- Keine Margarine im Test schneidet mit Bestnote ab. Zwei Produkte aber können wir mit "gut" empfehlen.
- Ärgerlich: Alle überprüften Margarinen enthalten Mineralöl - die einen mehr, die anderen weniger.
- Auch Palmöl ist ein großes Thema, denn die Gewinnung des Fetts ist mit Problemen verbunden. Daher beim Einkauf palmölhaltiger Margarine auf das RSPO-Label mit dem Zusatz "zertifiziert" achten: Es darf nur auf der Packung stehen, wenn im Produkt ausschließlich zertifiziertes Palmöl steckt.
Mal als gesunde Alternative zu Butter gehypt, dann als minderwertiges Industrieprodukt verteufelt: Das Image der Margarine hat in den vergangenen Jahrzehnten einiges mitgemacht. Derzeit bekommen die Streichfette neuen Auftrieb: In der komplett pflanzlichen Variante sind sie nicht nur für Veganerinnen und Veganer ein interessanter Ersatz zur Butter.
Auch die Klimabilanz von Margarine ist laut Ifeu-Institut Heidelberg um etwa das Dreifache besser als Butter. Doch was steckt eigentlich in Margarine?
Inhaltsstoffe: So setzt sich Margarine zusammen
Margarine ist ein industriell hergestelltes Kunstprodukt. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus:
- Fetten
- Ölen
- Wasser
- Zusatzstoffen
Eine zentrale Rolle in den Rezepturen spielen Palmöl und in kleinerem Umfang andere tropische Fette wie Kokosöl oder Sheabutter. Diese Fette machen die Margarine streichfest. Und damit sind wir schon bei den Problemen: Margarine können wir nur zum Verzehr empfehlen, wenn ihre tropischen Fette aus nachhaltigem Anbau stammen – und sie gleichzeitig keine Schadstoffe enthält.
Das ist allerdings bei den wenigsten Margarinen in unserem Test der Fall. Die Folge: Nur zwei Produkte sind mit "gut" empfehlenswert. Von sechs raten wir sogar ab – sie fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.

Fast alle Margarinen im Test mit Mineralöl verunreinigt
Regelrecht abgeschmiert sind die Margarinen, was ihre Verunreinigung mit Mineralölbestandteilen angeht: In allen Produkten hat das von uns beauftragte Labor gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) nachgewiesen. Und das nicht zu knapp: In den meisten bewerten wir deren Gehalte als "erhöht" oder sogar "stark erhöht". Einmal sind es allerdings nur Spuren.
MOSH reichern sich im menschlichen Fettgewebe und der Leber an – mit bislang unbekannten Folgen. Doch woher stammt das Mineralöl, das in den Margarinen steckt? Eine Erklärung können in der Produktion eingesetzte Schmieröle sein.
Woher stammt das Mineralöl in den Margarinen?
Allerdings versicherte uns ein Hersteller beispielsweise, dass er in seiner eigenen Produktion nur noch mit mineralölfreien Schmierölen arbeitet – und wies gleichzeitig daraufhin, dass Mineralöl in angelieferten Rohstoffen stecken kann. "Ihre Analyse zeigt uns, dass wir weiterhin an diesem Thema arbeiten müssen. Insbesondere Palmöl weist relativ hohe Gehalte von MOSH auf."
Die Bio-Hersteller haben das Problem übrigens keinesfalls besser im Griff als die konventionellen. Eines der Bio-Produkte enthält sogar zusätzlich besonders schädliche Mineralölbestandteile: Möglicherweise krebserregende aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH).
Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass weder MOSH noch MOAH etwas in Lebensmitteln zu suchen haben. Hier sind aus unserer Sicht die Hersteller gefragt. Sie müssen sich dem Problem annehmen, Kontaminationsquellen während Ernte, Produktion oder Transport ausfindig machen und sie beseitigen.
Möglicherweise krebserregende Fettschadstoffe gefunden
Positiv ist aufgefallen, dass Transfettsäuren allenfalls in Spuren in den Margarinen im Test enthalten sind. In der Vergangenheit waren ungesunde Transfettsäuren häufg ein Thema in Margarinen. Hier haben die Hersteller ihre Produkte verbessert.
In zwei Streichfetten haben die Laborexperten allerdings möglicherweise krebserregende Fettschadstoffe in Mengen gemessen, die wir als "erhöht" einordnen: Einmal Glycidol und einmal 3-MCPD.
Das Problem mit Palmöl in Margarinen
Kommen wir zum Palmöl. Es ist, genau wie Kokosöl oder Sheabutter, bei Zimmertemperatur hart und sorgt deshalb für die Streichfestigkeit der Margarine. Doch die Gewinnung des tropischen Fetts ist mit Problemen verbunden. Für den Anbau der Ölpalmen werden im großen Stil tropische Wälder abgeholzt oder durch Brandrodung zerstört. Das vernichtet wertvolle Lebensräume und setzt sehr viel klimaschädliches Kohlendioxid frei.
Andererseits lässt sich auf vergleichsweise kleiner Anbaufläche viel Palmöl gewinnen. Palmöl komplett zu ersetzen ist deshalb keine Lösung. Ein guter Weg ist es in unseren Augen, wenn Lebensmittelhersteller Palmöl aus Lieferketten beziehen, in denen sie Probleme wie Entwaldung oder Menschenrechtsverletzungen ausschließen können.
In diesem Test wollten wir deshalb herausfinden, ob die Anbieter Verantwortung für die sozialen und ökologischen Aspekte ihrer Lieferkette übernehmen. Dafür schickten wir ihnen umfangreiche Fragebögen und baten sie zusätzlich, uns ihre Lieferkette vom getesteten Päckchen Margarine bis zur Plantage nachzuweisen.

