Ein schmerzender Hals ist oft das erste Anzeichen einer sich anbahnenden Erkältung. Aber nur eine Minderheit der Betroffenen sucht deshalb gleich einen Arzt auf. In Deutschland ist die wehe Kehle lediglich bei zwei Prozent aller Kontakte mit dem Hausarzt das Hauptanliegen des Patienten. Nur jeden sechsten Fall stuft der Arzt als schwerwiegend ein. Sind es tatsächlich die üblichen Erreger eines grippalen Infekts, dann schmerzt der Hals drei bis fünf Tage lang. Nach einer Woche ist der Spuk in der Regel vorbei, Komplikationen sind selten.
Der Griff zu Hausmitteln kann die Symptome lindern: Viel trinken, mit Salzwasser oder Salbeitee gurgeln, Kräuterbonbons lutschen oder Halswickel anlegen schafft in vielen Fällen Erleichterung - auch wenn der Nutzen dieser Maßnahmen wissenschaftlich nicht belegt ist.
Viele Menschen greifen lieber zu medizinischen Lutschtabletten aus der Apotheke oder Drogerie. Rund 25 Millionen Packungen mit Halsschmerzmitteln, die lokal betäubend, entzündungshemmend oder keimtötend wirken, gingen in den vergangenen Jahren alljährlich über den Tresen. Doch sind sie tatsächlich besser als die günstigen Hausmittel?
Im ÖKO-TEST: 20 Halsschmerzmittel, vor allem Lutschtabletten und Pastillen, aber auch Sprüh- und Gurgellösungen. Bis auf zwei Ausnahmen - ein Medizinprodukt und ein traditionelles Arzneimittel - sind alle Präparate als herkömmliche Arzneimittel im Verkehr.
Das Testergebnis
Das Geld können Sie sich sparen: Bis auf ein Produkt mit einem Gesamturteil "befriedigend" schneiden alle anderen untersuchten Mittel mit "mangelhaft" oder "ungenügend" ab.
Egal ob die Präparate entzündungshemmend, keimtötend oder lokal betäubend wirken: Ihre Anwendung bei Halsschmerzen bringt dem Geplagten keine Vorteile. Sie wirken bestenfalls rein symptomatisch, ohne die Dauer der Halsschmerzen zu verkürzen. "Die Anwendung von Lutschtabletten, Gurgellösungen und Rachensprays mit Lokalantiseptika und/oder von Lokalanästhetika oder Antibiotika wird nicht empfohlen", heißt es in einer aktuellen Leitlinie Halsschmerzen der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Weder durch Lutschen noch durch Gurgeln, allenfalls durch Sprays werden tiefe Rachenregionen wie der Kehlkopf erreicht.
Sinnvoll erscheint einzig bei starken Halsschmerzen der kurzzeitige Gebrauch der Trachilid Halstabletten, Lutschtabletten mit dem lokal betäubend wirkenden Lidocain. Für dieses Produkt liegen belastbare Daten aus einer Studie vor, weshalb wir es unterm Strich mit "befriedigend" beurteilen. Örtlich betäubend wirkt auch Benzocain, das allerdings Allergien auslösen kann. Werden solche Produkte über längere Zeit eingenommen, besteht die Gefahr, dass man eine Verschlimmerung, etwa eine bakterielle Mandelentzündung, nicht rechtzeitig erkennt und entsprechend behandelt. Auch der als Hustenlöser bekannte Wirkstoff Ambroxol (Mucoangin gegen Halsschmerzen, Lutschtabletten) soll...