Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren. Dass aber Alkohol im Übermaß nicht sonderlich gesund ist, weiß schon jedes Kind. Dennoch glauben viele Erwachsenen gerne, dass geringe Mengen Alkohol sogar gesundheitsförderlich sind, was sie auch immer wieder in diversen Publikationen lesen können.
Professor Helmut Karl Seitz, Leiter des Zentrums für Alkoholforschung, Lebererkrankungen und Ernährung, Krankenhaus Salem, Universität Heidelberg kann die Aussage so nicht bestätigen. "Die Schlüsse, die aus großen epidemiologischen Studien gezogen worden sind, sind zum Teil nicht korrekt", erläutert er. Alkohol steigert zwar das gute HDL-Cholesterin und verbessert die Fließeigenschaften des Blutes. "Davon profitieren hauptsächlich Menschen über 60, die häufig schon an diversen Risikofaktoren wie Arteriosklerose und erhöhtem Cholesterinspiegel leiden oder bereits einen Herzinfarkt erlitten haben", so Seitz. Bei Jüngeren und Gesunden ist das Risiko von Alkoholgenuss höher als der Nutzen. Aber schädlich ist das Viertele Wein doch auch nicht, oder? Wie für so viele Dinge im Leben gibt es zu diese Frage keine eindeutige Antwort. Es kommt darauf an, welche Konstitution, welches Geschlecht und welche genetische Ausstattung der Mensch hat. Frauen vertragen beispielsweise nur halb so viel Alkohol wie Männer, ohne Schaden zu nehmen. Es gibt suchtgefährdete Menschen und solche, denen die Enzyme zum Abbau von Alkohol fehlen, was bei Asiaten sehr viel häufiger vorkommt als in anderen Bevölkerungsgruppen. Ihr Risiko, an den Folgen des Alkoholkonsums zu erkranken, ist deutlich erhöht.
Wegen all dieser Unwägbarkeiten empfehlen Fachgesellschaften und Experten als mit hoher Wahrscheinlichkeit unschädliche Menge für Männer ein viertel Liter Wein, für Frauen ein achtel Liter Wein pro Tag. Da Bier weniger Alkohol enthält, kann man sich etwa die doppelte Menge genehmigen. Um Gewöhnungseffekte zu verhindern, sollten zwei bis drei Tage in der Woche alkoholfrei sein.
Es gibt verschiedene Theorien, wodurch der Brummschädel nach dem Genuss von Alkohol entsteht. Eine davon macht den Stoff Acetaldehyd als Übeltäter aus. Das Stoffwechselprodukt entsteht im Körper beim Abbau von Alkohol und hat einen entscheidenden Anteil an der krebserregenden Wirkung von Alkohol. Zahlreiche Studien belegen: Chronischer, übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Tumore in Mund, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Dickdarm, Mastdarm, Brust und Leber.
Alkohol ist ungesund. 27 % der Männer und 16 % der Frauen trinken mehr als empfohlen
Aber nicht nur im Körper, sondern auch im Getränk selbst entsteht Acetaldehyd. Der Lebensmittelchemiker Dr. Dirk Lachenmeier vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe nahm an einem Expertentreffen der Internationalen Organisation zur Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer/IARC) teil, auf dem die Rolle von Acetaldehyd bei der Krebsentstehung diskutiert wurde. Lachenmeier ste...