Etliche Unternehmen verweigern Einblick in Lieferkette
Das Ergebnis ist enttäuschend: Vollständige Lieferbelege erhielten wir lediglich für sechs Margarinen im Test. Etliche Unternehmen verweigerten Einblicke in ihre Lieferkette komplett. Für uns ist eine lückenlose Rückverfolgbarkeit des Produkts jedoch eine Voraussetzung, damit wir die Zertifizierung des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) anerkennen können.
Dieser ursprünglich auf Initiative des WWF angestoßene Standard hat mit seiner Überarbeitung von 2018 einige Schwächen behoben. Er ist zwar ein Mindeststandard, aber aus unserer Sicht dennoch der derzeit beste verfügbare Ansatz, verantwortungsvoll hergestelltes Palmöl weiter voranzutreiben.
Palmölgewinnung: Dafür steht die Zertifizierung RSPO
Teil des Standards der RSPO sind:
- Das Verbot des Rodens weiterer intakter Wälder und schützenswerter Gebiete.
- Die Einhaltung grundlegender Menschenrechte.
- Die Unterstützung von Kleinbauern.
- Eine schrittweise Annäherung an eine faire Bezahlung.
Allerdings gibt es beim RSPO verschiedene Levels, und nur die Zusätze SG oder IP garantieren, dass tatsächlich 100 Prozent des Palmöls im Produkt zertifiziert sind. In unserem Test sind das insgesamt nur 9 von 15 palmölhaltigen Margarinen – das ist ausbaufähig.
Problem: Die Levels sind anhand der Labels auf den Produkten für Kundinnen und Kunden nicht erkennbar. Deshalb unser Tipp: Beim Einkauf palmölhaltiger Margarine auf das RSPO-Label mit dem Zusatz "zertifiziert" achten. Das darf nur auf der Packung stehen, wenn im Produkt ausschließlich zertifiziertes Palmöl steckt.

Margarine ohne Palmöl im Test
Wir haben auch fünf Margarinen getestet, die ohne Palmöl auskommen. Eine Marke setzt stattdessen auf Sojaöl mit Herkunft Brasilien. In Brasilien verschwinden riesige Waldflächen für den Sojaanbau – eine nachhaltige Alternative zu Palmöl ist das also keineswegs.
Andere Margarinen ersetzen Palmöl durch die ebenfalls tropischen Fette Kokos oder Shea. Schon besser, denn Shea wird von wildwachsenden Bäumen geerntet; Entwaldung spielt hier keine Rolle. Die Kehrseite von Kokos und Shea: Die Fette enthalten im Vergleich zu Palmöl noch weniger von den gesunden ungesättigten Fettsäuren. Das zeigt die Laboranalyse ganz klar, sodass gerade die palmölfreien Margarinen Abzüge für eine ungünstige Fettzusammensetzung erhalten.
Butter oder Margarine: Was ist gesünder?
Apropos Fettzusammensetzung. Ist Butter oder Margarine die gesündere Alternative? Die Antwort: Es kommt drauf an. Ein großer Vorteil von Butter ist, dass man bei dem Naturfett genau weiß, was drin ist. Margarine dagegen ist ein industriell hergestelltes Kunstprodukt. Ob am Ende etwas Gesundes rauskommt, hängt von den verwendeten Zutaten ab.
Vor allem das Fettprofil der eingesetzten Öle ist dabei maßgeblich: Tropische Fette wie Kokos-, Shea- oder Palmöl machen die Margarine streichfest, liefern aber mehr von den ungesunden gesättigten Fettsäuren. Rapsöl oder Sonnenblumenöl enthalten dagegen mehr ungesättigte Fettsäuren. Diese gelten unter anderem deshalb als gesund, weil sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erwiesenermaßen senken.

Mehr ungesättigte Fettsäuren in Margarinen
Während Butter zu rund 60 Prozent aus gesättigten Fettsäuren besteht, ist das Verhältnis bei den Margarinen häufig umgekehrt: Bei immerhin zwölf Streichfetten in unserem Test machen die gesättigten Fettsäuren weniger als ein Drittel aus.
Enthält die Margarine viel Rapsöl, macht sich das auch im Gehalt der besonders wertvollen Omega-3-Fettsäuren bezahlt: Zehn Streichfette kommen auf über fünf Prozent Omega-3 im Fettanteil, Butter nur auf rund ein Prozent. Aus gesundheitlicher Sicht spricht also manches für Margarine. Doch die Mischung macht’s: Wer viele gesunde Öle wie Raps oder Olive isst, verträgt auch das eine oder andere Stück Butter.
Pflanzliche Margarine nicht gleich vegane Margarine
Margarine kann für Veganerinnen und Veganer ein Ersatz für Butter sein. Doch Vorsicht beim Einkauf: Margarine ist nicht immer vegan. Als "pflanzlich" ausgelobte Margarine darf bis zu zwei Prozent tierische Fette enthalten. In acht Streichfetten im Test sind Milchbestandteile wie Molke enthalten.
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