Allergiemittel für die Haut im Test: Keins ist "sehr gut"

ÖKO-TEST Jahrbuch Kosmetik für 2011 | Autor: Jürgen Steinert | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 05.11.2010

Die Ursachen von Hauterkrankungen können höchst unterschiedlich sein.
Foto: Olga by Shefer/Shutterstock

Gegen allergische Hauterkrankungen gibt es in der Apotheke eine Reihe rezeptfreier Präparate, die den Betroffenen das Leben erleichtern sollen. Immerhin sechs untersuchte Mittel haben mit "gut" abgeschnitten.

Allergien auf Nahrungsmittel oder Medikamente, Infektionen durch Bakterien, Pilze oder Viren, Kontakt mit chemischen Substanzen, gestörte Körperfunktionen - die Ursachen von Hauterkrankungen können höchst unterschiedlich sein. Ekzeme äußern sich als entzündliche, meist juckende, aber nicht ansteckende Hauterkrankungen. Im akuten Fall zeigen sich Rötungen, Bläschen, Schwellungen, bei chronischen Erkrankungen wird die Haut trocken und schuppig, schmerzhafte Risse bilden sich. Für leichtere Beschwerden gibt es etliche rezeptfreie, äußerlich anzuwendende Zubereitungen zu kaufen.

Allergiemittel für die Haut: Das Testergebnis

ÖKO-TEST hat 13 Allergiemittel für die Haut begutachten und auf problematische und umstrittene Stoffe untersuchen lassen. Kein Präparat im Test erzielt die Note "sehr gut", immerhin sechs beurteilen wir mit "gut".

Hydrocortison eignet sich zur Behandlung von leichten bis mäßigen entzündlichen, allergischen und juckenden Hauterkrankungen, weil es die Überreaktion des Immunsystems unterdrückt. Gleichzeitig hemmt es die Zellteilung, weshalb bei längerer Anwendung die behandelte Haut dünner werden kann.

In den Beipackzetteln der Produkte ist die Anwendungsdauer deshalb auf ein bis zwei Wochen beschränkt. Wie auch andere äußerlich aufgetragene Kortikoide unterdrückt Hydrocortison lediglich die Symptome, bekämpft jedoch nicht die Ursache der Hauterkrankung.

Die antiallergischen Wirkstoffe Bamipin, Chlorphenoxamin und Dimetinden sollen vor allem bei juckenden und allergischen Hautreaktionen wie Sonnenbrand und Insektenstichen helfen. Zwar können sie prinzipiell Entzündungen unterdrücken, doch ist zweifelhaft, ob die erwünschte Wirkung bei Anwendung auf der Haut überhaupt eintritt. Wir werten Bamipin und Dimetinden daher um zwei Noten ab, die halogenhaltige Verbindung Chlorphenoxamin um drei Noten.

Kritikwürdige Inhaltsstoffe in Allergiemitteln für die Haut

Fünf Präparate enthalten PEG/PEG-Derivate. Wegen ihrer emulgierenden Wirkung werden diese Substanzen in Cremes eingesetzt, um die Bestandteile gleichmäßig zu mischen. Allerdings können sie die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.

Kommt es bei der Anwendung der Präparate zu Hautreizungen, kann dies an bestimmten Hilfsstoffen liegen, zum Beispiel dem Antioxidans Butylhydroxytoluol, den Konservierungsstoffen Sorbinsäure/Kaliumsorbat und Methyl-4-hydroxybenzoat, dem Löse- und Feuchthaltemittel Propylenglycol oder den Emulgatoren Cetyl- und Cetylstearylalkohol.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 2/2009 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2011 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Testverfahren

Bewertungslegende 

Unter dem Testergebnis Pharmakologische Begutachtung führt zur Abwertung um drei Stufen: ein Antihistaminikum als Wirkstoff, das gleichzeitig eine halogenorganische Verbindung ist (Clemastin, Chlorphenoxamin). Zur Abwertung um zwei Stufen führen: Antihistaminika, die keine halogenorganischen Verbindungen sind (Diphenhydramin, Bamipin, Dimetinden). Zur Abwertung um jeweils eine Stufe führen: a) Hydrocortison; b) Lidocain; c) fehlender Hinweis im Beipackzettel zur möglichen Hydrocortison-Nebenwirkung Dünnerwerden der Haut; d) fehlender Hinweis im Beipackzettel zur eingeschränkten Reißfestigkeit von Kondomen bei paraffinhaltigen Zubereitungen; e) fehlender Hinweis auf örtlich begrenzte Hautreizungen durch bestimmte Hilfsstoffe, hier Propylenglycol.

Unter dem Testergebnis Hilfsstoffe führen zur Abwertung um zwei Stufen: PEG/PEG-Derivate. Zur Abwertung um eine Stufe führt: mehr als 1 Prozent Paraffine/Erdölprodukte/apolare Silikone.
Die Testergebnisse Pharmakologische Begutachtung und Hilfsstoffe werden zunächst getrennt bewertet. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Pharmakologische Begutachtung und dem Testergebnis Hilfsstoffe. Das Gesamturteil kann nicht besser sein als
das schlechteste Einzelergebnis.

Testmethoden

Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol, Bestimmung mittels Fotometrie.Halogenorganische Verbindungen (falls nicht deklariert): a) Wasserdampfdestillation, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom; microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes; b) Reinigung der Proben mit Kieselgel, Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extraktes im Sauerstoffstrom; microcoulometrische
Bestimmung des Halogengehaltes.
Diethylphthalat: Extraktion mit TBME, GC-MS.
PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: September 2008

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 2/2009 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2011 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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