Aktualisiert am 10.01.2019; Einkauf Testprodukte Nov 2017 | Eigentlich weiß es jedes Kind: Nuss-Nougat-Cremes enthalten viel Zucker und Fett. Das wissen auch die Eltern. Aber was heißt das genau? Ein Blick auf das Etikett zeigt, dass die Cremes aus Zucker, Haselnüssen, Öl, Kakao, Magermilchpulver und Emulgatoren bestehen. Wer sich die Mühe macht, findet in der sogenannten Nährwerttabelle noch Angaben zu den Mengen an Fetten, Zucker und Salz, die in 100 Gramm enthalten sind.
Aber wie diese Gehalte einzuschätzen sind, ob sie als hoch oder niedrig zu bewerten sind, dazu sagt die Tabelle nichts aus. Der Verbraucherzentrale- Bundesverband (VZBV) fordert daher seit Jahren die Einführung einer farblich unterlegten Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen. Eine solche müsste von offizieller Seite festgelegt werden, etwa der EU-Kommission.
Nuss-Nougat-Cremes im Test: Kritik an Zuckergehalt
Wir haben 18 Nuss-Nougat-Cremes in die Labore geschickt und unter anderem auf den Zuckergehalt analysieren lassen. Das Ergebnis: Insgesamt fallen 13 von 18 Aufstrichen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Die wichtigsten Gründe für das schlechte Abschneiden der meisten Produkte: Viel Zucker, außerdem Mineralöl und schädliche Stoffe aus dem Fett.
Bis zu 58 Prozent Zucker hat das Labor in den Produkten festgestellt, dazu rund 30 bis 45 Prozent Fett. Mit diesen Werten sind Nuss-Nougat-Cremes eindeutig als Süßigkeit einzustufen. Weil sie "echte" Süßigkeiten aber meist nicht ersetzen, sondern zusätzlich gegessen werden, bewerten wir erstmals den Zucker in Nuss-Nougat-Cremes. Wir beziehen uns dabei auf die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), täglich nicht mehr als fünf Prozent der Energie in Form von freien Zuckern aufzunehmen.
Für dreijährige Kinder bedeutet das ein Zuckerlimit von 15 Gramm am Tag. Mit 13 Nuss-Nougat- Cremes überschreiten Kinder dieses Limit aber bereits, wenn sie 30 Gramm davon essen – das sind etwa drei Teelöffel. Mit den anderen Produkten schöpfen sie mehr als die Hälfte aus – da bleibt noch ein kleiner Spielraum. Eine zuckerreiche Ernährung fördert Übergewicht und Karies und kann zu einer unausgewogenen Nährstoffversorgung beitragen.
Mineralöl in Nuss-Nougat-Cremes im Test
Alle Produkte sind mit den gesättigten Kohlenwasserstoffen MOSH/POSH belastet. Eine gesundheitliche Bewertung der MOSH/POSH in ihrer Gesamtheit steht immer noch aus. Aus der Analyse menschlicher Gewebe ist aber bekannt, dass sie sich zum Beispiel in der Leber oder im Fettgewebe anreichern.
In Tierstudien hatten Wissenschaftler Ablagerungen und entzündliche Effekte in der Leber beobachtet. Noch ist unklar, was das für den Menschen bedeutet. Die Fachwelt ist sich jedoch einig, dass Mineralölbestandteile in Lebensmitteln nichts zu suchen haben und weiter minimiert werden sollten. Für den Eintrag in die Nuss-Nougat-Cremes sind vermutlich vor allem die Rohstoffe verantwortlich.
POSH-Bestandteile können sich aus bestimmten Kunststoffen lösen. Sie gleichen den MOSH in ihrem Aufbau und vermutlich auch in ihren Eigenschaften, weshalb wir sie genauso bewerten.
Fünf Nuss-Nougat-Cremes mit Glycidol belastet
Nuss-Nougat-Cremes enthalten rund 30 Prozent Öle. Die Hersteller setzen noch immer überwiegend Palmöl ein, kombinieren dieses aber zunehmend, zum Beispiel mit gesünderem Rapsöl. Raffinierte Öle können mit 3-MCPD- und Glycidyl- Fettsäureestern belastet sein. Sie spalten sich im Magen-Darm-Trakt in die Bestandteile 3-MCPD und Glycidol auf.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) bewertet 3-MCPD neuerdings weniger streng; das Bundesinstitut für Risikobewertung stimmt der neuen Bewertung zu. Da demnach die Mehrzahl der Verbraucher mit dem höheren Wert noch ausreichend geschützt ist, schließen wir uns an. Die 3-MCPD-Gehalte in den Produkten sind somit als Spuren zu bewerten.
Zu Problemen in fünf Nuss-Nougat-Cremes führt hingegen die Belastung mit Glycidol. Die Efsa beurteilt diese Fettschadstoff-Komponente als deutlich gefährlicher, da sie als erbgutschädigend und krebserregend gilt und so weit wie möglich minimiert werden sollte. Wir bleiben daher bei unserer bisherigen strengen Bewertung. Viel zu hoch ist der Glycidolgehalt in einer Nuss-Nougat-Creme im Test.
Genetisch modifizierte Sojasorte in einer Creme
In einem anderen getesteten Produkt stecken Anteile von Roundup-Ready-Soja-DNA. Diese genetisch modifizierte Sojasorte ist in den Lieferketten weltweit verbreitet.
Für Hersteller ist die Vermeidung eines solchen Eintrags extrem aufwendig, da es bei Ernte, Transport, Lagerung und Verarbeitung zu unbeabsichtigten, technologisch unvermeidbaren Beimengungen kommen kann. Wir bewerten dennoch streng, weil die Gentechnik mit unabsehbaren ökologischen Risiken verbunden ist und sich nicht kontrollieren lässt.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kleinkinder 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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