- Wir haben 50 Speiseöle überprüft – je zehn Walnusskernöle, Erdnussöle, Kürbiskernöle, Hanföle und Sesamöle. Wir entschieden uns dabei für 20 konventionelle und 30 Bio-Produkte.
- Das Ergebnis: Von fast jedem Speiseöl ist mindestens eins mit dem Testergebnis Mineralöl "sehr gut" empfehlenswert. Nur bei den Hanfölen ist keins dabei, für das wir grünes Licht geben.
- Der Test zeigt allerdings, dass Mineralölbestandteile ein großes Problem in Speiseölen bleiben.
- Weder MOSH/MOSH-Analoge noch MOAH haben aus unserer Sicht etwas in Lebensmitteln zu suchen. Die Hersteller müssen sich dem Problem annehmen, Kontaminationsquellen ausfindig machen und sie beseitigen. Und: Es ist allerhöchste Zeit, dass die EU Grenzwerte festlegt – vor allem für MOAH.
Verbraucherschützer brauchen oft einen langen Atem. In aller Regel ist das keine Arbeit für Menschen, die schnelle Erfolge sehen wollen. Bestes Beispiel? Der Kampf gegen die Belastung von Lebensmitteln mit Mineralölbestandteilen.
Schon vor mehr als zehn Jahren untersuchten und kritisierten wir Verunreinigungen von Mineralöl in Lebensmitteln, speziell auch in Speiseölen. Olivenöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl – zu Beginn war kaum ein Öl dabei, das nicht belastet war. Und gesetzlich reguliert? War gar nichts.
Kürbiskernöl, Sesamöl &. Co.: Mineralölrückstände in Speiseöl
Ganz so sieht es mehr als zehn Jahre später nicht mehr aus, das ist die gute Nachricht aus unserem Test. Die meisten Hersteller haben das Problem zumindest auf dem Schirm, einige offenbar sogar im Griff. Und es gibt zarte, vorsichtige Anfänge einer gesetzlichen Regulierung.
Die schlechte Nachricht? In 30 von 50 Speiseölen, die wir für diesen aktuellen Test untersucht haben, bewerten wir die Belastung mit Mineralölbestandteilen mit "mangelhaft", für ein Produkt hagelt es sogar ein "ungenügend". Doch fangen wir vorn an.
Warum sind Mineralölbestandteile überhaupt ein Problem?
Mineralölbestandteile kann man, ganz grob, in zwei große Gruppen von Stoffen unterteilen. Da sind einmal die MOSH/MOSH-Analoge – gesättigte Kohlenwasserstoffe, bei denen man in erster Linie weiß, dass sie sich im Körper anreichern und dort die wohl größte Verunreinigung darstellen.
Was sie dort anrichten? Darüber fehlen nach wie vor wichtige Erkenntnisse. Und dann sind da MOAH – die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe; sie sind noch bedenklicher, und in dieser großen Gruppe befinden sich auch krebserregende Stoffe.
Es gibt keine gesetzlich festgelegten Grenzwerte
Was MOSH betrifft, hat sich seit Bekanntwerden der ersten Belastungen politisch wenig bis gar nichts getan. Es gibt keinerlei Grenzwerte – nur die Industrie hat für sich selbst "Orientierungswerte" festgelegt – an denen sie sich, wie der Name schon sagt, orientieren sollte. Oder könnte. Wenn sie es nicht tut, zieht das aber keinerlei Konsequenzen nach sich.
Was MOAH betrifft, hat sich zumindest ein bisschen was getan. Ein Ausschuss der Europäischen Kommission hat hier Höchstgehalte vorgeschlagen – Betonung liegt auf vorgeschlagen, gesetzlich verpflichtend sind diese noch nicht. Aber immerhin: Lebensmittel mit MOAH-Gehalten oberhalb der festgelegten Werte sollten demnach vom Markt genommen werden. Sollten, nicht müssen.
So reagieren die Hersteller auf Mineralölbestandteile in Speiseölen
Und zwischen "sollten" und "müssen" besteht in der Praxis eben ein nicht unerheblicher Unterschied, wie dieser Test zeigt. So liegt ein MOAH-Befund oberhalb des von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Höchstgehalts.
Na, dann ruft der Anbieter das Öl doch sicherlich zurück? Nun, danach sieht es zumindest nicht aus: Er reagierte zwar auf das Schreiben, in dem wir die Laborergebnisse der Untersuchungen mitteilten, auf das MOAH-Ergebnis ging er aber gar nicht erst ein.
Auch nicht auf die Befunde zu MOSH/MOSH-Analogen – hier lag der von uns gemessene Wert mehr als doppelt so hoch wie der von der Industrie festgelegte Orientierungswert für Öle.
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Fazit: Zehn Speiseöle im Test sind "sehr gut"
Kommen wir zu den guten Nachrichten: Zehn Öle bewerten wir in Sachen Mineralöl mit "sehr gut" – in ihnen hat das von uns beauftragte Labor entweder gar keine Mineralölbestandteile nachgewiesen oder nur sehr geringe Mengen, die wir nicht abwerten. Für ganz besonders Vorsichtige: In drei Produkten konnten überhaupt keine Mineralölbestandteile bestimmt werden.
Auffällig: Unter den "sehr guten" sind sechs Kürbiskernöle, allesamt aus Österreich, und kein einziges Hanföl. Die meisten MOAH-Befunde hatten wir hingegen bei den Erdnussölen.
Ausblick: Gibt es 2027 endlich Grenzwerte?
Die Mühlen der Politik mahlen langsam. Dass Lebensmittel mit Mineralöl verunreinigt sein können, ist lange bekannt. Seit über zehn Jahren weisen wir MOSH/MOSH-Analoge und MOAH, etwa in Speiseölen, Schokolade, Eis, Nudeln und Aufstrichen, nach. Und seit über zehn Jahren weisen uns etliche Hersteller darauf hin, dass es ja keine gesetzlichen Grenzwerte dazu gebe – ihre Produkte also nicht zu beanstanden seien.
Warum wir oft strenger als der Gesetzgeber sind? Weil wir Verbraucherinnen und Verbraucher vorbeugend schützen wollen. Nach Bekanntwerden einer Belastung dauert es oft Jahre bis Jahrzehnte, bis ein Schadstoff gesetzlich reguliert wird. Zunächst gibt es dann meist Richtwerte – Höchstgehalte, an die Hersteller sich halten können, aber eben nicht müssen.
Erst Jahre später folgen dann Grenzwerte – diese werden für MOAH gerade auf EU-Ebene diskutiert. Aktueller Stand laut EU-Kommission: Im November dieses Jahres soll es eine Entscheidung darüber geben, ob die EU Grenzwerte festlegt, und diese sollen, Stand jetzt, ab Januar 2027 gelten.
Bis auf einige Ausnahmen soll dem Entwurf nach die Bestimmungsgrenze gelten – also die niedrigste Konzentration, die im Labor gemessen werden kann. Hier ist allerdings, wie in aller Regel, mit teils langen Übergangszeiten bis 2030 zu rechnen.
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