierölen kommen – also beispielsweise während der maschinellen Produktion. Aber auch Übergänge aus Verpackungsmaterialien sind denkbar. Wir konnten in diesem Test allerdings keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen einer bestimmten Verpackungsart wie der wachskaschierten Alufolie und erhöhten Konzentrationen von MOSH/MOSH-Analoge und MOAH erkennen.
Margarine-Test: Ohne Aroma kein Geschmack?
Klar, der Geschmack ist eins der entscheidenden Kaufkriterien. Und Palm- und Rapsöl allein sind nun einmal eher geschmacksneutral. Deswegen setzen die Hersteller aller konventionellen Margarinen in unserem Test Aromen ein.
Aromen sollen den Geschmack standardisieren und ihn immer da aufpeppen, wo die Qualität der natürlichen Zutaten nicht ausreicht. Sind sie also in Margarine unverzichtbar? Nein, wie unser Testsieger beweist. In der Margarine, die ohnehin fast auf ganzer Linie überzeugt hat, stecken keine Aromen und trotzdem hat sie auch in der Sensorikprüfung mit "sehr gut" abgeschnitten. Es geht also!
Was ist in Margarine drin?
Hauptbestandteile von Margarine sind aber natürlich nicht Aromen. Margarine ist ein industriell hergestelltes Kunstprodukt und besteht vor allem aus:
- Fetten
- Ölen
- Wasser
Unter den Ölen ganz vorn mit dabei in den Rezepturen: Palmöl. Nur der Hersteller eines einzigen (!) Produkts im Test verzichtet ganz darauf. Dabei ist Palmöl in Verruf geraten, durch massive Waldrodungen für den Anbau riesiger Monokulturen von Ölpalmen.
Doch palmölfrei heißt nicht gleich problemfrei. Denn auch andere tropische Fette wie Kokos- oder Sojaöl sind mit ähnlichen Problemen im Anbau verbunden. Sheabutter bildet da als tropisches Fett eine Ausnahme, weil Shea von wild wachsenden Bäumen geerntet wird – zumindest die Entwaldung spielt hier keine Rolle.
Dennoch: Wir werten Palmöl und andere umstrittene Öle tropischer Herkunft nicht per se ab. Allerdings sollte es wenigstens zertifiziertes Öl sein, das die Hersteller einsetzen, damit sie zumindest einige der großen Probleme in der Lieferkette vermeiden.
Übernehmen Hersteller Verantwortung für die Lieferkette?
Deswegen haben wir genau hingeschaut und wollten wissen: Welche Fette stecken in den Margarinen, woher stammen sie und übernehmen die Hersteller Verantwortung für ihre Lieferkette? Dafür schickten wir ihnen umfangreiche Fragebögen und baten sie, uns ihre Lieferkette vom getesteten Päckchen Margarine bis zur Plantage nachzuweisen.
Das Ergebnis: Nur ein Anbieter hat uns die gesamte Lieferkette bis hin zur Plantage nachgewiesen. Viele dagegen haben uns Nachweise für eine Zertifizierung gemäß der Kriterien des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) vorgelegt.
RSPO ist zwar aus unserer Sicht nur ein Mindeststandard in Sachen sozialer und ökologischer Standards, aber deutlich besser als nichts. Er verbietet etwa das Roden weiterer intakter Wälder und steht für die Einhaltung grundlegender Menschenrechte. Bei der RSPO-Zertifizierung gibt es Unterschiede.
Am meisten Sicherheit bieten die Standards RSPO SG und RSPO IP. SG garantiert, dass das Öl, das zum Einsatz kommt, von zertifizierten Ölmühlen stammt. Beim Standard IP stammt das Öl direkt von den Kooperativen.
Existenzsichernde Löhne nicht gesichert
Allerdings hakt es auch da, beispielsweise bei den existenzsichernden Löhnen. Das sind Löhne, die neben den Ausgaben für Wohnung und Lebensmittel auch welche für Bildung, Kleidung und Gesundheit mit einberechnen.
Und das Zertifikat RSPO gibt die Zahlung existenzsichernder Löhne zwar als Ziel vor, ist diesem Ziel aber seit unserem letzten Test Margarine vor zwei Jahren nicht wirklich näher gekommen. Und so zahlt auch tatsächlich keiner der Anbieter im Test existenzsichernde Löhne.
Butter oder Margarine: Was ist gesünder?
Ist Butter oder Margarine letztlich die gesündere Alternative? Die Antwort: Es kommt drauf an. Ein großer Vorteil von Butter ist, dass man bei dem Naturfett genau weiß, was drin ist. Margarine dagegen ist ein industriell hergestelltes Kunstprodukt. Ob am Ende etwas Gesundes rauskommt, hängt von den verwendeten Zutaten ab.
Vor allem das Fettprofil der eingesetzten Öle ist dabei maßgeblich: Tropische Fette wie Kokos-, Shea- oder Palmöl machen die Margarine streichfest, liefern aber mehr von den ungesunden gesättigten Fettsäuren. Rapsöl oder Sonnenblumenöl enthalten dagegen mehr ungesättigte Fettsäuren. Diese gelten unter anderem deshalb als gesund, weil sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erwiesenermaßen senken.
Während Butter zu rund 60 Prozent aus gesättigten Fettsäuren besteht, ist das Verhältnis bei den Margarinen häufig umgekehrt. Enthält die Margarine viel Rapsöl, macht sich das auch im Gehalt der besonders wertvollen Omega-3-Fettsäuren bezahlt.
Wir haben die Margarinen im Test auch auf ihre Fettzusammensetzung hin überprüfen lassen. Also: Wie ist das Verhältnis der ungesättigten zu den gesättigten Fettsäuren? Wie das von Omega 6 zu Omega 3? Und wie hoch ist der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren?
Fettzusammensetzung der Margarinen im Test
Das auffälligste Ergebnis: Die Margarinen schneiden diesbezüglich durch die Bank mit "gut" oder "sehr gut" ab – die festen Produkte in Blockform schlechter. Das kann daran liegen, dass hier eher feste Fette zum Einsatz kommen – und so ist die Fettzusammensetzung eher vergleichbar mit Butter: Der Anteil gesättigter Fettsäuren ist hoch, und sie enthalten eher wenig Omega 3.
Aus gesundheitlicher Sicht spricht also – je nach Zusammensetzung – manches für Margarine. Doch die Mischung macht’s: Wer viele gesunde Öle wie Raps oder Olive isst, verträgt auch das eine oder andere Stück Butter.
Das könnte Sie auch interessieren: Olivenöl im Test: Nahezu alle mit Mineralöl verunreinigt
Ist Margarine vegan?
Margarine kann für Veganerinnen und Veganer ein Ersatz für Butter sein. Doch Vorsicht beim Einkauf: Margarine ist nicht immer vegan. Wenn Margarine nicht als "vegan" gekennzeichnet ist, darf sie bis zu drei Prozent Milchfett enthalten.
Weiterlesen auf oekotest.de:
-
Kakao im Test: Nesquik und Caribo Bio sind Testverlierer
-
Milka & Nutella sind "ungenügend": Nuss-Nougat-Cremes im Test
- Vegane Wurst im Test: 12 von 18 rasseln durch
- Vegane Butter im Test: Das sind die 3 großen Probleme der Trendprodukte
-
Spaghetti im Test: Vor allem Bio-Produkte enttäuschen
- Fertiger Pizzateig im Test: Keime, Phosphate und zu viel Salz in der Kritik