Wer die Aufnahme von Mikroplastik verringern möchte, greift intuitiv eher zu Glas- als zu Plastikflaschen. Die Annahme, dass Glasflaschen im Verhältnis weniger Mikroplastikpartikel enthalten, könnte aber falsch sein. Eine Studie von Forschenden der französischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ANSES hat verschiedene Getränkebehälter wie Dosen, Getränkekartons und Glasflaschen untersucht – und zeigt überraschende Ergebnisse.
Deshalb ist Mikroplastik ein Problem
Zum Hintergrund: Bei Mikroplastik handelt es sich um "feste, wasserunlösliche Kunststoffpartikel, die fünf Millimeter und kleiner sind" – so lautet die Definition des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Eine Übersichtsstudie von The Lancet kommt zu dem Ergebnis, dass schätzungsweise acht Milliarden Tonnen Plastikmüll den Planeten verschmutzen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch der Mensch Mikroplastik über die Nahrung, die Haut und die Atmung aufnimmt.
Eine weitere Übersichtsstudie zeigt auf, dass Mikroplastik in verschiedenen Geweben, Organen und Körperflüssigkeiten nachgewiesen wurde: In Lungen, Nieren und sogar in Blut wurde es gefunden. Das deutet darauf hin, dass Mikroplastik den Körper durchquert. Es kann aber auch wieder ausgeschieden werden: Über Kot, Urin und Ausatmung.
Die langfristigen Auswirkungen von Mikroplastik auf den Körper sind laut dieser Studie noch nicht ausreichend erforscht. Das liege vor allem daran, dass es schwierig sei, realistische Bedingungen und einheitliche Regelungen für die Untersuchungen zu schaffen.
Mikroplastik: Dieses Getränk ist am meisten belastet
Doch zurück zur Studie. Diese hatte das Ziel, den Grad der Mikroplastikbelastung in verschiedenen Getränken wie Wasser, Softdrinks, Bier und Wein zu untersuchen. Dafür wurden Getränkeproben in fünf verschiedenen Getränkebehältern analysiert.
Das Ergebnis: Alle Proben enthielten Mikroplastik. Je nach Getränkeart gab es jedoch erhebliche Unterschiede. Bier wies die höchste durchschnittliche Kontamination auf, gefolgt von Limonade. Die geringste Kontamination zeigte sich in Wasser.
Hier die durchschnittlichen Belastungen im Detail:
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Bier: 82,9 ± 13,9 MPs/L
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Limonade: 45,2 ± 21,4 MPs/L
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Cola: 31,4 ± 16 MPs/L
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Tee: 28,5 ± 13,1 MPs/L
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Wein: 8,2 ± 3,3 MPs/L
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Wasser: 2,9 ± 0,7 MPs/L
Plastikflaschen sind besser als Glasflaschen
Darüber hinaus untersuchte die Studie die Auswirkungen verschiedener Verpackungsarten (Kunststoff, Glas, Karton, Dose und Cubitainer). Das überraschende Ergebnis: Mit Ausnahme von Wein war der Mikroplastik-Gehalt in Glasflaschen im Vergleich zu Plastikflaschen bei allen Getränken deutlich höher.
Ein Beispiel:
- Tee aus Plastikflaschen enthielt durchschnittlich 2,2 ± 1,0 MPs/L.
- Tee aus Glasflaschen enthielt durchschnittlich 86,3 ± 35,3 MPs/L.
Eine mögliche Erklärung dafür könnten laut Studie die Verschlüsse der Glasflaschen sein: So zeigte sich, dass die in den Glasflaschen gefundenen Mikroplastikpartikel die gleiche Farbe und polymere Zusammensetzung hatten wie die Farben, die für die Verschlüsse verwendet wurden.
Das würde auch erklären, warum der Wein in Glasflaschen als einziges Getränk nicht stärker belastet war. Denn dieser war mit Kork statt mit plastikhaltigen Deckeln verschlossen.
Reinigung der Deckel könnte helfen
Es gibt laut der Studie aber eine Lösung, um die MP-Kontamination in Glasflaschen zu verringern. Eine vorherige Reinigung der neuen Verschlüsse – etwa durch Ausblasen und Spülen – könnte Abhilfe schaffen: In Versuchen ließ sich die Anzahl der Mikroplastikpartikel pro verschlossener Flasche dadurch auf ein Drittel reduzieren.
Ganz verhindern kann man, so die Forscherinnen und Forscher, die Mikroplastikpartikel im Getränk jedoch nicht. Desweiteren betonen sie, dass es aufgrund fehlender toxikologischer Daten derzeit nicht möglich ist, festzustellen, ob der Konsum solcher Getränke ein Risiko für die Gesundheit darstellt oder nicht.
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