Lehm ist ein uralter natürlicher Baustoff, der seit einigen Jahren ein beachtliches Comeback als ökologisches Material hingelegt hat. Grund für die Renaissance des Baustoffs ist die Tatsache, dass Lehm Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen, speichern und nach und nach wieder abgeben kann. So werden für die Schleimhäute ungesund niedrige oder schimmelfördernde hohe Luftfeuchtespitzen ausgeglichen, und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Luftfeuchtigkeit auf 45 bis 55 Prozent einpegelt - ein für den Menschen optimal verträgliches Raumklima. Ein weiterer Grund für die neue Beliebtheit von Lehm: Räume lassen sich mit natürlichen Farbtönen und je nach Art des Auftrags mit besonderen Strukturen gestalten.
Lehm ist ein Gemisch aus Ton und unterschiedlichen sandigen Anteilen. Mit Wasser versetzt, entsteht eine plastische formbare Masse. Ton und Sand werden an vielen Orten in Deutschland gewonnen. Sie finden sich in verschiedenen geologischen Schichten. So ist zum Beispiel der Westerwald in Hessen ein Gebiet mit bedeutenden Vorkommen. Der dort ansässige Hersteller Maroton verwendet, wie er uns erläuterte, verschiedenfarbige Lehme und Sande aus der Region, die er selbst selektiv abbaut, sodass er ohne weitere Pigmente unterschiedliche Putze anbieten kann. Andere Hersteller greifen zu mineralischen Pigmenten, möglicherweise auch in die chemische Trickkiste, um ein großes Spektrum mit kräftigen Farbtönen anbieten zu können.
Lehmputz wurde in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Es stehen heute verschiedenste Produkte zur Verfügung. Als dicke Grundputze schaffen sie eine ebene Grundlage und dienen als Trägerschicht für Oberputze, Fein- und Edelputze, die dann die Optik ausmachen. Aber erst ab einer Stärke von etwa einem Zentimeter in einem durchschnittlich großen Raum kann der Lehm nach Aussagen von Fachleuten seine positiven Eigenschaften voll ausspielen. Bei den richtigen Lehmputzen ist allerdings handwerkliches Können vonnöten und sie sind teurer als normaler Gips- oder Zementputz. Deshalb, oder weil bereits ein anderer Putz vorhanden ist, begnügen sich Bauherren oft mit einem Lehmanstrich, der aber aufgrund der minimalen Stärke nur noch wenig oder gar nicht zum Raumklima beitragen kann. Weitere Nachteile: Lehmanstriche gelten im Vergleich zu Dispersionen als weniger strapazierfähig, was sich zum Beispiel in einem höheren Abrieb zeigen kann.
Für Heimwerker sind Lehmfarben und Lehmstreichputze relativ einfach zu verarbeiten, ähnlich anderen Wandfarben. Lehmanstrichstoffe enthalten neben Ton noch ein weiteres Bindemittel zur Stabilisierung, zum Beispiel Stärke oder Zellulose. Lehmfarben gibt es bereits fertig angemischt, in Weiß mit Kreiden, Marmormehl oder Titandioxid - oder in zahlreichen Farben. Sie müssen mit einem oft synthetischen Konservierungsmittel haltbar gemacht werden. Als Streichputze bezeichnen sich Lehmfarben mit Kornanteilen, die oft noch angerührt werd...